„Dragon Quest meets Minecraft? Hört sich interessant an und sieht zudem unheimlich charmant aus.“ Das waren meine ersten Gedanken bei der Ankündigung des Spiels im letzten Jahr. Nach dem Release Anfang des Jahres in Japan hat es das Spiel nun auch in den Westen geschafft. Ist es Square Enix gelungen die eigene erfolgreiche Dragon Quest Reihe mit dem Spielprinzip von Minecraft, einem der gegenwärtig populärsten und erfolgreichsten Titel, zu kreuzen und einen Genremix zu schaffen, der den Nerv der Spieler trifft? Gehen wir der Sache auf den Grund.

Story

Die Geschichte katapultiert uns ans Ende des ersten Dragon Quest Teils, der übrigens schon fast 30 Jahre auf dem Buckel hat. Die einst bunte und fröhliche Welt von Alefgard wurde vom bösen Drachenfürsten in Dunkelheit gestürzt. Den Bewohnern wurde jegliche Kreativität und Schaffenskraft genommen und Monster haben das Land überrannt und die Siedlungen dem Erdboden gleich gemacht.

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Nach einer simplen Charaktererstellung erwacht unser Held ohne Orientierung und Erinnerung in einer unterirdischen Höhle. Geführt von einer geisterhaften Stimme geht es an die Oberfläche und unsere Bestimmung wird schnell klar: wir sind kein klassischer Held, sondern der ersehnte Erbauer, dessen Aufgabe es nun sein soll das Land Alefgard wieder aufzubauen und zu altem Glanz zu bringen, das Böse aus der Welt zu vertreiben und das Geheimnis der Tragödie zu lüften.

Erste Schritte

Nach ein paar Metern in der Klötzchenwelt von Alefgard liegt die erste Siedlung vor uns. Komplett zerstört und menschenleer, ein fader und trauriger Anblick. Unsere erste Aufgabe besteht darin das gerade erhaltene Banner des Lichts in der Mitte der Siedlung zu platzieren. Gesagt, getan. Sogleich strömt eine Welle von Licht auf das Dorf hinunter und wir werden uns unserer Bestimmung als Erbauer bewusst. Dieses Dorf soll in altem Glanz erstrahlen und es liegt an uns diesen Aufbau voranzutreiben. Mit dem Licht zieht es auch die erste Bewohnerin in unsere Siedlung. Wir machen direkt Bekanntschaft und bekommen erste Aufgaben gestellt. Diese Quests führen uns langsam in das Spiel ein, so müssen wir z.B. unseren ersten Raum bauen, Nahrungsmittel gegen unseren Hunger besorgen oder Heilsalbe herstellen. Wir ziehen also los, erkunden die Welt und suchen die benötigten Komponenten für unsere ersten Aufgaben.

Die Siedlung wächst

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Mit dem erfolgreichen Abschluss der Aufgaben wächst unsere Siedlung stetig. Mit dem Wachstum zieht es auch immer neue Bewohner in unser Dorf, die wiederum Aufgaben mit sich bringen. So nimmt einen das Spiel bei der Hand ohne aufdringlich zu werden. Durch die Führung bleibt das Crafting angenehm zugänglich und die Vorgaben relativ einfach. Die Kreativität kommt natürlich trotzdem nicht zu kurz. In der Gestaltung des Dorfes ist man frei, lediglich manche Vorgaben für z.B. bestimmte Räume müssen erfüllt werden. So bauen wir Stein um Stein unsere Bleibe wieder auf, steigen durch neue Räume, Verbesserungen und Dekorationen im Siedlungslevel auf und freuen uns am Anblick unserer kleinen Siedlung mit ihren sympathischen Bewohnern. Im Spielverlauf bekommen wir Teleporter, die uns in neue Bereiche schicken in denen wir auf neue Gegner und neue Rohstoffe treffen. Die Gebiete sind angenehm kompakt, so dass lange Fußmärsche eine Seltenheit sind und man seine Aufgaben relativ schnell erledigen kann.

Das Böse schläft nicht

Leider wird uns aber auch recht schnell klar, dass Alefgard kein ungefährlicher Ort ist. Während unserer Ausflüge treffen wir immer wieder auf Gegner, die uns ans Leder wollen und gerade nachts wird die Welt ungleich gefährlicher und die Monster greifen uns auch in unserem Dorf an. Zum Glück haben wir die Möglichkeit zu schlafen, so dass wir von den nächtlichen Angriffen verschont bleiben können. Ganz ohne Kampf geht es aber nicht, denn zum einen brauchen wir für das Crafting Materialien von besiegten Gegnern, zum anderen müssen wir uns natürlich verteidigen können. In regelmäßigen Abständen kommt es zu Angriffen auf unsere Siedlung, die in Wellen ablaufen. Hier sollten wir unser Dorf gut vorbereitet haben, was die Verteidigungsanlagen angeht, sonst bekommen wir schnell ungebetenen Besuch innerhalb der Siedlungsmauern. Das Kampfsystem ist dabei extrem simpel gehalten, im Grunde läuft es auf einfaches Knöpfchen drücken hinaus. Im Laufe des Spiels schaltet man zwar den ein oder anderen Spezialangriff frei, aber das Gameplay der Kämpfe bleibt weitgehend ein stupides Draufgehaue.

Weiter, immer weiter

Das Hauptaugenmerk bei Dragon Quest Builders liegt aber sowieso nicht auf den Kämpfen, sondern im Aufbau der Siedlung. Und hier lässt uns das Spiel eine wohltuende Freiheit. Wenn wir einmal keine Lust auf die Quests haben, dann gehen wir einfach unseren eigenen Weg, setzen uns eigene Ziele und optimieren und verschönern unseren Bau nach eigenem Gusto. Das Tempo bestimmen wir also selbst, da neue Ereignisse immer durch das Annehmen bzw. Abschließen von Aufgaben getriggert werden.

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Die Geschichte bietet uns 4 umfassende Kapitel, dazu einen Sandbox-Modus in dem wir unsere Bauwerke mit anderen Spielern teilen können, eine Art Kampfarena, sowie verschiedene Herausforderungen nach dem Durchspielen eines Kapitels. Es ist somit für genügend Futter für lange Herbst- und Winterabende gesorgt.

Technik/Steuerung

An der Optik gibt es wenig auszusetzen. Das Spiel fängt wunderbar den Charme des Dragon Quest Universums ein und transportiert ihn in den bekannten „Minecraft Look“. Die Grafik ist bunt und bietet durch verschiedene Gebiete auch einige Abwechslung. Technisch ist die Umsetzung auch recht sauber gelungen, es gibt ab und an leichte Framedrops, aber diese stören den Spielfluss in keinster Weise.

Auch der Soundtrack ist gelungen, er wirkt zu keiner Zeit aufgesetzt oder aufdringlich. Etwas mehr Abwechslung wäre vielleicht wünschenswert gewesen, mit der Zeit wiederholen sich die Stücke doch recht schnell. Eine Sprachausgabe gibt es übrigens nicht, das Spiel ist aber voll lokalisiert.

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Etwas mehr Kritik muss sich die Steuerung gefallen lassen. Zum einen ist sie nicht frei belegbar und die Belegung ist anfangs nicht wirklich intuitiv, zum anderen kommt es immer wieder vor, dass man mit der genauen Cursorsteuerung seine Probleme hat, besonders an Ecken, Kanten und in engen Räumen. Auch die Kamera ist in Höhlen alles andere als optimal.

Fazit

Ja, ohne Zweifel: der Genremix aus Action RPG und Open World Aufbauspiel ala Minecraft ist Square Enix gelungen und wirkt zu keiner Zeit aufgesetzt. Das Spiel verbreitet von Anfang an einen liebevollen Charme, dem man sich nur schwer entziehen kann, auch die Story passt wunderbar in dieses Setting. Dazu kommen teilweise wunderbar schräge Dialoge, die zeigen, dass sich das Spiel selbst nicht immer ernst nimmt, was es nur noch sympathischer macht.

Spielerisch greifen die Mechaniken gut ineinander und Square Enix hat einige Komfortfunktionen eingebaut, die den Spielfluss deutlich beschleunigen. So greift man jederzeit auf sein großes Inventar zu und es gibt dadurch keine unnötig aufgeblähte Itemverwaltung an mehreren Stellen. Auch gibt es Items, die uns von jedem Punkt der Karte zurück in unsere Siedlung bringen, dadurch werden zähe Laufwege gespart. Klasse.

Dragon Quest Builders dürfte aufgrund des Settings und der spielerisch kreativen Freiheit sicher den Nerv vieler Spieler treffen.

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