Konkurrenzkampf
Wir sind uns alle einig, dass die Sonne wahrscheinlich ziemlich heiß ist. Noch heißer ist allerdings eine Salamipizza, die glühend aus dem Ofen kommt. Schon beim ersten Bissen verschmilzt euer Gaumen mit dem Lava-Käse und bildet eine schmerzvolle Einheit – definitiv das Heißeste überhaupt. Superhot konkurriert also mit der Pizza und hofft auf die gleiche Bewertung beim Spielen. Das Hauptmenü im Spiel erinnert an sämtliche Hacker-Games und Hacker-Movies. Wir bekommen anonyme Nachrichten, ein geheimer Tipp zu einem superkrassen Spiel. Natürlich tauchen wir ein, spielen uns warm, sind überzeugt, doch unser System wird gehackt. Aus dem Spiel wird Ernst und wir werden zur Waffe. Die Waffe eines Systems, von dem wir nichts wissen. Etwas blockiert uns, am Ende steht die Befreiung der Vorstellungskraft oder des Geistes. Der Plot wirkt sehr verwirrend, zumal dieser am Anfang gar nicht erkennbar ist. Das Ende kommt abrupt, vermittelt jedoch die Botschaft, dass der Geist über der Materie steht und erst mit Abschluss der physischen Präsenz sein volles Potenzial entfalten kann. Wenn ich die Zeilen so lese, sollte ich möglicherweise klarstellen, ich habe weder Philosophie studiert, noch halte ich mich für einen Propheten, es ist lediglich die Story eines innovativen Shooters.
Ich sehe rote Menschen…
Seit knapp 2 Jahren konnte man sich mit Bildmaterial von Superhot spoilern, natürlich habe ich das auch gemacht und klar wird direkt: Rot ist böse! Euch erwarten rote Polygon-Gegner, diese gilt es auszuschalten. Die Innovation besteht dabei in der Bewegung, welche die Zeit stoppt oder weiter laufen lässt. Ihr bewegt euch, die Welt um euch tut es auch. Ihr steht und alles um euch herum bewegt sich im Millisekundentakt. Dieses Feature macht Superhot auf jeden Fall schon super, alles funktioniert reibungslos. Kugeln kann man gekonnt ausweichen und alles erzeugt eine Matrix meets Max Payne Atmosphäre nur eben ohne Texturen – reine Aktion. So könnt ihr euch mit herumstehenden Sachen bewaffnen, diese einem Gegner gezielt an den Kopf schleudern und euch die Waffe schnappen. Schuss – Bewegung – Tod. Eliminierte Feinde zerspringen an getroffener Stelle wie Glas und geben den selbigen Ton wieder. Einen besseren Einblick gewinnt ihr durch den Trailer am Ende des Reviews. Insgesamt gestaltet sich das Spielprinzip jedoch recht einfach. Auch wenn mir viele Gegner an die Gurgel wollen, durch die beeinflussbare Bewegung lassen sich Laufwege sehr gut vorausahnen und entsprechend werden Kugeln auf den Weg geschickt.
Hot-Switch?
Nach etwa 2/3 Story, also ca. 60 Minuten, erlangt ihr die Fähigkeit euren Körper zu wechseln. Feind anvisieren, E drücken und schwupp, Körpertausch. Diese Möglichkeit wird in den anderen Modi voll ausgenutzt und stellt oftmals die einzige Rettung vor durchsiebenden Kugeln dar. Nein Ihr habt euch nicht verlesen. Die reine Story ist nach ca. 90 Minuten durch. Sicherlich könnte man diese durch Nichtbewegen künstlich verlängern, darauf hatte ich aber leider keine Lust. Selbst Level, die auf den ersten Blick sehr schwer wirken, gehen oft schon bei dem ersten Versuch von der Hand. Schwierig wird das Spiel lediglich dadurch, dass ihr nur einen Treffer aushaltet, egal ob Kugel oder Faust, wenn ihr getroffen werdet startet das Level von Beginn. Neben der kurzatmigen Story mit fraglicher Botschaft am Ende gibt es noch den Endless-Mode und den Challenge Mode. Wie der Name vermuten lässt, stürmen im Endless-Mode unzählige Feinde in Angriffswellen auf euch zu. Die wählbaren Aufgaben gestalten sich hier quasi immer nach dem Prinzip: „Töte X Feinde in Zeit Y“. Der Challenge-Mode hat etwas mehr zu bieten. Hier gibt es verschiedene Herausforderungen, unter denen ihr jedes Level aus der Story nachspielen könnt. Beispielsweise als Speedrun-Variante, nur mit einem Katana bewaffnet oder jede Waffe hat nur einen Schuss. Durch das Meistern der Level erhält man Modifikationen, welche man für die nächsten Spiele aktivieren kann. Klingt auf den ersten Blick spaßig, nach einer Stunde hat man aber auch davon genug.
Superhot-Specials
Einige Besonderheiten des Spiels Superhot möchte ich an dieser Stelle noch gesondert hervorheben. An einer Stelle im Spiel werdet ihr aufgefordert das System (sprich euer Spiel) zu beenden. Tatsächlich müsst ihr dieser Folge leisten, das Spiel beenden und neu starten, erst dann geht es weiter. Das Prinzip kennt man aus anderen Spielen, allerdings nicht in dieser Konsequenz. Ob es das Spielerlebnis unterstützt oder eher den Flow zerstört, sei jedem selbst überlassen. Zudem feiert sich das Spiel selbst. Nach erfolgreicher Beendigung kommt immer akustisch SUPER — HOT. Das finde ich persönlich noch ganz amüsant und wäre ich Entwickler würde ich es genau so machen. Doch am Ende der Story werdet Ihr „aufgefordert“ euren Freunden von dem Spiel zu erzählen, es als das beste Spiel der letzten Jahre anzupreisen und die Innovation hervorzuheben. Auch das könnte ich einfach so stehen lassen, mit welcher Ernsthaftigkeit die letzten Zeilen am Ende über das Interface huschen sei dahingestellt, doch es passt einfach nicht – sorry.
Fazit
Insgesamt bietet das Spiel tatsächlich Innovationen im FPS-Shooter-Bereich und ich muss sagen die Idee gefällt mir, warum nicht mehr? Diese Frage habe ich mir auch nach 90 Minuten Story gestellt, denn eine Fortsetzung der interaktiven Erzählung wäre in meinen Augen problemlos möglich gewesen. Nichtsdestotrotz bietet das Spiel, in Relation zum aktuellen Preis von 22,99 €, ausreichend Content. Auch wenn die Story keinen Wiederspielwert erzeugt und die Herausforderungen nach einiger Zeit den Reiz verlieren, kann man für den Preis wohl nicht mehr erwarten. Eine Langzeitmotivation stellt es in meinen Augen leider nicht dar und das Attribut superhot bleibt aktuell noch bei der Pizza.