Dark Souls 3 erscheint morgen offiziell in Deutschland und erhöht den 12. April damit zum Feiertag im Kalender derjenigen Gamer, die sich nicht zu fein sind in ihr Gamepad zu beißen und sich nicht fürchten, ihr erlesenes Schimpfwortrepertoire mit den Menschen in Hörweite zu teilen. Dieses Spiel fängt mich ein, wie ein Tiefsee-Anglerfisch mit seinem Köder. Wie magisch werde ich angezogen und muss es einfach spielen – in dem Bewusstsein, dass es seine hässliche Fratze noch früh genug entblößen wird und mir ein Kampf auf Leben und Tod bevorsteht. Aber ich kann nicht anders. Und irgendwie sind Anglerfische ja auch geil designed.

Der gemeine Souls-Spieler ist ein Stück weit Masochist und nichts alarmiert ihn mehr als wenn vor Release irgendwo geschrieben steht, dass der neue Teil der geliebten Spielserie einsteigerfreundlicher geworden ist. Das weiß auch der Entwickler und lancierte im Vorfeld das Gerücht, dass es sich bei Dark Souls 3 um den bisher schwierigsten Teil der Trilogie handeln wird. Dies bestätigte sich im zwar Test nicht, aber um einen überwältigenden Teil der Pressestimmen zu Dark Souls 2 zu zitieren: „Es darf wieder gestorben werden.“

Déjà-vu +1

darksouls33
Magie ist ein nicht zu unterschätzender Verbündeter im Fernkampf

Veteranen der Serie werden vom Einstieg nicht allzu sehr überrascht. In gewohnter Souls-Manier erstellen wir uns einen Charakter und wählen seine Klasse: Ritter starten mit einer guten Rüstung, Assassinen sind eher durch ihre Geschicklichkeit berüchtigt, Magier ziehen den Fernkampf vor und der Bettler mag es luftig und hofft, dass er schon  irgendwann Ausrüstung finden wird. Serientypisch beeinflusst die Wahl der Klasse die ersten Spielstunden. Im weiteren Verlauf des Spiels kann der Spieler den Charakter aber noch völlig auf links drehen und durch hingebungsvolles Farmen einen Magier zum Tank umschulen. Ich empfehle jedoch sich eineinhalb Gedanken im Vorfeld zu machen wie man spielen möchte, da das den Einstieg extrem erleichtert.

Nach dem Erstellen eures Alter Egos erwacht dieser aus der Asche in der neuen Welt Lothric mit dem Auftrag die Lords of Cinder zu finden. Die Aschefürsten wurden uns bereits im düsteren, stimmungsvollen Intro vorgestellt und deuteten dort ihre mangelnde Kompromissbereitschaft an. Tatsächlich sind die Kämpfe mit diesen Bossen eine Herausforderung ganz im Sinne von Dark Souls und über einen mangelnden Schwierigkeitsgrad wird sich hier keiner beschweren.

Ansonsten wird uns nicht viel auf den Weg gegeben. Die Geschichte wird durch sein Setting, Item-Beschreibungen, Gegnerdesign und Szenarien geschrieben, sodass Lore-Fans wieder auf ihre Kosten kommen dürften. Doch auch wer sich für die Schnitzeljagd nach der Story nicht begeistern kann, wird Dark Souls 3 dank seiner dichten Atmosphäre genießen können. Die NPCs teilen ihre Geschichten mit Melancholie und wir treffen sogar alte Bekannte wie den Zwiebelritter wieder. Gab es zwischen Dark Souls erstem und zweiten Teil eine eher lockere Verbindung, wird bei Dark Souls 3 offenherzig Verwandtschaft mit Dark Souls 1 angedeutet.

Diesen Architekten kenne ich doch

darksouls30
So ganz ohne Drachen wollen wir Souls auch nicht haben!

Diese Déjà-Vus mögen beabsichtigt sein, doch ein schaler Beigeschmack bleibt dennoch. Die allermeisten Gebiete haben wir so oder so ähnlich bereits in Souls 1,2 oder Bloodborne gesehen. Das erste richtige Areal des Spiels ist eine verlassene Burganlage, wo sich alsbald ein Drache niederlässt, der die gleiche Schwäche offenbart wie sein Vetter aus Dark Souls 1: Pfeile aus der Distanz. Als Fan der Serie schmunzel ich bei diesen Reminiszenzen, aber einen Innovationspreis gewinnt der dritte Teil so leider nicht. Als dickes Plus zu verbuchen ist jedoch die Tatsache, dass diese vertrauten Areale durch die Power der CurrentGen-Konsolen, vom PC ganz zu schweigen, so gut aussehen wie nie zuvor. Und so ertappt man sich immer wieder bei der Betrachtung der Szenerie, während man die Kamera langsam um den eigenen Kämpfer rotieren lässt. Je nach Umgebung und Gegneraufkommen bemerken wir dabei, leider ebenfalls serientypisch, dass die Framerate auch dieses Mal wieder nicht stabil ist und mit den altbekannten Rucklern zu kämpfen hat.

Unser Charakter folgt in den ersten zig Spielstunden seinem Weg recht linear. Konnte man im Dark Souls 1 zu Beginn im Grunde genommen zwischen vier, fünf Bossen auswählen, wird uns hier die Abfolge der Areale vorgegeben. In sich ist jedes Level im Vergleich zu Dark Souls 2 aber wieder offener geworden und lädt zum Erkunden ein. Abkürzungen müssen gefunden werden, in der Ferne funkelnde Items locken den Spieler, knochenbrechende Stürze zu riskieren und haushohe Gegner üben die gleiche faszinierende Anziehungskraft aus wie das Spiel selbst: Komm her –  wenn du dich traust!

darksouls31
Feinschmecker wissen: Mit dem richtigen Werkzeug kann man jede Krabbe knacken

An Leuchtfeuern, den „Checkpoints“ der Serie, werden unsere Estus-Flasks wieder aufgefüllt und erstmals auch unsere Ausrüstung automatisch repariert. Diese sind recht großzügig verteilt und schon zu Beginn des Spiels ist ein Teleport zwischen allen entdeckten Raststätten möglich. Das ist besonders für Einsteiger eine gute Nachricht, denn so kann man sich ohne große Umstände zurück zum Firelink-Shrine warpen. Dies ist unser sicherer Hafen im Spiel und beherbergt die freundlichen NPCs, die wir auf unserer Reise kennengelernt haben und mit uns ihr Wissen teilen, ihre Waren anbieten und Waffen schmieden. Natürlich können hier auch die schwer erkämpften Seelen in Level-Ups investiert werden.

Kämpfe der Extraklasse

Mit jedem Level wird euer Charakter mehr gestählt. Waffen haben bestimmte Anforderungen an Stärke und/oder Geschick, Wunder setzen Punkte im Attribut Glauben voraus und Zaubersprüche sind intelligenten Charakteren vorbehalten. Ob wir uns einen Spezialisten kreieren oder einen Hybriden ist ganz uns überlassen. So oder so, die Kämpfe sind wie immer das absolute Highlight in Dark Souls. Die Spielmechanik ist nicht weniger als herausragend und macht so viel Spaß wie noch nie. Zwar sind die bewaffneten Auseinandersetzungen nicht ganz so schnell wie in Bloodborne, sind aber den direkten Vorgängern gegenüber, was Geschwindigkeit betrifft, überlegen. Die Ausweichrolle kostet gefühlt weniger Ausdauer und ist flinker. Außerdem wurde die Parade, das Abfangen eines gegnerischen Angriffes mit anschließendem kritischen Treffer, etwas vereinfacht, sodass man vom Spiel ermuntert wird, dieser riskanten Spielmethode zu frönen, statt sich hinter seinem Schild zu verkriechen und um den Gegner herum zu zirkulieren.

Jede Waffe spielt anders. Mit einem Großschwert kontrollieren wir mit ausladenden Schwüngen gleich mehrere Gegner vor uns, mit dem Speer können wir trotz erhobenem Schild zustechen und Doppelklingen lassen verheerende Kombos zu. Die neuen Stars des Kampfsystems sind jedoch die neuen Waffenskills. Jede Waffe verleiht dem Träger noch ein weiteres Manö
ver. Mit einem Langschwert wechseln wir beim zweihändigen Gebrauch beispielsweise in eine alternative Kampfhaltung und entfesseln von hier aus entweder einen Angriff, der die gegnerische Deckung aufbricht oder einen verheerenden Aufwärtshieb, der einen Feind leicht auf falschem Fuß erwischen wird. Diese Neuerung mag klein erscheinen, doch bringt sie einiges an Tiefe und Spannung PvP-Kämpfe oder Schlachten mit humanoiden CPU-Gegnern, die die neuen Manöver ebenfalls beherrschen. Dadurch, dass die Skills an bestimmte Waffentypen gebunden sind, experimentieren wir viel mit unserer Ausrüstung, um das perfekte Move-Set für unseren Spielstil herauszufinden. Mein Schwertkämpfer konnte sich beispielsweise lange nicht von seinem beidhändig geführten Katana trennen, in dessen Spezialhaltung wir Angriffe parieren konnten und einen Sturmangriff ausführen konnten – wechselte aber situativ auf Dolche, um blitzschnell unter gegnerischen Angriffen hindurch zu tauchen und zuzuschlagen.

Wer ist hier der Boss?

darksouls34
Keep calm and roll!

Am Ende eines Areals wartet ein Boss auf uns – das ist so sicher wie Credits im Abspann. Und diese sind wieder einmal brillant. Baumgiganten und Kolosse lassen den Boden unter uns erzittern, Ritter umkreisen uns und Bestien decken uns mit schnellen Schlägen ein. Das Gegnerdesign muss sich vor den Vorgängern nicht verstecken und schenkt uns einige denkwürdige Begegnungen. Immer wieder untermalt von einem fantastischen Soundtrack, der umso epischer wirkt, da das restliche Spiel beinahe ohne musikalische Untermalung auskommt.  Während die ersten beiden Bosse noch verhältnismäßig einfach sind, zieht der Schwierigkeitsgrad bald an und gegen die Lords of Cinder werden auch Veteranen der Serie wieder mit heiserer Kehle Verwünschungen ausspucken, nur um sich im Anschluss den Mund abzuputzen und es noch einmal zu probieren.

Denn es gibt kein schöneres Gefühl als einen Boss in Dark Souls zu zerschmettern. Und es gibt eine Sache, die ihr jedem Boss voraus habt: Ihr könnt wieder aufstehen. Wieder und wieder.

Fazit

Demon’s Souls, Bloodborne, Dark Souls 1&2. Wer mit dieser illustren Bande um die Häuser ziehen will, muss selber eine ganz schöne Keule schwingen – und das tut Dark Souls 3. Auch wenn die Anleihen an die großen Vorgänger im Leveldesign und Storytelling nicht zu übersehen sind, schafft From Software es, dass auch der neue Teil der Hardcore-Serie wieder verdammt viel Spaß macht und eine unvergleichlich, schaurig-schöne Atmosphäre webt. Der Aufbau der Welt erreicht zwar nicht ganz die Klasse des ersten Teils, übertrifft den Zweiten aber dahingehend, dass sie sich wieder runder anfühlt und man immer wieder öfter auf große, verbundene Areale trifft.

Das was Dark Souls auch im dritten Aufguss frisch hält, ist das konkurrenzlos gute Kampfsystem der Reihe. Jeder einzelne Kampf ist fordernd und erfordert eure Aufmerksamkeit, dank den neuen Kampfmanövern wurde Gutes perfektioniert. Insbesondere die Duelle mit Rittern und Phantomen haben eine weitere taktische Ebene hinzugewonnen und liefern die dramatischsten Schlagabtausche, die ich je in Dark Souls erlebt habe.

[pricemesh]

Weitere Beiträge