Monster Hunter mal anders
Böse Götter haben die Menschheit in einer postapokalyptischen Welt an den Rand der Existenz gebracht. „Roter Regen“, der den „Schwarzen Tod“ zur Folge hat, verschlimmert die Lage der Weltbewohner noch zusätzlich. Normale Personen vermögen sich nicht gegen die Monster zu wehren, einzig und allein Auserwählte mit besonderen Fähigkeiten sind mithilfe spezieller Waffen dazu in der Lage, der Bedrohung ein Ende zu setzen.
Nach erfolgreich bestandenem Kompatibilitätstest werdet ihr in die Reihen der „Blood-Einheit“ aufgenommen. Diese besteht aus nur wenigen Mitgliedern und gehört zur Elite der „God-Eater“. Gemeinsam mit euren neuen Mitstreitern gilt es, in etlichen Missionen immer stärker werdende Monstrositäten zu besiegen und deren Überreste zu looten. Aus den neu gewonnenen Materialien lassen sich dann bessere Ausrüstungsgegenstände herstellen. Dem ein oder anderen Monsterhunter wird das Grundprinzip des Gameplays bekannt vorkommen, auch wenn God Eater in vielen Bereichen eine andere Richtung einschlägt. Die Waffen im Spiel sind im Vergleich zu Monster-Hunter-Ablegern deutlich einsteigerfreundlicher und verzeihen um einiges mehr Fehler. Damit ist der Titel um einiges besser dazu geeignet, sich entspannt zurückzulehnen, den Kopf auszuschalten und loszuprügeln. Stundenlanges Ausprobieren und verzweifeltes Scheitern steht hier nämlich nicht an der Tagesordnung.
Der Schwierigkeitsgrad bewegt sich zwischen sehr leicht und mittelschwer, stärkere Monster brauchen zwar ihre Zeit, um niedergerungen zu werden, lassen aber Verhaltensmuster erkennen, bei denen euch schnell klar wird, wann ihr auszuweichen und wann anzugreifen habt. Auch die NPCs der Blood-Einheit leisten mehr als genügend Beitrag zum Erlegen einer Bestie.
Wo ein Wille, da auch eine Waffe
Nachdem ihr euch in einigen Waffentutorials belesen habt, erscheint das Arsenal zunächst verwirrend und schwierig zu managen. Wenn ihr jedoch ein wenig Geduld investiert und einen kühlen Kopf bewahrt, werdet ihr schnell merken, dass das Ganze übersichtlicher gestaltet ist als zunächst angenommen.
Eure Waffe besteht grundsätzlich aus vier Komponenten: einer Nahkampf-, sowie einer Fernkampfwaffe, einem Schild und eurem „Prototypen“, der aus Zellen von toten Aragamis gefertigt wurde. Dies wiederum lässt die Waffe im Kampf die Form eines gefräßigen Monsters annehmen, das Stücke aus den Gegnern zu reißen vermag. Nahkampfwaffen reichen von protzigen Kurzschwertern über gigantische Stangenwaffen bis hin zu überdimensionalen Sensen, während Fernkampfwaffen in ebenso monströsen Mörsern, Sprengern oder Sturmgewehren in Erscheinung treten – nur selten sah man Animeklischees so deutlich wie in den God-Eater-Titeln. Die Schilder teilen sich in die Kategorien „Klein“, „Mittel“ und „Groß“, wobei die kleinen Schilder schneller einsatzbereit sind, während große Schilder mehr Schaden abwehren. Der Individualisierung eines eigenen Kampfstiles sind also nur wenig Grenzen gesetzt.
Nicht vergessen im Kampf sollte man aber die Heil-Items, die ihr an einem „Snack-Automaten“ in der Lobby zwischen zwei Missionen erwerben könnt. Einige Monster teilen ganz schön Schaden aus und ohne Heilung liegt ihr schnell am Boden. Allerdings endet die Mission nicht mit eurer Kampfunfähigkeit. Mitglieder eurer Gruppe können euch im Kampf nämlich mehrmals wiederbeleben, weshalb das Scheitern einer Mission ans Unmögliche grenzt.
Eine Prise Story, eine Prise Humor, eine Prise Drama
Große Sprünge macht der Titel in keiner Kategorie. Schon anfangs wird die Story dezent im Hintergrund gehalten. Dramen, die sich unter den Charakteren abspielen, sind ganz nett, aber überschaubar und einfach gehalten. Charaktere und Monster sind optisch vielfältig und größtenteils hübsch anzusehen. Der Geschichte ist leicht zu folgen, Kämpfe sind moderat und werden nach einiger Zeit zur Gewohnheit – nicht mehr und nicht weniger. Es wird nicht besonders langweilig, allerdings auch nicht außerordentlich spannend.
Alles in allem bleibt „God Eater 2: Rage Burst“ vom Ablauf her relativ beständig. Nachdem ihr eine Mission am Terminal in der überschaubaren Basis angenommen habt, beginnt der Einsatz, in dem ihr verschiedene Monster erledigen und ausbeuten müsst. Anschließend folgt eine storyrelevante Sequenz und ihr landet wieder in der Basis „Friar“, in der ihr die neu erhaltenen Gegenstände zur Aufbesserung oder zum Herstellen von Waffen verwenden könnt. Dabei habt ihr, dank der zahlreichen Waffen und deren Kombinationsmöglichkeiten, eine Vielfalt an Variationsmöglichkeiten und Charakterindividualisierung, die einen ganz persönlichen Kampfstil ermöglichen.
Handheld-Treue
Obwohl bei der PS4 Version fleißig nachbearbeitet wurde, merkt man doch deutlich, dass dies kein glanzvoller Titel für eine Next Generation Konsole ist. Grafische Darstellungen reichen einfach nicht über den Durchschnitt hinaus und die „10-Minuten-Missionen“, würden sich auch mehr für eine kurze Zug- oder Busfahrt eignen. Eher mittelmäßig kommen auch die Sounds daher. Hintergrundmusik wird während der Zwischensequenzen teilweise erschreckend unpassend gewählt und dermaßen laut abgespielt, dass man die Stimmen der Protagonisten kaum mehr hören kann. Aber auch damit sind die grotesken Tonaufnahmen der Synchronsprecher nicht mehr zu retten, so unklar und gedämpft klingen deren Stimmen. Schade eigentlich, denn die Synchronisation an sich wäre gut gelungen.
Unser Protagonist selbst, den wir in einem relativ umfangreichen Charaktereditor selbst erstellen können, bleibt leider trotz der am Anfang ausgewählten Stimme während den Sequenzen über stumm. Nicht selten hatte ich das Gefühl, in einem etwas anderen „Legend of Zelda“ gefangen zu sein, indem mein weiblicher, rothaariger „Link“ wie gewöhnlich nicht sprechen kann.
Fazit:
Monster Hunter … ääähm ich meine natürlich „God Eater 2: Rage Burst“, gestaltet sich als nette Abwechslung, sofern man nicht mit größten Erwartungen an den Titel herangeht. Man muss einfach im Hinterkopf behalten, dass es sich hier um ein Remake eines PS-Vita-Titels handelt, dann gewöhnt man sich auch früher oder später an die in die Jahre gekommene Grafik und die einfach gehaltene Spielweise. Trotz der Tatsache, dass ich kein sehr großer Fan von grindlastigen Spielen oder Monster-Hunter-Titeln bin, muss ich zugeben, dass mir God Eater 2 doch ein wenig Spaß bereitet hat. Es vermochte mich gut für die ein oder andere Stunde an den Bildschirm zu fesseln. Der Umfang des Spieles wurde in der Neufassung um einiges gestreckt, was Fans der Serie freuen wird, für mich als Zwischendurch-Spiel jedoch etwas „too much“ war. Um Zeit für Giganten wie „Final Fantasy XV“ oder „Kingdom Hearts III“ zu überbrücken, darf hier aber ohne schlechtes Gewissen zugegriffen werden.
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