Star Wars VIII: Die letzten Jedi

Heutzutage für einen Star Wars- Film verantwortlich zu sein, stelle ich mir ein bisschen so vor wie für die Familie an Weihnachten zu kochen. Früher gab es immer ein beliebtes, altes Rezept der Oma. Nun soll etwas kredenzt werden, was allen genauso gut schmeckt. Jeder in der Familie kennt noch das Rezept von Oma und hat eine Meinung dazu. Für jeden kam es dabei auf etwas anderes an. Gleichzeitig gibt es neue Enkel und Urenkel die es nie selbst das Rezept von Oma gegessen haben, aber es noch aus Geschichten kennen. Auch denen soll es schmecken.

Nun stellt euch dazu noch vor das Gericht kostet 500 Millionen Euro und es gilt nicht eine Handvoll, sondern Millionen hungrige Mäuler zu stopfen. So muss sich Rian Johnson gefühlt haben, als ihm die Aufgabe übertragen wurde, den achten Teil der neuen Star Wars- Trilogie zu erschaffen.

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„Es wird nicht so kommen wie du denkst,” warnt sodann ein angespannter und aufgezehrte Luke Skywalker an einem Punkt von Star Wars: The Last Jedi. Womöglich spricht er direkt mit dem Publikum. Denn seit JJ Abrams das Star Wars Universum 2015 mit seiner liebevollen Hommage voller Nostalgie neu startete, haben die Fans spekuliert wie es mit der Trilogie weitergeht. Sie lagen alle falsch. The Last Jedi ist was Star Wars dringend gebraucht hat: Ein Film der George Lucas Vision treu bleibt, aber gleichzeitig neue Ideen einbringt und unerforschte Gefilde betritt. So schafft Johnson es, die Erzählung und das Konzept der Macht weiter zu denken und stellt dabei auch lieb gewonnene Konzepte in Frage.

Ohne etwas zu verraten: The Last Jedi macht im Grunde genau da weiter wo der Vorgänger aufgehört haben. Die First Order will Rache für die Zerstörung von der Starkiller Base und Rey übergibt die „Lichtschwert“-Fackel zurück an Luke Skywalker. Es ist letztere Geschichte um Rey, Luke und vor allem den jungen Ben Solo, aka Kylo Ren die der Fokus und der narrative Höhepunkt des Films darstellt. Hier kommt der kreative Mut Rian Johnson am meisten zum tragen. Statt Schwarz und Weiß heißt es nun Ying und Yang.

Vergleiche zu „Das Imperium schlägt zurück“ sind unausweichlich und es gibt in der Tat einige Ähnlichkeiten. Das Verhältnis zwischen Luke und Rey ist in vielerlei Hinsicht ein Echo von Lukes erstem Zusammentreffen mit Yoda. Aber Johnson schlägt einen düstereren und komplexeren Pfad ein. In diesem Universum gibt nicht einfach die dunkle und die helle Seite, sondern echte Charaktere voller Gegensätze und Makel wie Eitelkeit, Impulsivität und Schuld. Johnson stellt die Schaffung eines Mythos in den Mittelpunkt. Es sind Geschichten die wir uns selbst und anderen erzählen um unser Handeln zu rechtfertigen. Niemand kommt bei The Last Jedi gänzlich ungeschoren davon. (Außer die Porgs, jeder liebt die Porgs).

Das soll aber nicht heißen, The Last Jedi wäre perfekt – weit davon entfernt.

Das erste Drittel des Film wogt auf und ab, die Actionsequenz (ähnlich wie eine weitere Sequenz im späteren Verlauf, auf einem an dieser Stelle unbenannten Planeten) bleibt weitestgehend banal und folgenlos. Die Handlungsstränge einiger Charaktere, die nichts mit dem Sith-Jedi Konflikt zu tun haben, wirken eher wie aufgesetzt Beschäftigungstherapie während Rey unterwegs ist. Das ist vor allem im Fall des brillanten John Boyegas Finn eine verschenkte Chance. Das gleiche gilt für die mäßig geschriebenen Charaktere von Laura Dern und Benicio Del Toro. Den größten Fehler macht Star Wars: The last Jedi allerdings mit dem übereifrigen Einsatz oft deplatziert wirkenden Humors. So wird der in Force Awakens genial als interner Gegenspieler Kylos Rens eingeführte Hux ins Lächerliche gezogen. Hier wird man das Gefühl nicht los intern bei Disney hätte es die Anweisung „mehr wie Marvel“ zu werden gegeben. Das passt nicht zu Star Wars.

Auch fehlt der finale Mut die interessant eingeführte Konzepte und in grau statt Schwarz- und Weiß dargestellten moralischen Dilemma zu Ende zu denken. Hier hätte man Johnson mehr Konsequenz gewünscht.

Fazit: Unterm Strich wiegen die interessanten neuen Konzepte, die gelungene Atmosphäre und auch die wunderschöne, bildgewaltige Inszenierung diese kleineren Fehler mehr als auf. Das unmittelbare Gefühl nach verlassen des Kinosaal ist: Den muss ich noch einmal sehen. Damit ist Johnson weit mehr gelungen als den Machern des emotionslosen Effektfeuerwerks Rogue One, auch wenn es nicht ganz dafür Reicht „Das Imperium schlägt zurück“ vom Thron zu drängen.

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