Da möchte man eigentlich nur mal kurz die neueste Entwicklung der Spielindustrie austesten und plötzlich findet man sich im echten Leben als zeitreisender Drachenjäger wieder. So schnell kann das gehen, wenn erbarmungslose Drachen versuchen, die Welt in Schutt und Asche zu legen.

Die Drachen sind los! 

In 7th Dragon bedrohen böse Drachen die Welt, und das schon seit geraumer Zeit. Nun erhebt sich allerdings der mächtigste und letzte Drache, um die Erde zu zerstören. Von all dem ahnt euer Protagonist allerdings nichts, als er bei einer bekannten Spielefirma die neueste VR-Technologie ausprobieren möchte. Gemeinsam mit Mio, einem euch zunächst noch unbekannten Mädchen, spielt ihr das VR-Spiel „7th Encount“, welches im Geheimen dazu dient, fähige Drachenbezwinger ausfindig zu machen. Dazu dürft ihr euch noch zwei  weitere Charaktere aussuchen, die euch fortan auf eurer Reise begleiten. Diese werden von euch, wie auch euer Alter Ego selbst, in einer umfangreichen Charaktererstellung angepasst.

Nachdem ihr den Bossgegner besiegt und somit die Aufnahmeprüfung bestanden habt, werdet ihr von Nodens, einer Firma, die sich der Erforschung von Videospielen und Drachen gleichermaßen verschrieben hat, zum „Dragonhunter“ rekrutiert. Als solcher steht euch die Aufgabe zu, verschiedene Drachen zu erlegen und deren DNA-Probe mitzubringen, welche Nodens zur weiteren Erforschung benötigt. Die Forschungsergebnisse sollen wiederum dazu eingesetzt werden, den siebten Drachen, genannt VFD, an der Weltzerstörung zu hindern und die von ihm herbeigeführte „Drachenkrankheit“, welche sich wie eine schlimme Erkältung unter den Menschen ausbreitet, zu kurieren. Haken an der Sache; ihr lebt im Jahre 2020 in naher Zukunft und die Drachen, die ihr jagen sollt, sind schon lange tot. Doch auch dafür hat Nodens eine Lösung parat: eine extra angefertigte Zeitmaschine, mit der ihr nicht nur durch die Zeit, sondern auch durch den Raum reisen könnt. Damit wird die Drachensuche natürlich um einiges erleichtert, wenn nicht sogar erst ermöglicht. Unter anderem reist ihr sogar an euch völlig unbekannte, mysteriöse Orte, wie dem längst versunkenen Atlantis, deren Einwohner nicht einmal Menschen sind.

How do I look?

Großzügig angelegt ist bei 7th Dragon vor allem die Individualisierung eures Charakters, dessen Aussehen und Stimme ihr am Anfang des Abenteuers festlegt. Nicht genug damit, dass jede Figur zwei unterschiedliche „Styles“ besitzt, ihr dürft auch noch eine von drei Farbkombinationen des jeweiligen Avatars wählen. Dabei sind zwei Drittel der auswählbaren Charaktere beim ersten Durchspielen noch nicht einmal freig eschalten. Nachdem ihr Geschlecht, Aussehen, Namen und Stimme festgelegt habt, steht ihr noch vor der Auswahl eurer Charakterklasse. Dabei stehen euch anfangs vier zur Auswahl: Der Samurai, welcher den Gegnern mit ein bis zwei Schwertern zu Leibe rückt, der Agent, der die Feinde aus der Ferne mittels Schusswaffen und Hackerfähigkeiten bearbeitet, die Götterhand, welche sich unter anderem als Heiler nützlich macht, sowie den stark an Yu-Gi-Oh erinnernden Duellanten, der mittels Kartendeck allerlei Monster und Fallen herbeiruft, die magische Angriffe auf die Feinde wirken. Aber auch hier können im späteren Spielverlauf noch so einige Charakterklassen frei geschalten und das Kampfgeschehen kreativer gestaltet werden. Zwar könnt ihr somit nach Lust und Laune eure Getreuen erstellen, leider werden sich diese jedoch nie in Gesprächen beteiligen oder die Story beeinflussen. Schade – denn eine solche Geschichte schreit geradezu nach einprägsamen Helden.

Zeit für ein Duell!

In den rundenbasiert angelegten Kämpfen ist vor allem taktisches Vorgehen gefragt, da die Gegner nicht gerade die einfachsten sind und jeder eine andere Schwäche besitzt. Lasst ihr außerdem die Möglichkeiten zum Grinden ausfallen, so werdet ihr in regelmäßigen Abständen ins Gras beißen. Mitunter findet ihr schon in den ersten Spielstunden Gegner, die sich einfach noch nicht besiegen lassen und bei denen nur eines hilft, die Flucht zu ergreifen. Dies ist jedoch in 7th Dragon keine Schande, denn per Zufallskämpfe kommen immer genug Gegner nach, die sich auf dem darauf folgend eingeblendeten Kampfbildschirm prügeln wollen. Es empfiehlt sich, beim Betreten einer neuen Map erst einmal an einem nahe gelegenen Speicherpunkt zu trainieren. Dabei solltet ihr auch nicht davor zurückschrecken, von den in regelmäßigen Abständen erhaltenen Heilmitteln gebrauch zu machen, die ihr während des Spielverlaufes sammelt. Verliert ihr doch mal euer Leben im Kampf, ist dies aber auch kein größeres Problem, da ihr denselben sogleich noch einmal neu starten könnt und euch nicht wegen eines Game Overs noch einmal durch zähe Kartenabschnitte schlagen müsst. Speicherpunkte gibt es ebenfalls in ausreichenden Abständen.

Optisch ist 7th Dragon wirklich ein Schmuckstück des Nintendo 3DS. Zuckersüße Chibifiguren der Charaktere agieren liebevoll individuell genauso auf der Weltkarte wie die unzähligen Monster, deren Attacken alle unterschiedlich animiert wurden. Untermalt wird das Ganze durch hübsch gezeichnete Anime Charactersheets, die unter anderem dann eingeblendet werden, wenn sich Charaktere miteinander unterhalten. Auch die dreidimensional gestaltete Umgebung kann sich im Gegensatz zu manch anderen 3DS Titeln durchaus sehen lassen. Die Synchronisation der Charaktere ist zwar leider seltener zu hören, dafür aber durch die Bank weg super gelungen. Elektro- und Technomusik formen die Hauptkulisse des Spieles, was meist passend für das jeweilige Szenario ist. Die einprägsame Story um Drachen, Zeitmaschinen, fremden Ländern und strategisch angelegtes Gameplay gepaart mit unzählig unterschiedlichen Klassen und Skills lässt keinen Wunsch eines Rollenspielfans offen.

Fazit:

7th Dragon 3 Code: VDF ist ein solides, im positivsten Sinne „oldschool-anmutendes“ Rollenspiel. Die rundenbasierten Zufallskämpfe mit bunten Monstern und jeder Menge knuffiger Kampfanimationen erinnern stark an einige altbekannte JRPGs, wie die ersten Final Fantasys und sind eine willkommene Abwechslung zum derzeitigen „Open-World-Wahn“. Spritzige Nebencharaktere und eine überdurchschnittliche Story verleihen dem Ableger der Serie die nötige Rundung. Abzüge gibt es von mir für die leider etwas zurückgehaltene Inszenierung. Charaktere sowie Monster im Kampfbildschirm werden meist nicht gut zur Geltung gebracht, was ein etwas mutiger gewählter Kamerawinkel schon hätte ändern können. Alle Kampfbeteiligten, sowie deren Animationen wurden sowieso ins Kampfgeschehen eingebaut, warum diese also nicht besser in Szene setzen? Da der Fokus meist nur frontal auf die Monster gerichtet ist, wird die Sicht deutlich eingeschränkt und der Kampf wirkt etwas undynamisch. Auch ein Auge zudrücken muss ich persönlich bei den fehlenden Hauptcharakteren. Es ist macht zwar Riesenspaß, Charaktere nach Gutdünken anzupassen, bei linear verlaufenden Japano-RPGs wie diesem wären mir allerdings Charaktere mit Wiedererkennungswert einfach lieber gewesen. So wird sich leider nie jemand an „den Helden“ von 7th Dragon 3 erinnern. Wer sich mit diesen kleinen Mankos allerdings abfinden kann, wird mit dem mehr als guten Titel aber sehr viel Freude haben.

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