Don’t step into Mikasa
Schwerer Hausfriedensbruch – eine deutliche Untertreibung wenn man beschreiben will, wie die menschenfressenden Titanen die Mauern Maria, Rose und Sina durchdringen. Die Story des Kultanimes aus Japan wird im Spiel, ebenso wie in der Serie, aus der Sicht des hitzköpfigen Eren Jäger, seiner besten Freundin und Klassenprimus Mikasa Ackermann und ihres Freundes Armin erzählt. Das dynamische Gespann ist Dreh- und Angelpunkt der wirklich tragischen, packenden Story über Freundschaft, Hoffnung und Verzweiflung. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Menschheit von der Bedrohung der Titanen zu retten. Um jeglichem Spoiler an dieser Stelle frühzeitig entgegenzuwirken, fokussieren wir uns mehr auf die Inszenierung und nicht auf die Story an sich. Die Handlung wird vor und nach jeder Mission mit aufwändigen Zwischensequenzen wiedergegeben – und diese können sich echt sehen lassen!
Für die Kenner der Serie eins vorab: Die Sequenzen sind qualitativ nicht ganz so gut wie wir sie aus der Serie kennen, trotzdem schaffen sie es hervorragend die Atmosphäre in Attack on Titan – ein Wechselspiel zwischen Hoffnung und Verzweiflung – zu transportieren.
Der Titel ist nicht in Deutsch oder Englisch vertont, was uns keineswegs traurig macht: Die originalen, japanischen Synchronsprecher machen – wie schon in der Serie – einen exzellenten Job und mit Untertiteln lässt sich die spannende Handlung auch sehr gut ohne Japanischkenntnisse verfolgen. Als Fan und Kenner der Anime-Vorlage empfehle ich es trotzdem, sich die Serie vorher zu Gemüte zu führen, da sonst die Gefahr besteht den durchaus gut ausgearbeiteten Charakteren der Protagonisten Eren und Armin etwas unrecht zu tun. Außerdem kann ich mir vorstellen, das Neulinge des Animes sich schwer tun, die ernsthafte Bedrohung der Menschheit durch die Titanen richtig zu verstehen. Zugegebenermaßen ist das Töten dieser im Spiel nicht sehr herausfordernd und so kommt es, dass man schnell den Respekt vor unseren ungebetenen Gästen verliert.
Wappne dich für den Krieg!
Das Gespann um die talentierte Mikasa und den impulsiven Eren Jäger kämpft im Verbund gegen menschenfressende Riesen. Um dieser Aufgabe auch ohne einen Zaubertrank von Miracolix gewachsen zu sein, haben sich die Verantwortlichen des Militärs, die dem Oberbefehlshaber Pixis unterstehen, etwas ganz besonderes einfallen lassen: Die „3D-Manöverausrüstung“, bestehend aus einem Gastank und Greifhaken, lässt unsere Helden agil wie Spiderman durch die Luft fliegen. Der Gastank erzeugt Schub, was uns schnelle und abrupte Manöver und Richtungsänderungen erlaubt. Es macht nicht nur unglaublich Spaß, sondern ist auch das Mittel der Wahl gegen unsere übergroßen Gegner, die es übrigens auch in verschiedenen Kalibern gibt. Kleine, große, dicke, dünne, alte und junge – die alle eines gemeinsam haben: Sie sollten ihr unfreundliches Grinsen ablegen. Um ihnen ihr unsympathisches Grinsen zu nehmen ist ein Angriff auf ihre Schwachstelle im Nacken nötig. Unser Vorgehen sollte dabei gut durchdacht sein, da ein direktes Töten der Titanen nicht immer klug ist. Es bietet sich die Möglichkeit neben dem Nacken auch ihre 4 Gliedmaßen anzugreifen. Einerseits ist dies kampftaktisch recht hilfreich, da die Titanen, die sich überraschend schnell für ihre Größe bewegen können, so zusammen klappen, andererseits generieren wir so auch wichtige Crafting Ressourcen, die wir für den Bau neuer Ausrüstung verwenden. Teil dieser sind, neben unserer 3D-Manöverausrüstung, unsere Schwerter und unsere Nachladehalterung. Durch das Optimieren der Ausrüstung verbessern wir unterschiedliche Eigenschaften der Items, wodurch wir mehr Schaden anrichten oder uns schneller und besser durch die Luft bewegen können. Um ehrlich zu sein hat mich das Gameplay stellenweise an das von Prototype erinnert, da wir quasi jede Hausfassade – auch wenn wir sie mit Vollspeed erwischen – problemlos hochsprinten. Kein Manko, wie wir finden, da unsere gesamte Aufmerksamkeit dem Kampf gegen die Titanen gewidmet sein sollte und Entwickler Omega Force es auch zweifellos geschafft hat, ein einzigartiges Gameplay zu kreieren. Die Mechanik der Steuerung ist sehr präzise und macht im Kampf einen unglaublichen Spaß. Es gilt: simpel, aber einzigartig! Liegt es an meinem Talent für das Spiel oder der angesprochen guten Mechanik, dass man mit wenig Übung sehr präzise Manöver durchführen kann und über die Dächer der Stadt jagt? Ich tippe auf Letzteres.
Simplizität: Was dem Gameplay zugute kommt, lässt das Missionsdesign schlecht aussehen. Omega Force zeigt sich hier nicht besonders kreativ. Wenn ich mich nicht gerade durch einen Dialog mit einem der vielen Mitglieder der Aufklärungstrupps hangle ist meine Aufgabe: Titanen töten in allen möglichen Ausführungen. Nach dem Sieg über eine ganze Titanenbande erscheint das „finale Ziel der Unterwerfung“. Wisst um was es sich dabei handelt? Richtig, um einen Titanen. Er erweist sich zwar als etwas schwieriger diesen mit unserem Greifhaken und Schwert zu bearbeiten, aber als erprobter Titanenjäger stellt uns dieser nicht vor unlösbare Probleme. Auch wenn mir als Fan des Animes die Spielumsetzung schon gut gefällt, müssen wir das Kind dennoch beim Namen nennen: Attack On Titan: Wings Of Freedom ist nicht sehr herausfordernd und bietet nicht viel Abwechslung.
Fazit
Für alle Fans des Animes spreche ich eine klare Kaufempfehlung aus. Liebhaber der Serie dürfen sich auf eine gute Nacherzählung der Geschichte freuen, dürfen aber kein innovatives Meisterwerk erwarten. Die Inszenierung ist auch ohne den originalen Soundtrack hervorragend gelungen. Abgesehen von der fehlenden Herausforderung und dem monotonen Missionsdesign, lädt Attack on Titan mit seiner einfachen und spaßigen Spielmechanik zu munterem Titanengemetzel ein. Persönliche Notiz: Beim Spielen des Titels erwachte sie wieder in mir – die Sehnsucht nach der Fortsetzung der Anime Dystopie.