Nach 30 Stunden XCOM 2 lehne ich mich zurück und frage mich: „Wieso mache ich das eigentlich? Wieso zocke ich ein Spiel, das mir ständig in den Hintern tritt und selbst den kleinsten Fehler hart bestraft?“ Aber eigentlich ist die Antwort auf diese Frage offensichtlich: weil es unheimlich viel Spaß macht!

Willkommen zurück, Commander.

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Vielfältige Missionsziele erwarten Euch

Der neueste Teil der Reihe spielt 20 Jahre nach den Ereignissen von Enemy Unknown und genau da beginnen schon die Probleme. Denn dort haben wir den Krieg gegen die Alien-Invasoren haushoch verloren und stehen nun einem übermächtigen Regime, den Advent, gegenüber. Dieser Verbund aus Menschen und Aliens verspricht großartige, technologische Fortschritte, wie etwa das Ausrotten von Krankheiten durch Gentherapie. Das klingt doch eigentlich gar nicht so schlecht oder? Was die Weltbevölkerung nicht weiß: Die Aliens ziehen hinter den Kulissen die Fäden, kontrollieren jeden Schritt der Menschen und hecken noch dazu einen grausamen Plan aus.

Gut, dass es noch eine Institution gibt, die den Advent mutig gegenübertritt. Der Widerstand ist mittlerweile nur noch eine kleine Gruppe, dementsprechend schwer ist es, überhaupt etwas im Kampf gegen die Eroberer anzurichten. Eure Operationsbasis ist die Avenger, ein gekapertes Alien-Raumschiff. Von ihr aus versucht Ihr Euer Möglichstes um die Aliens zurückzudrängen, indem ihr riskante Guerilla Einsätze gegen die technologisch überlegenden Außerirdischen ausführt.

Genau diese verzweifelte Entschlossenheit wird mitreißend präsentiert und mausert die Geschichte von XCOM 2 damit zu einem wahren SciFi-Thriller Genuss – inklusive interessanten Wendungen und Gänsehautmomenten.

Härter

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Taktische Finesse und ein guter Überblick sind ein Muss

Wir befinden uns in der Arktis, die Aliens haben hier eine Forschungsstation und wir haben vor sie hart zu treffen. Mein Team, das aus bis zu 6 Mitgliedern besteht, stellt sich einer Übermacht an Gegnern, die quer über die prozedural generierte Karte verteilt sind und das Gebäude bewachen. Noch wissen sie nicht, dass wir da sind. Wir befinden uns im Stealth-Modus, einer Neuerung in XCOM 2. Doch schon bald kommt es zur ersten Begegnung und Leutnant Lena „Bomber“ Kaczmarek wird schwer getroffen. Ihr Kollege und Rekrut Matthias Neumann gerät bei dem Anblick in Panik, rennt in die Gruppe von Gegnern und wirft eine Granate – geradewegs in ein Haus in dem noch weitere, bisher unentdeckte, Aliens patrouillieren. Neumann, Kaczmarek und ein weiterer Soldat kehrten nie zur Avenger zurück. Das schmerzt sehr, denn man baut schnell eine Beziehung zu seinem treuen Team auf.

Solche und ähnliche Situationen werden Euch ständig begegnen, denn XCOM 2 ist hart. Sehr hart. Euch erwarten zum einen eine Mischung aus Boden-Missionen, die so stark variieren, dass Euch selbst nach etlichen Stunden noch neue Zieltypen begegnen. Ihr müsst VIPs retten, die Euch unter Umständen nützlich für Eure Forschungen oder den Ausbau der Avenger sein können, Gebäude mit Bomben zerstören, Laptops hacken auf denen sensible Daten der Aliens verborgen sind oder sogar gelandete UFOs erkunden. Ihr seht – es gibt viel zu tun für Euch als Commander. Alle Ereignisse zwischen den Story-Missionen sind zufällig, ein extrem hoher Wiederspielwert ist also gegeben.

Schneller

Aber wie genau laufen die Kämpfe ab? Wer Enemy Unknown gespielt hat wird sich direkt wohlfühlen. XCOM 2 setzt wieder auf sein bewehrtes, rundenbasiertes Kampfsystem. Zwei Aktionen stehen Euch pro Soldat zur Verfügung, durch bestimmte Skills können das im späteren Spielverlauf auch mal mehr werden. So navigiert Ihr Euer Team über die detaillieren Maps, gebt Befehle zum Abschuss und dominiert die Aliens. Okay – so einfach ist das leider nicht. Denn die Reihe fordert ein hohes Maß an taktischer Finesse und adaptiver Reaktion. Da passt der zuvor genannte, neue Stealth-Modus klasse rein, denn zu Beginn der Mission seid Ihr so lange unbemerkt bis ein Gegner Euch sieht oder Ihr angreift. Damit entstehen tolle Möglichkeiten die Position Eurer Feinde auszuspähen und sie in einen Hinterhalt zu locken. Ein weiterer, neuer Punkt, der viel Kritik erntet, ist der allgegenwärtige Zeitdruck. In nahezu jedem Einsatz wird ein Runden-Timer angezeigt. Habt Ihr das Ziel in dieser Zeit nicht erreicht, gilt die Mission als gescheitert – und das wollt Ihr definitiv nicht. Diese Neuerung führt dazu das Ihr noch mehr riskante Entscheidungen treffen und Euer Team in gefährliche Situationen bringen müsst. Im Zusammenhang mit der Geschichte macht dieser Druck Sinn, denn Guerilla Missionen nutzen bekanntermaßen nur ein kleines Zeitfenster. Dennoch wirkt das Limit oftmals fehl am Platz und drängt Euch in die Offensive. Glücklicherweise gibt es schon Mods, die dieses Problem entweder mit einer Abschwächung des Timers umgehen oder ihn komplett abschaffen.

Stärker

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Prioritäten setzen ist angesagt!

Der Dreh- und Angelpunkt Eures Feldzuges ist Eure Basis. In der Avenger sind Eure Soldaten, Wissenschaftler und Ingenieure stationiert und tüfteln ununterbrochen an neuen Waffen, Verbesserungen und Methoden zur Informationsbeschaffung. Ingenieure sind im Gegensatz zum Vorgänger keine passive Ressource mehr, sondern können beliebig auf Projekte verteilt werden. Das ist bei den Wissenschaftlern leider nicht der Fall. Außerdem befindet sich in dem ehemaligen Alien-Raumschiff viel Platz für neue, nützliche Einrichtungen. Und die sind bitter nötig, denn anders als im Vorgänger navigiert Ihr mit Eurem Schiff über eine Weltkarte und fliegt Eure Ziele direkt an. Auf ihr müsst Ihr Kontakte zu Widerstandszellen aufbauen, was ohne Kommunikationszentrale in der Avenger unmöglich ist, und entscheiden, welchen Ereignissen und Möglichkeiten Ihr Eure Aufmerksamkeit schenkt. Hier müsst Ihr stets Prioritäten setzen – denn um alles könnt Ihr Euch nicht kümmern, dazu seid Ihr schlicht zu klein. Immer wieder wird Euch die Wahl zwischen drei verschiedenen Missionen gelassen, allesamt vollgepackt mit fiesen Plänen der Aliens. Durchkreuzt Ihr einen von ihnen, müsst Ihr trotzdem mit den Konsequenzen der Anderen zurechtkommen. Und auch auf der Weltkarte seid Ihr vor dem Zeitdruck ähnlich der Boden-Missionen nicht gefeit: Die Advent arbeiten nonstop an einem Megaprojekt und ein fortschreitender Balken erinnert Euch ständig daran. Wenn Ihr sie aufhalten wollt, müsst Ihr Euch beeilen!

Besser

Nicht nur unsere Soldaten sehen dank vielfältigen Anpassungsmöglichkeiten deutlich besser aus als im Vorgänger: XCOM 2 präsentiert sich im Ganzen grafisch sehr gut. Leider wird dafür ein guter PC vorausgesetzt – viele Spieler bemängeln die hohen Anforderungen und Performance-Einbrüche. Beim Soundtrack und der Synchronisation bleiben hingegen keine Wünsche übrig. Die Musik untermalt die Ereignisse stimmig und die Synchronisation überzeugt mit solider, deutscher Vertonung. Natürlich stehen Euch auch englische und sogar spanische, französische und italienische Stimmen samt Untertiteln zur Verfügung. Geschraubt wurde auch an der Steuerung, diese reagiert wesentlich direkter als im Vorgänger.

Fazit

Ein solch intensives Spielerlebnis hatte ich schon lange nicht mehr. XCOM war schon immer eine Erfahrung für sich und mit dem neuesten Teil hat Firaxis der Reihe die Krone aufgesetzt. Selbst das Zeitlimit machte mir persönlich nicht sehr viel aus – ich fand es unheimlich spannend zu sehen, welche Situationen durch das erzwungene Verlassen meiner Komfortzone entstehen. Es war selten so spaßig komplett überfordert zu sein.

Eines gibt es aber noch zu sagen:
Ruht in Frieden – Leutnant Lena „Bomber“ Kaczmarek, Matthias Neumann und die vielen anderen Soldaten, die im Kampf gegen die Übermacht der Außerirdischen gefallen sind. Euer Opfer wird niemals vergessen sein.

Update Konsolenversion ( PS4 und Xbox One)

Trotz anfänglicher PC Exklusivität war es am 30.September dann doch endlich so weit und der Strategiekracher wurde, zur Freude aller Konsolen Strategiejünger, für Xbox One und PS4 veröffentlicht. Im Vergleich zur PC Version des Ausnahmetitels hat sich nicht viel verändert, lediglich die Steuerung wurde natürlich für Gamepads angepasst. Diese funktioniert auch wunderbar und hinkt der klassischen PC / Tastatur Steuerung keinesfalls hinterher. Die XCOM Soldaten lassen sich geschmeidig – wir sprechen hier aber nur von der Steuerung – über das Schlachtfeld bewegen, bei der Aktionskonsole hatte man schon auf PC den Eindruck, eine funktionierende Hybridvariante zu bedienen. Die gegnerischen Aliens lassen sich wunderbar anvisieren und hoffentlich auch ausschalten, um die Erde vom Joch des Advent Regime zu befreien. Damit bereits angedeutet – inhaltlich bleibt ebenfalls alles gleich. Leider sind die bereits für PC erschienenen Addons (Anarchy’s Children, Alien Hunters, Shen’s Last Gift) nicht mit an Bord und können über einen Season Pass – die Digital Deluxe Edition beinhaltet diesen – oder zur Veröffentlichung separat erworben werden. Schade, dass man sich für diesen Weg entschieden hat, dafür hat die Konsolenversion aber einen fairen Verkaufspreis erhalten, Xbox One und PS4 könnt ihr aktuell bereits schon für ca. 35 EUR beim Händler eures Vertrauens käuflich erwerben (Psst… einfach unten klicken)

Auch die Technik wurde – leider – von der PC Version übernommen. Auch auf Konsolen ruckelt und teart das Geschehen gelegentlich mal fröhlich vor sich her. Die Denkpause der KI kann durchaus mal die Länge einer gediegenen Zigarettenpause (pfui 😉 ) erreichen. Wäre es ein anderes Genre, würde es hier ein paar Punkte Abzug geben, in einem Rundenstrategietitel bleibt es jedoch erträglich. Je länger man spielt, desto länger werden auch die Ladezeiten. Sicherheitshalber vor einem Zug abspeichern (wer macht denn sowas) um eventuell neu laden zu können, ist hier keine Option, außer man hat wirklich viel zu viel Zeit. Im späteren Spielverlauf können schon mal 2-3 Minuten vergehen, bis man sich wieder auf dem Schlachtfeld tümmeln darf. Hier gehört ganz klar noch nachgebessert. 

Grundsätzlich bleibt XCOM 2 aber auch auf der heimischen Konsole ein großartiges Spiel, dass sich Rundenstrategie- und Serienfreunde auf gar keinen Fall entgehen lassen sollten. Herausforderungen sollte man jedoch nicht scheuen, es ist kein einfaches Spiel, bis man sich hinein gefuchst und ein schlagkräftiges Team aufgebaut hat werden einige Spielstunden ins Land ziehen. Und selbst dann wird man über das ein oder andere, zum Teil auch unfaire, Element fluchen und die Missionen noch einmal neu starten müssen. Die Mods der PC Version stehen auf Konsole nicht zu Verfügung, das bedeutet: Die Rundenlimits müssen Konsolenjünger leider ertragen. Ob man jetzt die PC oder Konsolenversion bevorzugt bleibt geschmäcklerisch bzw. die Frage, ob die Ausstattung des heimischen Rechners die Performance auf der Konsole schlägt.

Viel Spaß beim sezieren!

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