Im Zimmer eines technisch hochbegabten Kindes taucht plötzlich aus dem nichts eine seltsame Waschmaschine auf, aus der zahlreiche weiße, kreischende Häschen heraus plumpsen. Die auf Chaos getrimmten Rabbids nehmen das Kinderzimmer sogleich ordentlich auseinander. „BEEP-0“, ein freundlicher, schwebender Roboter versucht noch Schlimmeres zu verhindern, kann die Chaoten aber nicht daran hindern, die Bude komplett auf den Kopf zu stellen. Ein Häschen schnappt sich sogar eine Brille, den sogenannten „Supa-Fusionierer“, mit der man verschiedene Dinge – oder eben auch Hasen – miteinander verschmelzen kann. Und so wird aus einem Rabbid und einer Perücke schnell mal ein neues bizarres Wesen, das sich fortan „Rabbid-Peach“ nennt. Aber damit nicht genug, BEEP-0 wird zusammen mit den randalierenden Hasen in die Waschmaschine gezogen und ins Mushroom-Kingdom geschleudert, welches durch einen Strudel am Himmel auseinandergerissen wird. Das Chaos wird komplettiert, indem der bebrillte Hase mittels Verschmelzung mehr und mehr Unfug anstellt.
Die Einwohner des Schlosses sind irgendwo verteilt, Gumbas wurden mit Leim an Hauswände geklebt und wieder einmal muss unser schnauzbärtiger Lieblings Ex-Klempner Mario die Heldenrolle einnehmen, um noch größeres Unheil zu vermeiden. Gemeinsam mit Rabbid-Peach und Rabbid-Luigi, die einzigen Hasenfreunde, die uns in der zerbrochenen Welt geblieben sind, machen wir uns also auf die Socken, den Supa-Fusionierer samt Träger zu stoppen und den Verbleib unserer Freunde ausfindig zu machen. Alles unter der Anleitung von BEEP-O, versteht sich.
Während uns Rabbid-Peach und Rabbid-Luigi nach bestem Wissen und Gewissen unterstützen, sind die meisten anderen Hasen nicht sonderlich gut auf uns zu sprechen und stellen sich der Truppe immer wieder in den Weg. Gut, dass sich uns nach und nach weitere Kumpanen anschließen. Neben Mario stehen uns im späteren Spielverlauf noch Luigi, Yoshi und Peach sowie deren jeweilige Rabbid-Ausführung zur Verfügung. Ins aktive, kämpfende Team können zwar nach wie vor neben Mario nur zwei Mitglieder aufgenommen werden, dafür steigt die Strategievielfalt aber natürlich mit jedem unserer neuen Freunde.
Runde(n) Sache
Das wohl erste Mal im Mario-Universum finden Kämpfe im Rahmen eines rundenbasierten Strategiespiels statt. Die Eingewöhnungszeit wird dabei recht kurz gehalten, die Erklärungen sind einfach, alles in allem leicht verständlich und simpel umzusetzen. Jeder unserer Kämpfer darf eine beeindruckende Schusswaffe sein Eigen nennen, mit der wir Gegner aus der Ferne attackieren können. Dabei muss einerseits auf den Radius der Waffe geachtet werden, andererseits auch auf die eigene Position und die des Gegenspielers. Hinter einer Deckung kann man schließlich schwerer getroffen werden, als auf freiem Feld. Aber Achtung, manch eine Deckung kann durch Beschuss auch schneller mal zerstört werden, als einem lieb ist.
Zusätzlich zur Schusswaffe kann der Gegner während eines Spielzuges auch noch einfach über den Haufen gerannt werden und unsere Schützlinge können sich gegenseitig noch näher an den Gegner heran oder aber weiter weg katapultieren. Ein Spielzug könnte also folgendermaßen aussehen: Erst rennen wir auf den Gegner zu und fügen ihm per Rutschattacke Schaden zu, laufen zurück zu unserem Freund, mit dessen Hilfe wir einen größeren Abstand gewinnen und beschießen den Gegner dann aus sicherer Entfernung. Nicht immer ist jeder dieser Schritte sinnvoll, aber es ist allemal lustiger, wenn man es trotzdem macht. Zu knuffig sind die schreienden, erschreckten Hasen, die herrlich abgedreht die Gesichter zu angsterfüllten und schockierten Fratzen verziehen, sobald sie in unser Visier gelangen.
Jeder unserer Schützlinge kann zudem unterschiedliche Spezialfertigkeiten freischalten, die nur er benutzen kann. Damit wird das Ganze noch einen Tick strategischer und interessanter, da das Gameplay ansonsten auf Dauer doch etwas eintönig wäre.
Für Abwechslung sorgt außerdem die beliebige Zusammenstellung der Aktionsreihenfolge, denn wir können jederzeit auswählen, ob wir den Gegner zuerst beschießen oder unseren Charakter lieber an anderer Stelle platzieren, die Spezialfähigkeiten benutzen oder zwischendurch mal zum nächsten Charakter wechseln. Diese Befehlskette sollte nicht unterschätzt werden, da sie gut geplant beträchtlich über den Ausgang eines Kampfes entscheidet.
Nachdem dann alle unsere Charaktere an der Reihe waren, sind die Gegner dran, die uns mit ähnlichen Attacken zu Leibe rücken. Die Hasenstärke und Größe, sowie deren Fähigkeiten sind vielfältig und zwingen uns dazu, unsere Angriffe sehr sorgfältig zu planen. So gibt es beispielsweise Grobiane, die uns verfolgen und einen riesigen Balken auf uns niederschmettern, sobald sie unter Beschuss stehen. Diese Feinde sollten also nur aus größerer Distanz attackieren werden, damit sie uns nicht zu Nahe kommen. Haben wir einen Rabbid dann besiegt, ist der Fluch des Supa-Fusionierers gebrochen und er wird zum Schloss des Pilzkönigreichs teleportiert, in welchem er sich fortan als mehr oder weniger fleißiger Arbeiter betätigt.
Der Schwierigkeitsgrad der Kämpfe schwankt dann aber doch recht deutlich. Gerade zu Anfang sind die Gegner noch sehr zügig besiegt, sobald sich jedoch mal ein Boss in den Kampf einmischt – und mag er noch so klein sein – wendet sich das Blatt schneller als einem lieb ist. Bei der auf einmal unerbittlichen KI kann man schon mal an den Rand der Verzweiflung gedrängt werden. Teilweise wirken die Kämpfe deshalb einfach nicht genügend ausbalanciert. Möchte man die höchste Missions-Wertung erringen, so muss man den Kampf außerdem in der vorgegebenen Rundenzahl und am besten mit drei lebenden Teamkollegen abschließen, weshalb für Perfektionisten die ein oder andere Ehrenrunde Pflicht ist. Optional kann bei Beginn des Kampfes die Y-Taste gedrückt werden, womit man den Kampf dann im Easy-Mode bestreitet. Aber auch der Easy-Mode ist nicht immer ganz so easy.
Zwei Welten, ein farbenfrohes Spiel
Das Charakterdesign ist ganz Rabbid-like zum Schreien komisch. Zahlreiche witzige oder abgedrehte Videosequenzen sorgen regelmäßig dafür, dass man auch nach Stunden noch einiges zu lachen hat. Außerhalb der Kämpfe erkundet ihr die Welt mit BEEP-0, dem der Rest der Truppe im Gänsemarsch folgt. In den insgesamt vier Welten gibt es dabei viele zum Teil auch recht anspruchsvolle Rätsel zu lösen. Wir kriechen durch Rohre, schießen uns mit Rabbid-Kanonen durch die Luft oder setzen knifflige Schalter-Mechanismen in Gang. Der Schwierigkeitsgrad der Rätsel zieht wie auch der der Kämpfe ständig an und sorgt ab der zweiten Welt schon mal für rauchende Köpfe. Unterfordert werden wir hier jedenfalls nicht. Die Kamerasteuerung überzeugt leider nicht durchgehend, an manchen Stellen wird die Perspektive blockiert und die Kameraposition lässt sich nicht ordentlich justieren.
Abgesehen davon gibt es wie in jedem Mario zahlreiche Münzen einzusammeln, die wir nach fleißigem Sparen für bessere Waffen auf den Kopf hauen können. Bonusinhalte wie Soundtracks oder Artworks, die wir aus Truhen erhalten, können später im Museum angesehen werden. Im zentralen Hub des Titels, dem obligatorischen Schloss von Prinzessin Peach, wird im weiteren Spielverlauf sogar noch ein kleiner Mehrspielermodus frei geschaltet.
Manche Wege der Welten sind zunächst unerreichbar, da wir die benötigte Fähigkeit zum Passieren (beispielsweise Kisten schieben) noch nicht freigeschaltet haben. Daher lohnt sich auch das erneute Durchqueren der Welt zu einem späteren Zeitpunkt. Dort lassen sich dann weitere Herausforderungen und Schatzkisten auffinden.
Animationen in und außerhalb des Kampfes wurden zu Beiden, im Prinzip grundverschiedenen Franchises passend umgesetzt. Man merkt, dass die Entwickler passionierte Liebhaber beider Welten sind und ihre Energie sowie Leidenschaft in eine funktionierende Umsetzung investiert haben. Lebendig wirkt die Welt durch die zahlreichen Hasen, die sich in den Leveln verirrt haben und ihrer chaotischen Art und Weise freien Lauf lassen. Aber auch ohne diese bizarren Darbietungen sieht die Welt fantastisch farbenfroh und einladend aus. Daneben überzeugt auch der Soundtrack und die zur Spielsituation passenden Effekte. Stets wird die Stimmung der Szene musikalisch optimal eingefangen.
Fazit
Liebevolle Animationen, eingängige Soundtracks und herrlich abgedrehte Charaktere zählen zu den größten Stärken von Mario + Rabbids – Kingdom Battle. Auch das für Nintendo ungewohnte Strategierollenspiel funktioniert dank Entwickler Ubisoft ganz hervorragend. Allerdings ist der stetig ansteigende Schwierigkeitsgrad nicht jedermanns Sache. Oft dauern die Kämpfe eine gefühlte Ewigkeit und gerade in den letzten Zügen zu versagen, sorgt dann doch für Frust. Vor allem, da der Kampf komplett von vorne begonnen werden muss und es nicht viele Möglichkeiten gibt sich schnell besser auf den Kampf vorzubereiten. Die Hintergrundgeschichte lockt leider auch keinen Hund hinter dem Ofen hervor, zumindest etwas mehr Erklärungen hätte ich mir persönlich gewünscht. Auch wenn der Fokus des Titels natürlich mehr auf dem Gameplay liegt – es wirkt alles eben wie ein riesiges Durcheinander. An manchen Rätseln werdet ihr lange zu nagen haben, und die bockige Kamera wird euch das ein oder andere Mal im Stich lassen. Aber trotz allem ist Mario & Rabbids – Kingdom Battle ein absolutes Muss für Switch-Besitzer, der einem Dank seines einzigartigen Humors und des abwechslungsreichen Gameplays während der Erkundung der insgesamt vier knallig bunten Welten immer wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubert.