Seit vor 8 Jahren der erste „Iron Man“ erschien, dominiert Marvel die Comic-Verfilmungen. In den Augen von Kritikern und Kinobesuchern gleichermaßen waren die meisten Marvel-Machwerke seit dem ein Erfolg. Vor allem aber, gelang es Marvel ein medienübergreifendes Universum aus zahlreichen Filmen und TV-Serien zu erschaffen, mit enormem Marktwert und globaler Fangemeinde. Während Sony und Fox zumindest Versuche unternahmen zum Konkurrenten aufzuschließen, schien man bei Warner Bros. zu schlafen oder sich gar allzu lange auf dem Erfolg der „Dark Knight“- Trilogie von Christopher Nolan auszuruhen.
Das hätte durchaus gelingen können, denn der Film zeigt soviel Potenzial: Zwei grundverschiedene Helden. Ein epischer Konflikt. Ethische und politische Untertöne. Brachiale Action.
Nachdem Batmans Herkunft und seine Verflechtung mit den Ereignissen aus „Man of Steel“ abgehakt sind, versucht der Film seine beiden Protagonisten in ihren diametral entgegengesetzten Positionen zu verorten.
Auf der einen Seite Batmans menschliches Misstrauen, auf der anderen Supermans messianischer Glauben an das Gute. Hier Selbstjustiz, dort altruistisches Sendungsbewusstsein. Die erste Hälfte des Films präsentiert eine ganze Reihe solcher erzählerischen Steilvorlagen. Ben Afflecks Bruce Waynes bringt es packend auf den Punkt, wenn er voller Eifer zu seinem Mentor Alfred sagt: „Er hat die Macht die gesamte Menschheit auszulöschen. Wenn wir glauben es bestünde auch nur die geringste Möglichkeit, dass er unser Feind ist, müssen wir das als absolute Gewissheit sehen.“
Das Drehbuch von Chris Terrio und David S. Goyer reißt darüber hinaus, andere aktuelle Themen an („Ist Superman ein illegaler Einwanderer?“), lässt diese dann jedoch Versanden. Auch wirkt es reichlich befremdlich, dass Batman, ohne jede Erklärung seine Prinzipien („Nicht töten“) über Bord geworfen hat und Menschen teilweise wie Vieh über den Haufen schießt. Hier wäre wahlweise etwas mehr Nuancen oder aber zumindest eine erklärende Szene für den völligen Werteverfall von Batman erfreulich gewesen. Größtes Problem in der zweiten Hälfte des Filmes und dem schlussendlich ausbrechenden Konflikt der Kontrahenten sind jedoch die billigen Klischees, die zudem vor Logiklücken strotzen. Nur um in der Auflösung des Zwists noch eine Schippe mehr an Klischees drauf zulegen, wonach sich die beiden Gegenspieler im Nu wie beste Freunde verhalten. Die interessanten, ethischen und moralischen Konflikte? Vergessen. Jetzt ist die Action an der Reihe. Diese kommt zwar auf qualitativ hohem Niveau daher, umterminiert sich selbst aber durch die zuvor verloren gegangene Substanz. Es macht fast den Eindruck, als wären die erste und zweite Hälfte des Films von unterschiedlichen Teams produziert worden. Ein Blick zur Konkurrenz, vor allem „Captain America: Winter Soldier“, zeigt wie man es richtig macht, politische Themen im Kontext einer Comic-Verfilmung zu behandeln und illustriert schmerzlich die hier vergebenen Chancen. Ebenfalls hätte ein Blick zu Marvel nicht geschadet, wenn es um das Setup eines Superhelden-Teams geht. Die in „Batman v. Superman“ zu diesem Zweck hereingepresste Szene (Stichwort: Laptop), ist der Tiefpunkt des Films und für ein hunderte Millionen Dollar schweres Projekt ein Moment des Fremdschämens.
Dabei ist bei weitem nicht alles schlecht. Ben Affleck oder „Batfleck“ wie ihn das Internet jüngst getauft hat, liefert eine ausgezeichnete Leistung als alter, verbitterter Batman, die alle Unkenrufe verstummen lassen sollte. Vor allem in seinen Interaktionen mit dem großartigen Jeremy Irons als Alfred glänzen beide Darsteller und zeigen ihre Qualität. Auch Henry Cavill überzeugt, trotz oft mehr als holprigem Drehbuch, weiterhin als Superman, dessen innerer Konflikt zwischen Retter und Übermensch ihn umtreibt. Die größte, positive Überraschung des Films ist Gal Gaddot als Wonder Woman. Die noch recht unerfahrene Schauspielerin verkörpert die Krieger-Amazone mehr als kompetent, auch wenn ihr dafür nur äußerst wenig Zeit in dem zweieinhalbstündigen Film zur Verfügung steht. Ihre Szenen gehören zusammen mit den Interaktionen zwischen Bruce Wayne und Alfred zu den klaren Höhepunkten des Films. Dies lässt für den 2017 erscheinenden „Wonder Woman“-Film hoffen. Lediglich Jesse Eisenberg, der Lex Luthor als übertrieben manischen, oft debil kichernden Wahnsinnigen spielt irritiert zuweilen mehr als er überzeugt.
Während die Darsteller also fast alle einen sehr guten oder im Fall von Jesse Eisenbergs Lex Luthor zumindest kompetenten Job machen, lässt sich das von Regisseur Zack Snyder leider nur sehr bedingt sagen. Snyder gelingt auch in „Batman v Superman“ nicht, eine stringente Erzählung zu präsentieren. Stattdessen erleben wir eine Aneinanderreihung von pompöser Expositionen. Dabei greift er besonders gerne auf sein Standard-Stilmittel der Zeitlupe zurück, was „Batman v Superman“ in Teilen eher wie eine Reihe zusammenhangloser Trailer für Filme wirken lässt, die wir nie zu sehen bekommen. Auch der andere Gegenspieler, dessen überraschendes Auftauchen Warner Bros. zuvor leichtfertig in einem Trailer verraten hatte, wirkt in der finalen Actionsequenz eher verheizt als wohl platziert. Daran können auch die bombastischen CGI-Sequenzen nichts ändern. Man kann nur hoffen, das Warner Bros. und DC Snyder in den kommenden Justice League Filmen zu etwas mehr Kohärenz ermutigen.
Viele Superhelden machen eben noch lange keinen Superfilm. Schade DC.