Grand Strategy

Strategiespiele erfreuen sich vor allem in Deutschland großer Beliebtheit. Egal ob in Brettspiel-Form wie etwa Risiko und Siedler von Catan oder auf dem digitalen Parkett von Total War, Anno, Siedler und Heroes of Might&Magic. Doch ein besonderes Subgenre der Strategie erfreut sich seid einiger Zeit steigender Beliebtheit, läuft aber gleichzeitig für viele komplett unter dem Radar: Grand Strategy. Was sich hinter diesem Begriff verbirgt und welche Spiele die besten Vertreter des Genres sind, möchte ich euch in diesem Special näher bringen. 

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Grand Strategy, also „Große“ oder „Globale“ Strategie steht für hohe Komplexität, ausgefeiltes Gameplay und eher zweckmäßige Präsentation. Der Spieler übernimmt vollumfänglich die Kontrolle über die Ressourcen und Aufgaben einer Nation, eines Volkes oder einer Dynastie. Soweit ähnelt das vor allem vom schwedischen Entwickler Paradox Interactive geprägte Genre Strategietiteln aus dem 4X-Genre.

Doch die Grand-Strategy Titel aus dem Hause Paradox wollen mehr sein als einfach nur komplexe Strategiespiele. Sie sind stets auch der Versuch eine Ära – und die Entwicklungen, Dynamiken und Rivalitäten die sie prägten – einzufangen. Crusader Kings II widmet sich dem Mittelalter, der personalisierten Herrschaft und den Interaktionen der Adelshäuser, Europa Universalis IV legt den Fokus auf die aufkommenden Nationalstaaten, ihre technologischen, kulturellen und diplomatischen Beziehungen und die Eroberungen der neuen Welt. Hearts of Iron IV schließlich widmet sich dem Vorlauf und Ausbruch des zweiten Weltkriegs und der strategischen und taktischen Durchführung dieses globalen Konflikts.

Grand Strategy
Alle Grand Strategy Titel von Paradox beruhen auf diesen Kernmechaniken.

Alle Titel haben, trotz ihrer unterschiedlichen Settings mehre Gemeinsamkeiten. So verbindet die Titel neben der großen Spieltiefe und der langen Spielzeit auch immer ihre Tendenz dazu eigene Geschichten zu erzählen und dem Spieler die Möglichkeit zu geben sich in einer sehr vielseitigen Sandbox auszutoben. Dabei sind es vor allem die genial geschriebenen Ereignistexte die in Kombination mit dem hohen Anspruch zu einem sehr amüsanten Erlebnis führen.

Crusader Kings II (CK II)

Crusader Kings II Gameplay
Weil die Präsentation eher schlicht ist, entsteht die Faszination vor allem durch Kopfkino und die skurrilen Geschichten der Sandbox.

Was ist Crusader Kings II? Das Mittelalter übt auf viele eine große Faszination aus. Doch wie funktionierte es damals ein Herrscher zu sein? Was war wichtig in einer Welt in der es keine Nationen gab, sondern sich alles um die Beziehungen zwischen Personen drehte. Fürsten, Grafen, Königen und ihren Vasallen und Untertanen befinden sich im ständigen Kampf um Ländereien und müssen doch stetig die Beziehungen zu Lehnsherren und Vasallen pflegen. Crusader Kings II versucht genau diese Dynamik darzustellen und kommt einer Simulation der mittelalterlichen Machtverhältnisse vermutlich näher als viele andere Titel. 

Garniert es mit einer deftigen Prise schwarzer Humor schreibt es außerdem die kuriosesten Geschichten. Brudermord und andere skurrile Ereignisse sorgen für einen unendlichen Fundus verrückter Geschichten. Denn jeder Charakter im Spiel hat Eigenschaften die den Todsünden und Tugenden entsprechen und verhält sich gegenüber den Spielercharakteren je nach Eigenschaften unterschiedlich. Die rachsüchtige, wollüstige Königin zu betrügen kann skurrile Auswirkungen haben. Diese Potenzial hat auch der Entwickler Paradox erkannt und bewarb den Titel mit einer Reihe lustiger Trailer. 

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Intrigen, Morde und Heirat gehören insofern genauso wie der Krieg zu den strategischen Optionen eines Herrschers in Crusader Kings II. Die Priorität liegt dabei stets auf dem Zugewinn für die Dynastie, die wir fortführen müssen. Denn stirbt unser ausgewählter Charakter, so übernehmen wir die Rolle des Erben.

Wem all das nicht reicht, der kann auf eine umfangreiche Mod-Auswahl zugreifen in der wir beispielsweise eines der Häuser in George R.R. Martin Game of Thrones durch die intrigenreiche Welt von Westeros lenken. 

Auf ins finstere Mittelalter!

Europa Universalis IV (EUIV)

Grand Strategy
In Europa Universalis IV stehen neben dem Krieg auch der Handel und die Diplomatie im Fokus.

Was ist Europa Universalis IV? Europa Universalis verkörpert das Prinzip eines Grand Strategy-Spiels wie kaum ein anderer Titel und hat aufgrund seines grandiosen Spielprinzips über eine Million Mal verkauft. Als Herrscher kontrolliert ihr eine Nation vom Beginn der frühen Neuzeit 1444 bis zum Beginn der Industrialisierung 1821 und strebt die Weltherrschaft an – oder wonach euch sonst der Sinn steht. Das Spiel umfasst Handel, Diplomatie, Regierungssysteme sowie die Entdeckung und Kolonialisierung der Neuen Welt. Jede Nation der Welt ist spielbar und hat verschiedene Besonderheiten und Eigenschaften, jede Partie verläuft anders, was dem Spiel einen endlosen Wiederspielwert beschert. Es ist im Grunde eine Form von „Hyper-Risiko“, da es klassische Eroberung mit einer Vielzahl andere Elemente verbindet. Auch im Multiplayer entfaltet das Spiel enormes Potential da viele verschiedene Nationen um die Vorherrschaft ringen und Paradox den Titel inzwischen ausgezeichnet gebalanced hat. 

Wer mehr über die Grundlagen des Spiels lernen möchte, sollte einmal in diesem Tutorial vorbei schauen.

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Die Welt liegt euch zu Füßen!

Hearts of Iron IV (HoI4)

Grand Strategy
In Hearts of Iron IV spielen Schlachtpläne eine zentrale Rolle.

Was ist Hearts of Iron? In Hearts of Iron IV stehen alle Weichen auf Krieg. Weltkrieg um genau zu sein. Der Spieler muss Ökonomie (dabei vor allem die Kriegsmaschinerie) und Diplomatie voranbringen um im Konflikt auf Seiten der Allierten, Achsenmächte oder des Kommunismus zu bestehen. Anders als etwa bei Europa Universalis IV oder Crusader Kings II dessen Konflikte in der Regel eher lokal oder regional ausgetragen werden, läuft in Hearts of Iron IV alles auf eine weltweite Schlacht bis zum bitteren Ende hinaus. Die Dynamik des Titels unterscheidet sich somit grundlegend von den anderen Spielen aus dem Hause Paradox. Während in EUIV und CKII in erster Linie eine Sandbox bieten, in der viele verschiedene Szenarien und Verläufe denkbar sind, ist Hearts of Iron eine Szenario. Ein sehr großes, hoch komplexes Szenario, dass sich auf viele unterschiedliche Arten abspielen kann. Aber trotz allem kein offener Spielplatz wie Crusader Kings oder Europa Universalis.

Auch hier entstehen komplexe und spannende Entwicklungen. Was wäre im zweiten Weltkrieg passiert, wenn die Weichen vor oder während des Krieges anders gestellt worden wären? Wie wäre der Krieg verlaufen, wenn Frankreich beispielsweise vor dem Krieg in den Kommunismus abgerutscht wäre. Wie sähe Europa aus, wenn Deutschland und die Sowjetunion gar ein Bündnis aus ihrem Nichtangriffspakt gemacht hätten? Wie hätte sich der Krieg in Asien entwickelt, wenn die Japaner nie Pearl Harbour angegriffen hätten? Viele Hobby-Historiker unter euch haben solche Fragen sicher schon im kleinen Kreis debattiert und sind auf keinen grünen Zweig gekommen. Mit Hearts of Iron IV, kann man diese Fragen, wenngleich auch nur virtuell, erfahren.

Wer neugierig geworden ist findet mehr Informationen zum neusten Ableger der Reihe in unserem Test zu Hearts of Iron IV.

Fazit:

Wenn ihr Lust auf große Spieltiefe, Kopfkino und historische Szenarien habe, schaut euch diese Spiele unbedingt an. Es gibt nichts vergleichbares.  Am Anfang mag die große Komplexität einschüchternd wirken, hier helfen YouTube Tutorials und Lets Plays. Wer sich erstmal ein wenig reingefuchst hat, wird mit einer unvergleichlichen Spielerfahrung belohnt.

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