Unzustellbar

Piratenschiff gesucht
Piratenschiff gesucht

Für eine echte Piratin ist es schon sehr bitterrrr, wenn sie auf einem Postzustellschiff festsitzt und den ganzen lieben Tag nur Post für andere ausliefert. Kein Wunder, dass Nelly sich nach Abwechslung sehnt und unbedingt von der „Unzustellbar“ runter möchte, um als richtige Piratin die Sieben Weltmeere zu durchkreuzen. Doch wie schafft sie das am besten? Ein Blick durch den Laderaum lässt die Lösung erahnen: Schnell wird ein Brieföffner zweckentfremdet und Etiketten an einer riesigen Frachtkiste vertauscht. Die Flucht aus dem tristen Alltag kann beginnen.

Das zweite Abenteuer von Nelly Cootalot handelt wieder von Schnabeltieren und Piraterie und folgt dem 2007 veröffentlichten ersten Teil. Der gar nicht ganz so böse Baron Weitbart hat eine Armee von Schnabeltieren hypnotisiert, um somit den sagenumwobenen Schatz des Siebten Meeres zu erkämpfen. Angetrieben von seiner holden Baroness ist ihm jedes Mittel Recht, um ihre Wünsche zu erfüllen und seine Ruhe zu bekommen. Doch auch dieses Mal haben sie nicht mit Nelly gerechnet, die mit einer Portion Witz, Charme und Kleptomanie diesen Plan vereiteln will. Von ihrem Geistermentor William Bloodbeard auf die Reise geschickt macht sie sich auf, um nach dem Rechten zu sehen. Die Verfolgung des Barons führt Nelly von Port Rubicund – in den südlichen Meeren gelegen – zur einsamen Insel Gloomholm im eisigen Norden. Der Vogel und treue Assistent Sebastian steht ebenfalls wieder an ihrer Seite. Das ist auch unbedingt notwendig, damit ihr auf eurem Weg weiterkommt und mit seiner Hilfe Rätsel lösen könnt.

Wiedervereint mit Sebastian

Die Rätsel bei „The Fowl Fleet“ sind einfach gehalten und mit etwas Kombinatorik und einer guten Affinität zu Adventuren lösbar. Direkt zu Beginn bekommt man auch das einfach gehaltene Spielprinzip erklärt. Hattet ihr im ersten Teil noch ein Aktionsmenü könnt ihr jetzt mit der linken Maustaste interagieren und mit der rechten Maustaste Gegenstände oder Personen inspizieren. Mit der Leertaste könnte ihr alle Gegenstände, Orte oder Personen in eurer Nähe hervorheben. Mehr benötigt es auch nicht. Die gefundenen und notwendigen Items finden man im genreüblichen Inventory am unteren Bildschirmrand, welches beim Drüberfahren mit dem Cursor sichtbar wird. So kann man sich gut auf das Abenteuer konzentrieren und muss keine Klimmzüge machen, um Gegenstand 1 mit Gegenstand 2 auf Person B anzuwenden. Geschenkt bekommt man dennoch nicht alles. Sobald man sich an die Steuerung gewöhnt hat, wird man durch die Schauplätze gescheucht, um fehlende Gegenstände zu finden und Rätsel zu lösen. Damit ihr beispielsweise an Bord eines richtigen Piratenschiffs anheuern dürft benötigt ihr eine Heuermünze. Dafür muss jedoch ein altersschwacher Admiral bei einem etwas anderen Rennen gewinnen. Kein Problem für Nelly, die direkt ihre Hilfe anbietet, um ihrem Ziel einen Schritt näher zu kommen. Situationskomik und Wortwitz stehen dabei im Vordergrund und bieten lustige Kommentare, wie auch etwas andere Gegebenheiten. Wer eine ernstere Freibeuter Geschichte im Stil „Der Schatzinsel“ erwartet wird enttäuscht.

Den Ton getroffen

Ein etwas anderes Wettrennen
Ein etwas anderes Wettrennen

Das Spiel kann in Englisch, Deutsch, Französisch, Italienisch und Spanisch gespielt werden. Komplett vertont ist es dabei in Englisch und in Deutsch. Für die deutsche Sprachausgabe wurden auch namenhafte Synchronsprecher gefunden. Wer Fry aus Futurama kennt, wird auch seine Stimme im späteren Verlauf erkennen und etwas schmunzeln. Dennoch wirkt die Sprachausgabe von Beginn an nicht wirklich rund. Der Protagonistin, gesprochen von Nanette Waidmann, fehlt das richtige Gefühl in der Stimme, um dem Charakter Leben einzuhauchen. In der englischen Variante gelingt dies besser. Dies kann jedoch auch an der dumpfen Studioaufnahme wirken, die eine sinnige Verknüpfung von Musik und Sprache nicht erlaubt. Die musikalische Untermalung als solche ist jedoch passend zum Schauplatz und verpasst den Comicbildern eine schöne Atmosphäre. Die liebevoll gezeichneten Figuren werden einem modernen Comic Adventure gerecht und wirken nicht überzeichnet. Einzelne Charakterzüge werden schön für alle sichtbar projiziert und passen wie die Faust aufs Auge. Es hat sich einiges zum Vorgänger getan, der in diesen Punkten allein technisch recht einfach gehalten war. Um mit Nelly wieder in See zu stechen wird ein Steam Account benötigt. Man kann sich aber auch eine konventionelle CD mit Verpackung bestellen. Vielleicht ist auch bald das mobile Spielen bald möglich. Der native Code des Spiels würde es ermöglichen. (Bitte Update am Schluß beachten!)

Fazit:

Der Einstieg in den zweiten Teil des Indie-Adventures erfolgt recht schnell und unkompliziert. Man hat schnell raus, wie man weiterkommt und kann sich aufgrund des einfachen Spielprinzips voll auf die Rätsel und die Story konzentrieren. Schade ist es, dass die deutsche Vertonung nicht so gut gelungen ist. Manche bissigen Kommentare von Nelly wirken etwas flach und lieblos. Die englischsprachige Variante funktioniert naturgemäß etwas besser, ist aber dennoch nicht perfekt. Das erste Abenteuer hat bereits eine große Fanbase in der Indie-Adventure Szene, welche von der Fortsetzung bestimmt ebenfalls begeistert sein wird. Es macht definitiv Spaß, Baron Breitbart und seiner holden Gemahlin den Plan zu durchkreuzen. Einfach ein feines Piraten-Abenteuerrrrrrr.

Update: Die Probleme mit der dumpfen Sprachausgabe konnten wir an mehreren Geräten nicht reproduzieren und nachvollziehen. Nelly Cootalot erhält daher eine um 0.5 Punkte verbesserte Wertung von 8.

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