Van Helsing kommt dieser Tage ja ziemlich rum. Ursprünglich Bram Stokers betagter und besonnener Vampirjäger, hat sich der Dämonen-Hascher durch etliche Ecken der Popkultur geschlagen und dabei mächtig vielen Geschöpfen der Unterwelt das Fürchten gelehrt. So auch in Entwickler Neocores The Incredible Adventures of Van Helsing-Serie, bei dem der titelgebende Held jedoch der Sohn des berühmten Abraham Van Helsing ist. Jetzt geht die Serie mit dem dritten Teil in die Verlängerung und auch wenn ich den beiden Vorgängern damals nicht die gebührende Ehre erwies, bin ich für ein gutes Action-RPG doch immer zu haben und habe dem guten Van Helsing mal als Serien-Neuling über die Schulter geschaut.
Auf der Jagd
Was braucht jeder anständige Held, der schon ein paar Dienstjahre auf dem Buckel hat? Natürlich eine anständige Nemesis. Auch jemand wie Van Helsing ist da keine Ausnahme und so kommt es, dass schon in den ersten Minuten klar wird, worauf es unser Protagonist in seinem neuesten Abenteuer abgesehen hat: Auf einem Rachefeldzug jagt er den mysteriösen Gefangenen Nr. 7, einen früheren Verbündeten, welchem durch sein Verrat ein mächtiges Artefakt in die Hände gefallen ist. In einem vom Chaos regierten Borgovia, dem Schauplatz des Spiels, gilt es außerdem noch die um die Vorherrschaft ringenden Fraktionen in Schach zu halten, welche sich um die Machtübernahme nach dem Bürgerkrieg streiten. Van Helsing hat also alle Hände voll zu tun.
Als Neuling sollte man nicht erwarten, hier direkt mitzukommen. The Incredible Adventures of Van Helsing III gibt sich nicht besonders viel Mühe, den Plot auch Neuzugängen zugänglich zu machen, sondern kümmert sich eher um eingeweihte Fans. Außer einer kurzen Introsequenz gibt es nicht viel Exposition, und schon bei der ersten Mission in einem geheimen Laboratorium stolpert das Spiel ein bisschen in die Handlung hinein. Dabei lohnt es sich eigentlich, die Story nicht völlig abzuschreiben, denn auch wenn hier kein Epos glorreichen Ausmaßes geboten wird, kann sich der Titel durch eine ordentliche Portion Humor in den Dialogen behaupten, allerdings ohne dabei die Nerven zu strapazieren. Vor allem die Schlagabtäusche zwischen dem grimmigen Van Helsing und seinem gespenstischen Sidekick Katarina, einer Geisterdame, die euch auch im Kampf unter die Arme greift, gehören zu den unterhaltsamsten Zeilen im Spiel. Ein bisschen Augenzwinkern gehört außerdem schon dazu, wenn man sein Spiel in eine Steampunk-Gothic-Version des 19. Jahrhunderts versetzt, in dem man fast mehr klischee-behaftete Werwölfe, Vampire und Gnome als normale Menschen sieht.
Die Talente und Tricks eines Dämonenjägers
Worüber Neulinge sich jedoch keine Sorgen machen sollten, ist das Gameplay. Hier wandelt The Incredible Adventures of Van Helsing III auf ausgetretenen Pfaden und versucht nur am Rande, ein paar eigene Kniffe einzuführen. Wer schon mal ein Action-RPG gespielt hat, sollte sich schnell zurecht finden: Ihr wandelt in einer Top-Down Perspektive durch düstere Dungeons, heizt links und rechts den Mobs mit eueren klassenspezifischen Fähigkeiten ein und sammelt soviel Beute auf, bis ihr keinen Platz mehr habt. Je mehr Beute desto besser, ebenso wie bei den Erfahrungspunkten, welche euch dabei helfen aufzuleveln, um so in euren recht umfangreichen Fertigkeitsbäumen immer mächtigere Fähigkeiten freizuschalten. Fast alle Fähigkeiten haben außerdem noch extra Powerups, welche sie temporär stärker machen und mit eurer Rage-Leiste aktiviert werden müssen. Diese ist begrenzt und füllt sich auf, wenn Gegner ins Gras beißen. Insgesamt eine nette Mechanik, auch wenn es ein bisschen anstrengend ist, vor jedem Schuss mehrere Powerups für einen einmaligen Effekt zu aktivieren, was sie ein bisschen in Vergessenheit geraten lässt.
Die sechs verschiedenen Klassen, die euch zur Verfügung stehen bieten einiges an Variabilität und dürften die meisten Spielstile dabei abdecken. So dient der Protektor dank Stahlrüstung und -schild als ausdauernder Tank, während der Elementalist dank Feuer- und Blitzzauber eine Art gläserne Kanone darstellt – wenig Leben, viel Schadenspotential. Einige Exoten sind ebenfalls vorhanden: So handelt es sich bei dem Phlogistonier um einen Krieger im Mecha-Exoskelettt und einem dazu passenden Arsenal an Raketen und Minen. Dank dem Setting gibt es was die verschiedenen Fertigkeiten angeht genug Spielraum für Magie, Wissenschaft und Nahkampf, was dem Titel gut zu Gesicht steht. Die abwechslungsreichen Klassen sind definitiv ein starker Pluspunkt für Van Helsing III.
Hilfe aus dem Jenseits
Mit dem leidigen Problem der fehlenden Unterstützung, wenn man einen fragilen Fernkämpfer spielt, geht der Titel ebenfalls geschickt um: Dank Katarina, eurer geisterhaften Begleitung, müsst ihr euch darüber nicht mehr allzuviel Sorgen machen. Denn eure ektoplasmische Mitstreiterin hat nicht nur ein freches Mundwerk, sondern kann auch ordentlich austeilen – sowohl im Nah- als auch im Fernkampf. Das gibt euch die Chance, auch als Zauberer nicht sofort den Löffel abzugeben falls mal ein paar umfangreichere Mobs auf euch zukommen und im Gegenzug habt ihr als Tank eine praktische Rückenstärkung. Ebenfalls nützlich: Bei zu viel wertloser Beute kann sich Katarina zum Shop teleportieren, wo sie liebend gern besagtes Gerümpel für euch verscherbelt, ohne dass ihr euch mit unnötigem Backtracking herumschlagen müsst. Um Regenerations-Tränke müsst ihr euch übrigens auch keine Sorgen machen: Hier wurde dank einer wiedervewendbaren Flasche mit Abklingzeit entschlackt.
Optisch lässt sich der Titel seine Indie-Herkunft kaum anmerken. Die detailreichen Charakte machen nämlich durchaus auch noch was her wenn man etwas näher heranzoomt, auch wenn jede Klasse über den gesamten Spielverlauf leider gleich aussieht und nicht etwa wie in Diablo 3 die Ausrüstung auch von außen zu sehen ist. So genau schaut man allerdings selten hin, schon gar nicht in der Hitze des Gefechts. Und hier kann Van Helsing III immerhin auf ganzer Linie überzeugen: Dank der zahlreichen Fähigkeiten gibt es immer genug Effekte und Explosionen auf dem Bildschirm und wenn es kracht, blitzt und brennt sieht das Spiel am besten aus. Hinzu kommt noch die düster angehauchte Spielwelt, welche dank ihrem 19. Jahrhundert-Fantasy-Setting eine ganz eigene Atmosphäre entwickelt: Ein interessanter Mix aus Steampunk, Gothic und dem Charme eines Horror-Groschenromans verleiht dem Ganzen einen eigenen Charakter.
<
strong>Fazit
The Incredible Adventures of Van Helsing III bietet durch und durch kompetente Action-RPG Kost. Während der Plot wohl eher für Serien-Veteranen interessant sein dürfte, werden sich beim Gameplay wohl die meisten zurecht finden. Hier wird wenig neu gemacht oder experimentiert, aber die paar Kniffe, die sich Van Helsing III traut, sind durchaus willkommen und setzen auf einer soliden Grundlage auf, bei der nicht viel enttäuscht, aber auch nichts aus den Socken haut. Insgesamt kann sich diese Monsterhatz also durchaus sehen lassen.