Ich erinnere mich noch gut daran, als mein älterer Bruder und ich zusammen unter dem Weihnachtsbaum saßen und ein gemeinsames Geschenk auspackten. Der Inhalt: Eine Phillips G7000 Spielekonsole! Das war der Anfang meiner Zocker-Karriere.

Damals kam mir dieses Wunderwerk der Technik wie ein Wunder vor. Videospiele! Das war etwas vollkommen Neues. Und wir machten uns dieses neue Hobby leidenschaftlich zu eigen. Die riesigen Pixel liessen noch jede Menge Raum für Fantasie, man musste sich viele Dinge noch vorstellen, da das Gameplay der damals erhältlichen Spiele wirklich rudimentär war. Wir spielten so oft und so lange unsere Eltern uns spielen liessen, Alleine, zu zweit, oder mit vielen Freunden. Wir schauten uns gegenseitig beim spielen zu, jeder war heiss darauf, den Joystick in die Finger zu bekommen.

video
play-rounded-fill

Blicke ich heute auf die Technik dieser Konsole zurück, fühle ich mich ein wenig an die Steinzeit erinnert. Ein Intel-8048H-Prozessor mit einer Taktfrequenz von 5,91 MHz war das Herz des Ganzen. Im Prozessor integriert waren sagenhafte 64 Byte RAM! Doch das Beste war die Bildschirmauflösung. Sie beträgt 160 × 200 Bildpunkte bei 12 möglichen Farben und für die Tonausgabe ist ein Tonkanal (monophon) vorgesehen. Man konnte den einzelnen Pixeln tatsächlich Namen geben, so riesig waren sie auf dem heimischen kleinen Fernseher, an den man das Gerät noch anschließen musste. Aber was die Technik nicht hergab, erfüllte die Fantasie.

Die beiden fest mit der Konsole verbundenen Joysticks waren nichts weiter als gewöhnliche digitale 8-Wege-Steuerknüppel mit einem Feuerknopf, wie sie auch beim Atari 2600 verwendet wurden. Ergonomie? Stand damals noch völlig außer Frage. Die Spiele waren auf Videopac genannten Steckmodulen gespeichert, die bis zu 8 KB fassen und zum Teil mehrere Spiele enthielten. Die Videopac-Module konnten mit einem Griff sicher aus der Konsole gezogen werden, ohne dass die Konsole dazu ausgeschaltet werden musste, wie es bei den Mitbewerbern üblich war.

Aber das Aufregendste daran waren natürlich die Spiele. Wir bekamen drei davon: Freiheitskämpfer, Krieg im Weltall und Pickel Peter.

Freiheitskämpfer war ein „actionlastiges“ Spiel, bei dem man ein aus 20 Pixeln bestehendes Raumschiff auf einer statischen Seite zweidimensional steuern konnte. Sternförmige Alien-Raumschiffe, die zerstört werden mussten, warfen wahllos Minen ab, denen man ausweichen sollte. Ab und zu flog dann mal ein rotierendes Quadrat durch das Bild, das man fangen konnte um mehr Punkte zu erreichen.

Krieg im Weltall war noch simpler: Ein fest stehendes Fadenkreuz in der Mitte des Bildschirms und 2 verschiedene Arten Pixel-Raumschiffe, die es abzuschießen galt. Durch die Bewegung des Joysticks wurde das komplette Hintergrundbild verschoben, damit man die Raumschiffe ins Visier nehmen konnte. Je länger man spielte, umso häufiger erschienen eine dritte Art Raumschiffe, welche auf den Spieler zukamen. Schoss man diese nicht rechtzeitig ab, wurde man zerstört. Der rote „Alert“-Schriftzug wenn diese Raumschiffe auftauchten, hat sich auf ewig in mein Gedächtnis eingebrannt.

Und dann war da noch mein Favorit: Pickel Peter. Ein Donkey Kong-ähnliches Spiel, bei dem man seine Pixel auf verschiedenen Ebenen steuern, Spitzhacken und Schlüssel aufsammeln musste und dabei rollenden Steinen ausweichen und Türen durchschreiten sollte (Siehe Video). Wir verbrachten Stunden damit.

Irgendwann bekam ich dann meinen ersten C64, was einen Quantensprung darstellte. Doch die Erinnerung an diese erste Phillips Konsole zaubert mir auch heute noch ein Lächeln ins Gesicht. Vielleicht sollte ich tatsächlich mal auf die Suche nach diesem alten Klassiker gehen.

Weitere Beiträge