5 Jahre ist es schon her, dass Sony seine Protagonistin Kat in Gravity Rush auf der Playstation Vita die Welt auf den Kopf stellen ließ. 2016 kam dann noch ein inhaltsgleiches Remaster für die PS4 heraus, so dass unter den Lesern sicher der Ein oder Andere das Spiel kennen dürfte. Jetzt ist es also wieder soweit und mit Gravity Rush 2 steht der Nachfolger für die PS4 in den Läden. Das einzigartige Gameplay mit Elementen der Gravitation ist also zurück und ich möchte im folgenden Test klären, ob das Spiel wieder dieselbe Anziehungskraft wie der Vorgänger ausstrahlt.
Was? Wie? Wo?
Nach einem Gravitationssturm finden sich unsere Heldin Kat und ihr Freund Syd in einem fliegenden Dorf wieder. Hier regiert die Arbeit und die Minenschürfer gehen ihrer langweiligen Arbeit nach, immer mit dem Arbeitsdruck der Oberen auf ihren Schultern. Kat hat ihre Gravitationsfähigkeiten verloren und so helfen sie und Syd den Dorfbewohnern bei der täglichen Arbeit. Durch einen Zufall gelangt Kat wenig später wieder in den Besitz ihrer Kräfte und die Geschichte nimmt ihren Lauf.
Das Spiel setzt hier übrigens an Teil 1 an. Vorkenntnisse sind von Vorteil, aber kein Muss. Erzählt wird die Geschichte hauptsächlich durch Comicstrips, aber auch Zwischensequenzen kommen zum Einsatz. Bei der Erzählweise hat man sich auf eine übergeordnete Geschichte festgelegt, aber es gibt immer wieder kleine und in sich geschlossene Erzählungen, die durch die Comics sehr ansehnlich präsentiert werden. Dadurch entstehen immer wieder starke, witzige und emotionale Momente, die im Gedächtnis bleiben. Daran haben auch die starken Charaktere ihren Anteil.
Spielerisch steht natürlich die Schwerelosigkeit im Vordergrund. Auf Knopfdruck ist es Kat möglich jene aufzuheben und in die Luft zu schweben und sich dort frei zu bewegen. Doch die Kraft reicht leider nicht für endlose Flüge. Durch einen erneuten Knopfdruck hebt man die Gravitation wieder auf und die Anziehungskraft holt die Dame auf den Boden der Tastsachen zurück und die Kraft kann sich für den nächsten Ausflug in den Himmel erholen.
Vorangetrieben wird die Handlung durch viele abwechslungsreiche Hauptmissionen, die einen in immer neue Gebiete vordringen lassen. Auch an Nebenaufgaben mangelt es nicht. Diese sind leider schematisch sehr einfach gehalten und es geht hier oft um einfache Botenaufträge oder Suchaufgaben.
Eine schöne Neuerung ist eine Art Schatzsuche mit der Hilfe anderer Spieler. Hier macht man ein Foto von einer Schatzkiste, welches dann andere Spieler zur Suche genau dieser Kiste nutzen können. So wurde eine relativ simple Idee wirklich gut umgesetzt und eine kleine Online-Komponente ins Spiel gebracht.
Kampf. Kamera. Chaos.
Auch das Kampfsystem bedient sich natürlich der Gravitationsthematik. Es gibt verschiedene Arten von Gegnern, so dass die Kämpfe oft eine wilde Hatz zwischen Bodengegnern und Gegnern in der Luft sind. Kat hat verschiedene Angriffe zur Verfügung, die sich nach und nach mit gesammelten Diamanten aufwerten lassen. So könnt ihr anfangs z.B. nur 2 Elemente aus der Umgebung (bspw. Felsbrocken) zu euch ziehen und auf den Gegner loslassen. Diese Anzahl lässt sich durch den Einsatz von Diamanten erhöhen, was im Kampf zu deutlichen Vorteilen führt. Desweiteren gibt es im Laufe des Spiels die Möglichkeit Talismane zu bekommen, welche verschiedene Vorteile mit sich bringen, wie z.B. eine erhöhte Gesundheitsleiste.
Auch kreuzen immer wieder größere Bosse den Weg der Protagonistin. Diese Kämpfe erfordern genretypisch natürlich besondere Vorgehensweisen.
Generell entwickelt man bei den Kämpfen schnell einen tollen Flow und prescht von Gegner zu Gegner. Die Steuerung und die Kamera können einem hier allerdings im Weg stehen, denn durch die schnellen Bewegungen ist eine möglichst genaue manuelle Nachführung notwendig. Und da stößt man in engen Gebieten schon mal an die Grenzen der Kamera. Außerdem verliert man in der Hektik des Geschehens schnell die Übersicht und weiß sprichwörtlich nicht mehr wo oben und wo unten ist. Mit der Zeit bekommt man die Steuerung allerdings immer besser in den Griff, die Lernkurve ist anfangs allerdings recht steil.
Bunter. Lebendiger. Größer.
Wer Teil 1 noch im Gedächtnis hat, dürfte sich an eine eher farbarme und sterile Spielumgebung erinnern. Die ersten knapp 2 Stunden in Teil 2 setzen hier ähnlich an und haben mich anfangs etwas enttäuscht. Wenn sich dann aber die Welt öffnet, öffnet sich auch die Farbpalette und der Detailgrad. Kat landet in unterschiedlichen Gebieten, die sich alle durch eine abwechslungsreiche und stimmige Farbgebung auszeichnen und je nach Situation gibt es an allen Ecken und Enden etwas zu entdecken. Gerade die Städte stechen heraus, herrscht hier doch oft ein herrlich buntes Treiben. Zusammen mit den passenden Charaktermodellen und der wunderschön komponierten Musik, fühlt man sich wie in einem animierten Film. Gravity Rush 2 gehört auf jeden Fall zu den Spielen, die Stilsicherheit beweisen und einen eigenen Look kreiert haben. Technisch läuft das Spiel mit stabilen 30 Bildern pro Sekunde.
Ach ja: die Welt ist groß. Viel größer als in Teil 1. Durch den viel höheren Detailgrad hat man nicht das Gefühl, dass man die Gebiete einfach nur in die Länge gestreckt hat. Jeder Abschnitt ist von Anfang bis Ende gut designt und es macht Spaß diese Welt zu erkunden. Wer alles sehen möchte ist hier gut und gerne 30 Stunden beschäftigt.
Fazit
Keine Frage: Gravity Rush 2 macht eigentlich alles besser als der Vorgänger. Es sieht besser aus, ist abwechslungsreicher und fühlt sich durch das unverbrauchte Spielprinzip immer noch frisch an. Aber für den ganz großen Wurf fehlt mir dann doch das gewisse Etwas. Ich hätte mir z.B. mehr Abwechslung in den Nebenaufgaben gewünscht. Oder ein paar echte Rätsel, die auf dem Spielprinzip der Schwerkraft basieren. Auch die Kämpfe und die Gegner sind für meinen Geschmack zu schnell zu repetitiv.
Nichtsdestotrotz ist Gravity Rush 2 ein guter Titel, den ich jedem Spieler, der auf der Suche nach neuen Spielerlebnissen ist, ans Herz legen kann. Fans von Teil 1 können sowieso bedenkenlos zugreifen.
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