Im Rock’n’Roll-Klassiker Kiss Psycho Circus: The Nightmare Child von Third Law Interactive für Windows und die Dreamcast aus dem Jahr 2000 schlüpfen wir in die Rolle der berühmt-berüchtigten Musiker der Band Kiss und müssen die Welt vor dem Untergang bewahren. Besorgt euch die skurrilsten Waffen und treten gegen Monster an, die die Welt bedrohen. Immer wieder versuchen sich Promis in Spielen zu verewigen und das klappt nicht immer gut! Die Macher haben sich bei diesem Spiel jedoch richtig ins Zeug gelegt und das Endresultat kann sich sehen lassen! Wer behauptet, Rock’n’Roll kann nicht die Welt retten?

Die Band und ihr Merchandise

Die amerikanische Rockband Kiss war schon immer für auffälliges Make-Up, harte Klänge und herausgestreckte Zungen bekannt. Ihren Kultfaktor hat Kiss in verschiedensten Produkten verewigen lassen, wie zum Beispiel einem eigenen Comicbuch, das von Marvel produziert und herausgegeben wurde. Besonders skurril: Die Bandmitglieder spendeten Blut, welches in die rote Druckerfarbe gemischt wurde, um den Superfans ein kleines Bisschen DNA ihrer größten Helden mit dem Buch zu schenken. Die Spielzeugfirma Mego produzierte eigene Actionfiguren der Band, die später von McFarlane Toys erweitert wurden. Auch andere Produkte wie eine Linie an Zippo Feuerzeugen, Platinum Visa Kreditkarten und sogar Kondome wurden als Merchandise der Kultband verkauft. Doch vor allem im Spielesektor hat sich die Band bereits ausgetobt. Neben Flipperautomaten und Brettspielen sind bereits jede Menge Videospiele mit den beliebten Künstlern als Protagonisten erschienen. Darunter befand sich natürlich Kiss Psycho Circus: The Nightmare Child, aber auch ein Online-Flipper für die PlayStation namens Kiss Pinball und ein Automatenspiel Kiss Slot, in dem die Band Spieler bei einem spannenden Abenteuer begleitet. Letzteres kann selbst heute noch ohne Probleme gratis online gespielt werden, während man sich für die anderen Spiele erst einen Emulator anschaffen muss. Bis 2010 erschienen außerdem bereits 9 Reihen an Sammelkarten mit den Motiven von Kiss für besonders große Fans. Auch eine Spielzeuggitarre soll die jüngsten Fans zur Musik animieren. Neuestes Projekt in Planung: Die Produktion einer Kiss-Kaffeemarke. Diese soll neben Kaffee und Speisen auch Tassen, Thermoskannen und Co. verkaufen.

Kiss Psycho Circus

Die Comicbuchserie, der das gleichnamige Spiel entsprang, wurde zwischen 1997 und 2001 produziert und hatte insgesamt 31 Ausgaben. Im Comic wurden die Bandmitglieder als übernatürliche Superhelden dargestellt, die sich verschiedensten Herausforderungen stellen mussten. Gene Simmons wurde als „The Demon“ portraitiert, eine Kreatur aus Feuer und Schatten, Blut und Donner. Er steht für die dunklen Impulse der menschlichen Seele, gleichzeitig aber auch für das Feuer der Wiedergeburt, weshalb er das Element Feuer symbolisiert. Paul Stanley wird im Comic als „The Starbearer“ dargestellt, der die Herzen der Menschen leiten kann. Er verbreitet entweder Liebe oder Schmerz. Sein Element ist das Wasser. Die Figur von Peter Criss erhielt im Comicbuch den Namen „Beastking“, sie folgte immer seinen tierischen Instinkten, statt seinen Intellekt zu befragen. „Beastking“ wurde das Symbol für das Element Erde. Das vierte Bandmitglied, Ace Frehley, wurde zu „The Celestial“, einem Wesen, das die Balance des Universums bewacht und einen objektiven Blick auf alle Situationen wirft. Passend dazu ist sein Element die Luft. Der Comic wurde in Zusammenarbeit mit Todd McFarlane entwickelt und die Band war an der Entwicklung der Story beteiligt. Sie nannten später auch ihr 18. Studioalbum „Psycho Circus“. Aus dem Comicbuch entsprang der Ego-Shooter Kiss Psycho Circus: The Nightmare Child, in dem viele der Charaktere übernommen wurden.

Das Spiel

In Kiss Psycho Circus: The Nightmare Child steuert ihr entweder einen oder alle vier Rocker durch verschiedene Welten der Elemente (Das Reich des Wassers, Das Reich der Erde…). Am Spielbeginn könnt ihr auswählen, ob ihr alle Levels mit ein und demselben Rocker spielen möchtet oder ob euch das Spiel die zu jedem Level passende Spielfigur vorschlagen soll. Ihr seid für das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse in einer Welt verantwortlich, die von Monstern überschwemmt wurde. Um die Herrschaft des Bösen zu vereiteln, müsst ihr die Geburt des Nightmare Childs verhindern und dabei jede Menge Monster aus dem Weg räumen. Mit euren Waffen ballert ihr auf die Horden los und bahnt euch einen Weg durch Gegner mit witzigen Namen wie „Fat Lady“, die euch mit explodierenden Kuchen bewirft oder kopflosen Monstern, die euch in Strömen attackieren. Auf eurem Weg könnt ihr verschiedene Ausrüstungsgegenstände aufsammeln, die mindestens genauso ungewöhnlich und kreativ wie die Vielzahl an Gegnern sind. Es gibt simple Waffen wie eine Peitsche oder eine Schrotflinte, aber auch eine Energiewaffe, die schnelle, fatale Schüsse abfeuert. Natürlich darf in jedem guten Ego-Shooter auch der Raketenwerfer nicht fehlen, der alles in seiner Umgebung auslöscht. Am Ende jedes Levels wartet ein Bossgegner auf euch, der zwar nicht deutlicher stärker als andere Monster ist, jedoch mit der Zeit größer wird. Im Endkampf wächst jeder Boss dreimal weiter, bevor er besiegt ist. Der Spielablauf ist relativ typisch für das Genre und bietet jede Menge liebevoller Details. Leider ist das Spiel nicht sehr stabil, wodurch man Levels oftmals neustarten muss. Das ist natürlich störend! Abgesehen von dem Levelmodus gibt es auch noch einen Mehrspielermodus. Darin tretet ihr im Deathmatch-Modus entweder alleine oder in Teams gegeneinander an. Die Maps ähneln denen der normalen Levels stark und sind damit nichts Neues. Trotzdem macht es Spaß, sich mit Freunden gegenseitig zu bekämpfen.

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Steuerung und Design

Die Steuerung in Kiss Psycho Circus: The Nightmare Child ist ziemlich simpel und entspricht der Norm in diesem Genre. Jeder der bereits Erfahrung mit Ego-Shootern hat, wird sich sehr schnell zurechtfinden können. Leider ist das Zielen der Waffen nicht besonders präzise und selbst wenn man mit der Peitsche in die Nähe eines Monsters schlägt, wird es bereits als Treffer gezählt. Das vereinfacht das Spiel natürlich enorm, wodurch die Herausforderung etwas leidet. Das Spiel besticht mit einer düsteren, gruseligen Atmosphäre und viel Abwechslung. Die Levels sind sehr unterschiedlich gestaltet, wodurch einem zumindest visuell betrachtet niemals langweilig wird. Die Charaktere sind liebevoll designt und die detailreiche Umgebung mit für die damalige Zeit revolutionären Texturen wertet das Spiel extrem auf. Ein besonderer Fokus wurde auf die Gestaltung der Waffen und Gegner gelegt, die wirklich gelungen sind und dem Spiel einen echten Gruselfaktor verleihen. Auch die Kampfsequenzen sind überzeugend dargestellt. Mit dem sogenannten „Limb Loss System“ warb das Spiel schon vor dem Erscheinen, bei dem das Abschießen einzelner Gliedmaßen dramatische Effekte bei Monstern wie Riesenkrabben erzeugte. Diese Technik ist nicht nur effektiv, sondern sieht auch besonders explosiv aus. Das Sounddesign des Spiels ist weniger aufregend. Neben generischen Schussgeräuschen und ein paar kurzen, gesprochenen Sätzen am Anfang jedes Akts, haben sich die Macher keine besonderen Ideen einfallen lassen. Wer Musik von Kiss hören möchte, kann dies nur über eine Jukebox machen, die sich im Spiel versteckt befindet. 

Fazit:

Für ein Bandmerchandise ist Kiss Psycho Circus: The Nightmare Child wirklich gut gelungen. Der Ego-Shooter ist schön gestaltet, hat eine interessante Auswahl an verschiedenen Monstern und Endgegnern und bringt vor allem für Fans der Band jede Menge Spaß, da sie in die Rollen ihrer Lieblingshelden schlüpfen können. Die düstere Stimmung und die abwechslungsreichen Levels können sich wirklich sehen lassen. Leider ist das Spielprinzip auf Dauer sehr einfach und eure Gegner scheinen nicht besonders intelligent zu sein. Dementsprechend ist es nicht gerade schwer, sie zu erledigen. Obwohl es einige bekannte Cheats gibt, sind diese kaum nötig, um das Spiel zu meistern. Wer einfach Massen an Monstern niedermetzeln möchte und sich dabei in der Rolle von coolen Charakteren mit noch cooleren Waffen sehen möchte, der ist bei Kiss Psycho Circus: The Nightmare Child richtig. Wer sich nach einer echten Herausforderung sehnt, der sollte sich wahrscheinlich nach einem komplexeren Spiel umsehen. Auch einige Bugs sind beim Spielen relativ störend und gelegentlich muss ein Level neugestartet werden. Wer sich nach einem kurzlebigen Spaß mit ein paar übersinnlichen Rockern sehnt, der ist jedoch genau am richtigen Ort!

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