Der ganz normale Wahnsinn

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Sophie bereitet einen Angriff vor

Das Spiel beginnt mit einem Zoom auf die Protagonistin: Sophie Neuenmuller. Sophie besitzt ein Alchemie Atelier und ist seit dem Tod ihrer Großmutter die einzige Alchemistin in Kirchen Bell, einer idyllischen Kleinstadt. Unter dem Nachlass finden sich neben alchemistischen Formeln, dem Haus und Kräutern auch Bücher – doch eines scheint anders zu sein. Bei genauerer Inspektion stellt Sophie fest, dass das Buch sprechen kann und stellt sich mit dem Namen „Plachta“ vor. Als die Protagonistin weitere Nachforschungen anstellen will, merkt sie, dass Plachta ihr Gedächtnis verloren hat und sich das Erinnerungsvermögen des Buches mit jeder niedergeschriebenen Formel etwas verbessert. Keine Frage: Sophie macht es sich zur Aufgabe mit Plachta zusammenzuarbeiten, um ihr großes alchemistisches Wissen wieder herzustellen.

Ein gelungenes und in die Geschichte integriertes Tutorial führt uns in die komplexe Spielmechanik des Titels ein. Alte Atelierhasen können diesen Teil jedoch auch gerne überspringen.

Neben Plachta gibt es für Sophie Neuenmüller aber auch weitere Freunde, die sie auf der Reise begleiten. Den ersten Kontakt macht ihr als Spieler mit Monika Ellmenreich – einer Frau, die exzellent mit dem Schwert umgehen kann. Sie zählt sich zu den engsten Freunden von Sophie und kennt sie schon seit der Kindheit. Sie wirkt jedoch sehr ernst. Kurz darauf, als ihr im Wald unterwegs seid und Stimmen hört, lernt ihr direkt euren neuen Partner kennen – Oskar Behlmer. Oskar ist ein verträumter, etwas stämmigerer Junge, mit einer Leidenschaft für Pflanzen. Er besitzt großes Wissen über Pflanzen und man munkelt, dass er sogar mit den Pflanzen sprechen kann. Neben diesen, gesellen sich aber auch andere kuriose Figuren, die einem Lust auf mehr machen. So beispielsweise Makelet und Atomina, welche zwar keine Alchemie ausüben, sie aber studieren.

100 Gramm Rollenspielkraut und eine kleine Prise Animestaub

Atelier Sophie spielt sich wie ein klassisches JRPG. In den Kämpfen gibt es, aufgrund von detailreichen Animationen, lange Wartezeiten während sich Freund und Feind abwechselnd gegen die Birne hauen. Die Kämpfe sind dabei (meist) nicht zufallsbasiert, sondern Ihr begegnet euren Widersachern schon vorher. In seltenen Ausnahmen, auf der Weltkarte, kann es zu Zufallskämpfen kommen. Hier werden euch aber immer nur Monster zum Fraß vorgeworfen, mit denen Ihr zurechtkommt. Wie in RPGs üblich müsst Ihr mit euren HP und MP haushalten. Sollten euch die Manapunkte ausgehen, gibt es eben keine speziellen Fertigkeiten mehr, sondern nur noch die normalen, eher unspektakulären und schwachen, Angriffe.

Doch was Atelier Sophie so besonders macht, ist die Alchemie. Ihr werdet, wenn ihr durch die Welt streift, immer wieder Zutaten finden, welche Ihr in euren Hexenkessel im Atelier werfen könnt, finden. Im Hexenkessel müsst Ihr dann mit verschiedenen Zutaten möglichst effiziente Gegenstände herstellen. Hier müsst Ihr durch ausprobieren, Logik und viel Übung versuchen, immer bessere Endergebnisse zu erzielen. So könnt Ihr beispielsweise am Anfang des Spiels mit simplen Zutaten bereits die „Berg Medicine“ herstellen. Wenn ihr aber nach kurzer Zeit bessere Zutaten findet und/oder besser mit dem System zurechtkommt, gelingt euch eine Berg Medicine mit höherer Qualität. Diese heilt dann entsprechend mehr Lebenspunkte. Neben Medizin gibt es auch einige offensive Gegenstände.

Die erwähnte Weltkarte erinnert ein wenig an die alten Super Mario Titel. Ihr könnt von eurem Standpunkt aus über gepunktete Linien bis zur nächsten Location laufen. Gelegentlich stolpert Ihr, neben den Zufallskämpfen, auch auf etwas Gold, Heilung oder andere Dialoge.

„Ist das nicht Heu? Dazu fällt mir ein Rezept ein!“

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Sophie trifft auf viele verschiedene Charaktere

Im Spiel muss Sophie die Rezepte erst lernen. Sie besitzt zwar ein eigenes Atelier, konnte sich aber nur das Grundwissen über die Alchemie aneignen. So kann beispielsweise durch das Finden eines Gegenstandes, das Abschließen einer Quest oder durch das Besiegen besonderer Gegner eine neue Rezeptur erlernt werden.

Einige Rezepturen sind sogar so wichtig, dass Ihr diese erlernen müsst, um in der Geschichte voranzuschreiten. Das sind die Formeln, die Plachta einen Teil ihrer Erinnerungen zurückbringen.

Wenn Ihr loszieht, um in der Nacht bestimmte Monster anzutreffen, die euch zuvor am Tag aufgefallen sind, kann es passieren, dass Ihr enttäuscht werdet. In Atelier Sophie vergeht die Zeit kontinuierlich, sofern Ihr Handlungen ausführt. So durchlauft Ihr 5 Wochentage pro Woche und 30 Tage im Monat. Alles nimmt Einfluss auf die Kreaturen und Zutaten, die Ihr finden könnt. Doch Atelier Sophie macht auch hier noch keinen Halt – nein, ihr könnt zu bestimmten Zeiten besondere Events in Kirchen Bell triggern. Beobachtet aufmerksam auffällige Bewegungen der Bewohner.

Der Vorteil ein Spiel mit Anime Grafik zu sein..

Grafisch sieht das Spiel sehr gut aus. Zwar könnte man hier und dort etwas Anti-Aliasing vertragen, und etwas schärfere Texturen nehmen aber sonst sieht das Spiel sehr gut aus. Die alten Teile der Atelier Reihe, waren durch ihre Grafik schon immer charmant.

Musikalisch überzeugt der Titel nicht. Zwar gibt es Lieder für alle möglichen Situationen und es können sogar Lieder aus alten Teilen im Atelier angehört werden, aber der Soundtrack erscheint doch sehr eintönig. Leider sind auch die englischen Synchronstimmen nicht lobenswert, dafür sind die japanischen Sprecher aber mit Herz und Seele bei der Sache. Plachta wird beispielsweise von Yuka Iguchi gesprochen. Sie hatte bereits Sprechrollen in Atelier Totori: Alchemist of Arland 2 (Mimi Houllier von Schwarzlang),  Phantasy Star Online 2 (Tea) und vielen weiteren Spielen und Animes. Aber auch die Kollegen sind in berühmten Titeln vertreten. The Legend of Zelda: The Wind Waker Kenner wissen vielleicht, dass Sachi Matsumoto, Sprecherin Tess Heitzmann, Link und seine Schwester Aryll gesprochen hat.

Es fällt auf, dass die „Lip“ Sync nicht so ganz hinhaut. Die Mundbewegungen sind teilweise so verzögert, dass es einem aus dem Spielerlebnis werfen kann, wenn ein Close Up eines Charakters das Bild füllt.

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Fazit – Ein Buch, welches aus der Reihe tanzt.

Crafting Elemente treffen RPG, verspielte Animegrafik trifft auf Story – so lässt sich Atelier Sophie in wenigen Wörtern beschreiben. Mit einem gut durchdachten System und einer liebevoll gestalteten Welt kann das Spiel ein Spielerlebnis erzeugen, welches sich sich gewaschen hat. Zwar klingen einige Namen für Leute, die der deutschen Sprache mächtig sind, etwas seltsam (Julio Sebald Leidenschaft), aber das Spiel schafft es trotzdem, glaubwürdig zu bleiben. Für jemanden wie mich, der nur ab und an ins JRPG Regal greift, ist Atelier Sophie trotzdem ein Spiel welches ich mir, auch nach dem Test, definitiv zulegen werde. Mit etwa 50 Stunden Spielzeit ist es sein Geld Wert und wir können Atelier Sophie jedem JRPG, RPG und altgebackenen Atelier Fan ans Herz legen.

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