Limited World und trotzdem gut?
Der ehemalige Yakuza-Anhänger Kazuma hat das Waisenhaus aus Teil 4 hinter sich gelassen und will alles ändern. Neue Stadt, neues Leben. Zunächst spielt ihr die typische „vom Tellerwäscher zum Millionär“-Geschichte nach. In Nagasugai findet ihr einen Job als Taxifahrer, doch schon bald stehen sich 2 feindliche Yakuza-Clans gegenüber und die Story beginnt. Die Auswirkungen der (harmlos formuliert) „Streitigkeiten“ erfährt Kazuma schnell am eigenen Leib, doch auch vier andere, aus den Vorgängern bekannte Protagonisten bekommen das Aufeinandertreffen zu spüren. Mittlerweile sind die Spieler von Open-World-Szenarien verwöhnt, Yakuza 5 bietet das erst mal nicht, aber don’t worry. Mit jeder Spielfigur erlebt ihr eine in sich geschlossene Geschichte in verschiedenen Distrikten, kämpft gegen eine Vielzahl von Schurken, löst unzählige Minispiele und Sidequests und erlebt eine wirklich packende Story. Habt ihr alle „Episoden“ der Charaktere durchgespielt, eröffnet sich euch der Abenteuermodus. Hier könnt Ihr tun und lassen, was Ihr wollt, also quasi ein kleiner Open-World-Modus – klasse. Wenn euch das alles nicht interessiert und ihr das Spiel aus Simulationsgründen gekauft habt, kommt ihr tatsächlich auf eure Kosten. Yakuza 5 präsentiert gekonnt Aspekte der japanischen Subkultur und erschafft somit beim Spieler ein „echtes“ Japan-Flair.
Friedliebende Yakuza….oh wait.
Den Yakuza eilt ein recht gewaltbereiter Ruf voraus, diesem Ruf werdet Ihr schnell gerecht. In den vielen Story-Missionen geht es oft zur Sache und Gewalt scheint der einzige Weg zu sein. Hier entfaltet das Spiel eine weitere Stärke. Mit JRPG-Allüren steigt ihr nach Kämpfen in den Leveln auf, verbessert euren Charakter, skillt neue Fertigkeiten, erhaltet neue und bessere Ausrüstung und wappnet euch somit für spannende Bosskämpfe. Der Einstieg in das Kampfsystem ist sehr leicht, denn die Steuerung ist analog zu bekannten Virtua Fighter Spielen. Kleine Handlanger bekommt Ihr noch mit reinem Button-Smashing platt, doch besonders die Endgegner haben es in sich. Bei einigen muss man zunächst ausweichen, das Bewegungsmuster erfassen und Schwachstellen finden. Habt Ihr die Achillesferse gefunden, könnt Ihr auf eine Spezialleiste in eurem Hub zurückgreifen. Ist die gefüllt, laden euch verschiedenste Spezialattacken dazu ein, eurem Gegner zu zeigen, wer der echte Yakuza ist. Zudem habt ihr die Möglichkeit weitere Superattacken bei einem Level-up zu erlernen. Natürlich könnt Ihr auch die Umgebung nutzen und verprügelt euer Gegenüber mit einem Fahrrad oder Baseballschläger. Steht gerade kein Story-Kampf an und ihr habt trotzdem Lust euch zu messen, stolziert in eine der Sega-Arcade-Hallen und spielt dort eine Runde Virtua Fighter 2.
Content satt
Vielfältige Missionen mit unterschiedlichen Charakteren in verschiedenen, abwechslungsreichen Distrikten, das allein klingt schon nach vielen Stunden vor der Konsole, aber Sega setzt mit allerlei Nebenmissionen noch weitere Akzente. So müsst Ihr beispielsweise kleinere Rennen durch euren Distrikt gewinnen oder euch in verschiedenen Geschicklichkeitsspielen behaupten. Sehr gut gelungen und ein Pluspunkt für die Rubrik „Abwechslungsreichtum“ besteht darin, dass die Missionsart auch mit dem gespielten Charakter variiert. Wenn Ihr das Spiel irgendwie gut findet, euch aber nur die Hauptmission interessiert, seid Ihr in etwa 40 Stunden durch, verpasst aber eine Menge Spaß. Spieler, die sich etwas mehr in dem Titel verliebt haben, können gut und gerne das Dreifache an Zeit in der virtuellen Stadt verbringen. Zwar werden alle mit einem gelungenen Ende belohnt, in dem alle Geschichten der 5 Protagonisten zu einem großen Ende zusammenlaufen, doch die Hauptstory-Spieler verpassen einiges. An dieser Stelle möchte ich nochmals betonen, es lohnt sich die Nebenmissionen zu spielen, oder zumindest reinzuschnuppern. Diese haben zwar keinen Effekt auf die Hauptstory, belohnen euch aber mit viel Unterhaltung, einer Menge abgedrehter Situationen und vorallem mit grandiosem Humor. Ob ein Baseball-Training, zocken in der Spielhalle, eine Partie Billard oder ein Tanzspiel zu gewinnen, die Möglichkeiten sind unfassbar vielseitig und kontern das „Limited-Open-World-Szenario“ mit Bravour. Zusätzlich bietet Yakuza 5 zwar keine alternativen Enden, dafür aber 5 authentische Geschichten und ein großes Ende. Als Belohnung gibt es nicht nur den Abenteuermodus, sondern auch eine gelungene Identifikation mit den Protagonisten. Handlungen oder Gedanken lassen sich oft nachempfinden und binden den Spieler gekonnt an die Story.
Old but Gold
Wer sich Yakuza 5 unter der Erwartung eines grafischen Feuerwerks gekauft hat, der wird möglicherweise etwas enttäuscht sein, denn das Spiel ist immerhin ein bereits schon 3 Jahre altes PS3-Spiel, und das sieht man. Die Grafik kann sich trotzdem sehen lassen, zudem erwarten euch eine stabile Bildrate, keine nervigen Ruckler und somit ein flüssiges Spielerlebnis. Außerdem sind die Bezirke alle mit viel Liebe zum Detail gestaltet und sorgen dadurch für eine grandiose Japan-Atmosphäre. Einziges Manko stellen Autofahrten dar. Hierbei ist einerseits die Steuerung störrisch, zum anderen kommt die Grafik bei schnelleren Fahrten etwas ins Wanken und die Präsentation der Häuser und Geschäfte verschwimmt etwas. Diese Aspekte sind jedoch nicht wirklich spielbeeinflussend und ringen dem Spiel keinen relevanten Minuspunkt ab.
Fazit
Yakuza 5 bietet eine fesselnde Story und unzählige Nebenmissionen mit vielen Stunden Unterhaltung. Zwar ist die Grafik nicht auf dem neuesten Stand, versprüht aber seinen ganz eigenen Charme und ergänzt Story und Handlungsschauplatz hervorragend. Natürlich ist es schwer ein 3 Jahre altes Spiel mit der aktuellen Konkurrenz zu vergleichen, besonders auf Next-Gen Niveau. Technisch erwartet den Spieler kein GTA V mit japanischer Kultur, doch die Ansätze sind da. Und betrachtet man das aktuelle Feld der PS3 Spiele, steht Yakuza 5 konkurrenzlos an der Front guter Spiele. Die Steuerung ist intuitiv, die Grafik läuft flüssig und die Spielzeit für einen Singleplayer-Titel ist mehr als überzeugend. Die Sprachausgabe ist lediglich japanisch mit englischen Untertiteln – Englisch sollte man also sprechen.
Wenn Ihr diese Qualifikation vorweisen könnt, noch eine PS3 zu Hause stehen habt und auf gelungene Action mit viel Content steht, dann ist Yakuza 5 echter Pflichtkauf, den ihr euch auf gar keinen Fall entgehen lassen solltet.