Same procedure….denkste.
Die fleißigen Beta-Spieler unter euch werden sich mit Release wahrscheinlich denken: „Oh nein, jetzt muss ich alles noch mal spielen, was ich schon kenne“ – fast. Ihr startet nämlich in Brooklyn, also dem Setting, dass auch in den ersten Videos auf der E3 2013 präsentiert wurde. Doch nur der Anfang vom Anfang ist unterschiedlich. Nach der sehr schönen Charaktererstellung in einem Autofenster, geht es ins Safe House und zu euren ersten beiden Missionen. Spieglein, Spieglein in dem Car – wer ist der größte Badass-Narben-Star? Klar, wir! Wir kreieren unseren Badass-Narben-Star, der immer Sonnenbrille trägt, nicht nur @night und fühlen uns bereit für alles. Und ja ich höre die RPG-Spieler schreien, und ja es gibt recht wenige Köpfe und insgesamt eine limitierte Charaktererstellung. Endlich im eigentlichen Hauptquartier angelangt gleichen sich die Hauptmissionen mit denen der Beta und auch der Stadtteil – Manhatten – passt jetzt. Ein wenig doppelt zocken bleibt also nicht aus. Dazu zählt auch die eigentliche Introsequenz, welche man sich gerne ein zweites Mal anschauen kann, denn die Inszenierung ist einfach grandios. Doch für Frischlinge in den Reihen der Division, die sich mit der Beta noch nicht infiziert haben, hier ein kleines Story-Roundup.
Der Plot
Den Spieler erwartet eine Mischung aus Ingame-Grafik und Realfilmsequenzen, damit er den Zustand der Verwüstung und Anarchie verstehen kann. Unbekannte infizieren dabei Dollarnoten mit einem hochinfektiösen Virus und verteilen die Banknoten am Black Friday in New York. Die rasante Verbreitung führt zu einer Pandemie und innerhalb von nur 2 Wochen brechen soziale Systeme zusammen, Gesetze existieren nicht mehr und Anarchie breitet sich aus. Plünderer treten auf die Straßen und komplettieren das Chaos. Im Kampf gegen Tod und Verwüstung werden Sehenswürdigkeiten zu notdürftigen medizinischen Bereichen umfunktioniert und eine spezielle Zone erschaffen – die Dark Zone. Auf den Straßen begegnen euch Rikers (ehemalige Gefangene), Rioters (Verbrecher), Cleaner (ehemalige Feuerwehrmänner mit Flammenwerfern, welche die Krankheit eindämmen sollten) und The Last Man Bataillon (Ex-Militärs). Für diesen Fall hat die US-Regierung „normale“ Menschen ausgebildet, welche in bestimmten Szenarien autonom agieren können – Willkommen in der Division.
Beängstigende Realität
Überdenkt man die Handlung, erscheint es möglich, so einen Anschlag auszuführen und eine Stadt oder die Welt in ein Chaos zu stürzen und leider ist dem so. Als Vorlage diente die historisch begründete Operation Dark Winter. Hierbei handelte es sich um eine Computersimulation aus dem Jahre 2001, welche die Übertragung eines Pockenvirus mit Hilfe von Banknoten darstellen sollte. Das Ergebnis war erschreckend, denn innerhalb von 2 Wochen brach die Infrastruktur zusammen und überschritt die Landesgrenzen. Wie eine solche Simulation ausgesehen hat, könnt Ihr euch im Collapse Simulator anschauen. Doch nicht nur das mögliche präapokalyptische Szenario verleiht dem Spiel eine ganz eigene Atmosphäre, den Spieler erwarten noch weitere Feinheiten, doch dazu später mehr.
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Im chaotischen New York gibt es einige sichere Häuser (Safe House), doch eure Hauptbasis stellt eine alte Poststation dar. Alt, heruntergekommen und unsicher, als Division-Agent dichten wir uns diese Worte in historisch, ausbaufähig und todsicher um und machen uns ans Werk. Unsere Basis besitzt neben Händlern, einer Truhe (für momentan ungenutzte Gegenstände) und anderen Besonderheiten, 3 verschiedene Flügel – Technik, Medizin und Sicherheit. Mit der erfolgreichen Beendigung bestimmter Missionen lassen sich die Areale immer weiter ausbauen und die Zentrale mausert sich zu einer wahren Überlebensfestung. Doch nicht nur das Gebäude gewinnt an Macht, auch Ihr. Mit jedem neuen Upgrade schaltet Ihr verschiedene Fähigkeiten, Talente und dauerhafte Vorteile frei. Zwar wird im Spiel auf ein reglementiertes Klassensystem verzichtet, doch Ihr könnt eure Spielfigur mit Talenten und Skills ebenfalls spezialisieren – das wird besonders interessant, wenn in einem Team mit 4 Spielern gespielt wird. Der Ausbau der Räumlichkeiten, die Talentzuweisung und alles Weitere ist dabei herrlich unkompliziert und lädt zudem auch Experimentierfreudige unter euch ein. Skills und Talente können (fast) jederzeit getauscht werden. Außerdem freue ich mich immer wieder über abgeschlossene Missionen und die einhergehende Erweiterung meines Zufluchtsortes. Ihr habt die Qual der Wahl, welche Vorteile genau jetzt am sinnvollsten sind, doch Motivation ist garantiert.
Craft it yourself – Der RPG-Part
Bisher kamen die Rollenspiel-Elemente noch nicht so zum Vorschein, doch lasst euch gesagt sein, sie sind da! Zum einen lassen Gegner Loot fallen, also Waffen, Munition, Ausrüstung. Außerdem verdient Ihr euch Erfahrungspunkte und eure Spielfigur steigt in den Stufen auf, kann damit bessere Waffen und Ausrüstung nutzen. Doch ein wichtiges Kernelement stellt das integrierte Crafting-System dar. Hierbei liegen die benötigten Teile nicht etwa einfach auf der schneebedeckten Straße, sondern müssen einerseits in Läden oder Werkstätten gesammelt werden, andererseits lassen sich ungebrauchte Waffen und Equipment zerlegen. Glücklicherweise lassen sich mehrere Gegenstände auswählen und gleichzeitig recyceln – danke für diese Funktion. Ihr erhaltet verschiedene Ressourcen – auf zur Werkbank. Um beispielsweise eine entsprechende Waffe herzustellen, benötigt ihr jedoch eine Anleitung, die berühmte Blaupause. Diese gibt es als Belohnung für Nebenmissionen, also auch diese fleißig abarbeiten, es lohnt sich. Mithilfe der Werkbank lassen sich nahezu alle Items herstellen, von Waffen über bessere Knieschoner bis hin zu Waffenmodifikationen. Das Crafting-System funktioniert sehr gut und stellt, nicht wie in manch anderen Spielen, keine lästige Nebenbeschäftigung dar, sondern ermöglicht mir, mächtige Waffen zu erschaffen und ist somit elementar für das ganze Loot-System.
Mittendrin – Der Atmosphären-Part
„Wir wollen eine lebende, atmende Stadt erschaffen“ – Martin Hultberg (IP Director Massive Entertainment)
Schon die Introsequenz verleiht dem Spiel einen ernsthaften Kontext und zieht mich sofort in den Bann. Doch das gesamte Setting rundet das Spielerlebnis in The Division ab. Atmosphärisch bewegt sich das Spiel schon nach den erstem paar Minuten auf sehr hohem Niveau. Die Stadt wirkt post-apokalyptisch, leichter Schneefall und vereinzelte Menschen auf den Straßen untermalen das Bild der Hoffnungslosigkeit. Ubisoft und Massive Entertainment hat viele kleine Details eingebaut, welche nur bei genauer Betrachtung hervorstechen, aber unbewusst registriert werden und der Stadt zum Leben verhilft. Auf dem Ubisoft Presseevent hatten wir die Möglichkeit mit IP Director Martin Hultberg zu sprechen, dieser erzählte beispielsweise, dass Graffiti-Künstler aus New York eingeladen wurden, um entsprechenden Input für die Straßengestaltung zu geben. Die Spray-Kunst unterscheidet sich stark von asiatischer oder europäischer Kunst. Gesprayte Logos im Spiel The Division lassen sich also auch im echten Manhatten finden. Auch die vielen Details trauriger Schicksale berühren mich und bringen mich zum Nachdenken. Leichen, verzweifelte Menschen auf der Suche nach Nahrung und ein einzelner Agent, der versucht New York und die Welt zu retten.
Let’s go – Der Coop-Part
Der einzelne Agent stimmt nicht so ganz, war aber dramaturgisch wertvoller im letzten Satz. Besonders Laune macht The Division mit einem oder 3 Kumpels zusammen. Es ergeben sich mehr taktische Möglichkeiten, beispielsweise Gegner zu flankieren, außerdem könnt Ihr Missionen mit einem höheren Schwierigkeitsgrad abschließen und somit Belohnungen steigern. Die Kommunikation spendiert dem Spiel zusätzlich noch einen Batzen Extra-Leben, unglaublich. Idealerweise sitzt man zu viert nebeneinander, jeder hat sich von den Skills und Waffen etwas spezialisiert und los geht’s. Deckung suchen, zielen, Deckungsfeuer geben, damit der Sniper zielen kann, boom – nice shot, gg, wp – der Traum. Prinzipiell schon, doch ganz so leicht es ist zum Glück auch wieder nicht. Zwar glänzt die gegnerische KI nicht gerade mit taktischen Manövern und so rennen des Öfteren Rikers mit Baseballschlägern auf euch zu. Andere verschanzen sich recht gut und spendieren euch gefühlt alle 10 Sekunden eine Granate. Besonders auf höheren Schwierigkeitsstufen halten die Gegner verdammt viel und teilen noch mehr aus, hier ist Teamplay gefragt. Alleine endet es häufig mit „warten auf den richtigen Zeitpunkt“. Meine Empfehlung: Stellt ein Squad zusammen, Headset auf und rockt das Game.
Dark Zone – Der dunkle Part
Über bestimmte Quarantäne-Schleusen gelangen Spieler, idealerweise mit einer Stufe zwischen 10 und 29, in die berüchtigte Dark Zone. Hier habt Ihr einen extra Rang, eine spezielle Währung, andere Regeln und, verflucht nochmal, großartigen Nervenkitzel. Bei diesem Bereich handelt es sich um einen abgegrenzten Sektor, hier gibt es sowohl PvE als auch PvP-Gefechte. In der Dark Zone erwartet euch das beste Loot im ganzen Spiel, doch das wird auch von verdammt zähen Burschen verteidigt. Andere Spieler werden zunächst als neutrale Agenten dargestellt, doch jeder hat immer die Möglichkeit direkt zu attackieren. Zwar wird dies bestraft und der Anti-Team-Player wird als Abtrünniger gebrandmarkt, doch die Undurchsichtigkeit ob Freund oder Feind sorgt bei jeder Begegnung für eine extra Portion Spannung und Nervenkitzel. Abtrünnige Agenten können gejagt und ein passendes Kopfgeld kassiert werden. Hat man Freunde gefunden, andere Agenten oder KI-Gegner erfolgreich um die Ecke gebracht, großartiges Loot eingesackt und reibt sich bereits die Hände, weil man jetzt endlich die Waffen in die Tasche steckt, die man verdient hat, gilt es noch die letzte Prüfung zu bestehen. Gefundene Ausrüstung muss zum Extraktionspunkt gebracht werden, wird dieser aktiviert, erfahren das alle Spieler in der Dark Zone und ihr müsst eine bestimmte Zeit überleben, um die Gegenstände sicher zu bergen, damit euch diese zur Verfügung stehen – spannend, nervenaufreibend und genial.
Lag mich – Der Schwachstellen-Part
Aktuell gibt es noch einige serverseitige Fehler und verursachen möglicherweise Drops und Lags. Außerdem kann es zu Anzeigefehlern kommen, was zeitweise für Verwirrung oder auch Belustigung sorgen kann. Sicherlich wird man sich dieser Probleme in nächster Zeit annehmen und etwaige Fehler ausbügeln und insgesamt den Netcode optimieren. Des Weiteren berichteten bereits in der Beta einige Spieler über Cheat-Vorfälle. Eine endgültige Lösung gibt es derzeit noch nicht. Jedoch muss man an dieser Stelle festhalten, die Entwickler haben die Wahl zwischen Pest und Cholera. Aktuell wird viel auf den User-Client ausgelagert, dies ermöglicht die Anwendung von Cheats. Lässt man alles über die Server laufen, reduziert man zwar die Möglichkeit sich illegale Vorteile zu verschaffen, büßt aber viel Performance ein, wodurch das Spiel an Atmosphäre und Detailreichtum verlieren könnte. Eine weitere „Schwachstelle“ ist in meinen Augen die aktuelle Größe der Dark Zone. Diese gliedert sich zwar in sechs einzelne Zonen, doch engagierte Spieler kennen bestimmte Bereiche bereits nach kurzer Zeit auswendig.
Diskutabel – Der Diskussions-Part
Auch ich habe mich in der Beta von The Division gefragt, ob beispielsweise das Bullet-Sponge-Modell, also die aufpoppenden Schadenszahlen bei Gegnern eher hilfreich ist oder einen wahren Atmosphären-Killer darstellt. Viele sehen hier eine Analogie zu Borderlands und ja, möglicherweise passt das verwendete Modell eher in die spacige Welt von Pandora, doch in meinen Augen ist die Möglichkeit legitim, zerstört keineswegs die Atmosphäre und hebt den RPG-Aspekt dezent hervor. Ein weiterer, häufig gelesener Kritikpunkt ist das Schadensmodell. Sprich die Fähigkeit der Gegner, viele Kugeln und später sogar Magazine zu verschlucken. Würden Gegner, wie im realen Leben, weniger als 2-3 Kugeln aushalten, wären die Missionen ziemlich easy oder? Das Spiel muss im Verlauf schwieriger werden, das ist zum einen durch bessere Positionierung möglich, doch zum anderen durch einen größeren Lebenspunkte-Pool. Außerdem wäre dieser Punkt nicht gegeben, würden stärkere Waffen keinen Sinn machen und man könnte es nahezu jedem Shooter vorwerfen. Hier sei auch nochmals auf die Aussage der Entwickler verwiesen, sie haben keinen reinen Shooter kreiert.
Ausgebaut und Level 30 – der endgültige Part
Nun könnte man sich die Frage stellen, was passiert nach Level 30 und dem kompletten Ausbau der Basis in The Division. Sicherlich eine berechtigte Frage, doch unzählige Items gilt es zu finden, viele Waffen zu craften und Duelle in der Dark Zone zu bestehen. Zusätzlich kann jede Mission auf höheren Schwierigkeitsgraden gespielt werden. Außerdem gibt es laut den Entwicklern kein definitives Ende. Mit dem nicht linearen Open-World Setting, schenkt man dem Spieler Freiheiten sich in einer postapokalyptischen Welt auszutoben. Außerdem bietet die Story eine immense Grundlage für DLC’s oder andere Erweiterungen. Das hat Ubisoft bereits bestätigt und schürt die Lust auf mehr The Division Content.
Wohin geht die Reise – Der zukünftige Part
The game was never built to have a final end credit roll type of sequence and one of our challenges was to have a compelling story while proposing a completely open world with a non-linear structure. That said, there is a conclusion to our narrative journey. – Julian Gerighty (associate creative director)
Betrachtet man die Historie von Ubisoft, sieht man nicht nur eine überwältigende Liste von AAA Titeln und prägenden Spielerlebnissen, sondern erkennt auch Schlüsselelemente in The Division wieder. So wurde versucht, die einflussreichsten Elemente aus Far Cry, Watch Dogs, Assassin’s Creed und weiteren Titeln in ein Spiel einzuflechten – The Division wurde geboren. Somit stellt der aktuelle Third-Person-Cover-Shooter nicht nur für den Spieler eine neue Erfahrung dar, sondern auch für Ubisoft selbst einen Meilenstein und Wendepunkt. Bereits vor einiger Zeit äußerte sich der Entwickler dahin gehend, dass von Spielern zukünftig wahrscheinlich nur noch Online-Spiele präferiert werden. Außerdem erfreuen sich Spiele mit Open-World Settings immer größerer Beliebtheit, wie in der Vergangenheit zu beobachten war. Aus diesem Grund müsste auch die zukünftige Entwicklung in diese Richtung gehen. The Division ist also möglicherweise ein Grundstein für viele weitere Innovationen. Auf dieser Basis wird sich nicht nur der aktuelle Titel weiterentwickeln, die daraus gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnisse werden auch die nächsten Titel beeinflussen.
Fazit
Ubisoft hat mit The Division ein immersives Spielerlebnis geschaffen, das nur so vor Atmosphäre strotzt. Die grafische Inszenierung ist schlichtweg fantastisch und fesselnd. Allein die überwältigende Ansicht eins umfunktionierten Stadions, ausstaffiert mit Krankenbetten auf einer Fläche wo einst Basketball-Geschichte geschrieben wurde. Mit einer quasi realen Geschichte im Hintergrund und der unglaublichen Mühe selbst die kleinsten Details stimmig ins Spielgeschehen einzuflechten, um dem Spieler eine „echte“ Welt zu suggerieren, verdient meinen uneingeschränkten Respekt. Auch die schweren Gegner und die vielen Möglichkeiten Dinge zu craften, schüren die Motivation und haben mich viele Stunden an die Konsole gefesselt. Zwar gibt es noch kleine Schwachstellen, doch in meinen Augen ist The Division ein großartiges Spiel geworden und bietet dem Spieler viele Stunden Begeisterung und Spannung, aber auch für Ubisoft selbst die Möglichkeit andere Richtungen einzuschlagen und zukünftige Titel am Agenten-Shooter zu orientieren.