Der Klassiker
Was habe ich mich auf das Action-Spektakel gefreut, ich gegen NPC’s, ich gegen andere, ich gegen Alle. Der Fairness halber muss ich sagen, es waren schwere Stunden, voller Frust, Schmerz und Resignation, doch auch positive Emotionen kommen mir in den Sinn, wenn es um den Halo-Multiplayer geht, beispielsweise Stolz, Freude oder Genugtuung. Das Positive dominiert klar und so liefert Microsoft mit Halo 5 wieder einen rasanten Shooter, in dem es um mehr geht also um einfache Frags – das ich nicht lache, einfache Frags. Der Multiplayer-Modus von Halo 5 gliedert sich in 2 Bereiche auf. Einerseits stehen uns im Arena-Modus die klassischen 4 gegen 4 Partien zur Verfügung, wie beispielsweise Capture the Flag, Team Deathmatch oder Slayer. Hier gibt es allerdings direkt Verbesserungen im Vergleich zum Vorgänger, denn auf das kritisierte Fortschritt-System wurde verzichtet und so startet jeder Spieler zunächst mit der gleichen Ausrüstung – das ist nicht nur fairer, sondern erhöht zudem die Einsteigerfreundlichkeit etwas. Trotzdem lässt sich das Lied eines deutschen Künstlers leicht umschreiben in „Dieser Frag, wird kein leichter sein.“ Frustration gibt es zu Beginn gratis, so wird man von erfahrenen Spielern schnell über den Haufen geschossen und landet erstmal wohl keinen Kill. Übung macht den Killer, denn insgesamt ist das System nicht schwer zu erlernen, wie bei fast jedem Online-Shooter, die Spielmechanik ist recht intuitiv, das Gunplay funktioniert und schon bald hagelt es Kills. Wem dieser Modus zu wenig Feinde bietet, kann auch den Big-Team Battle-Modus wählen, hier treten 8 gegen 8 an, mehr mögliche Kills, mehr Action! Reicht euch das immer noch nicht, wechselt zum neuen Modus.
Der Neue
Man nehme: Elemente aus erfolgreichen MOBAs, vereine es mit großen Halo Maps, addiere sämtliche Möglichkeiten, die Halo zu bieten hat, gebe dem Ganzen einen coolen Namen, wie, sagen wir, Warzone-Modus und voilà „Der Neue“ ist geboren. Im Modus Kriegsgebiet (Warzone) stehen euch alle Fahrzeuge zur Verfügung, die das Halo-Universum hergibt, große Karten bieten Platz für bis zu 24 Spieler. Ergänzt wird alles durch verbündete oder feindliche K.I.- Einheiten und dem Spaß steht nichts mehr im Wege? Stimmt! Das Prinzip ist simpel, Ihr müsst 3 Punkte erobern und halten. An besagten Kontrollpunkten tummeln sich natürlich die meisten Gegner und so ist Action vorprogrammiert. Noch nicht genug Action? Kein Problem, denn zwischendurch betreten K.I. gesteuerte Bosse das Schlachtfeld und erschweren die Eroberung erheblich. Teamplay ist entscheidend. Veränderungen durch eroberte Kontrollpunkte, taktisches Vorgehen der Gegner und dem Erscheinen der Bosse, machen den Spielmodus um einiges dynamischer und unterhaltsamer als die klassischen Vertreter der Shooter-Serie.
REQ-tastisch
Wie in bekannten MOBAs steigt Ihr Punkt um Punkt in eurem REQ-Level. Damit könnt ihr an Terminals in den Basen andere Waffen anfordern, ein Power-Up bekommen (etwa für mehr Schaden oder Erfahrung) oder einfach ein Fahrzeug kaufen. Durch diese Aspekte lassen sich Spiele schnell wenden und man kann besser auf den Gegner reagieren. Ob Ihr nun wartet, um mit der Wumme eures Vertrauens in die Schlacht zu ziehen oder, ob Ihr mit dem Otto-Normal-Rifle ins Gefecht stürmt bleibt euch überlassen. Allerdings sollten Investitionen gut getimed sein, denn nach einem „Kauf“ verringert sich euer REQ-Level wieder und ihr müsst wieder sparen. Durch die erlangten Punkte kann euer Team wahlweise offensiv agieren, oder passiv auf den Gegner reagieren. Hat dieser beispielsweise einen Panzer und Ihr genügend REQ-Punkte……Ihr wisst, was zu tun ist. REQ-Punkte werden sowohl in der Arena als auch im Kriegsgebiet gesammelt. Mit den Punkten lassen sich Kartenpakete kaufen, mit denen Ihr euer Spiel erweitern könnt. Geht euch das zu langsam, lassen sich die Pakte auch via Echtgeld erwerben – allerdings erhaltet Ihr die Punkte recht schnell durch reines Zocken. Ein Kaufdruck ist also nicht wirklich vorhanden.
Pay-to-win? Ernsthaft?
Nicht ganz. Es gibt verschiedene Pakete, von Bronze, über Silber bis hin zu Gold. Gold ist das teuerste Paket (10.000 REQ-Punkte / 2,99 €) in diesem sind dafür auch 2 permanente Karten garantiert. Andere Karten sind nur Verbrauchsitems, nach einmaliger Benutzung sind sie weg. Das System funktioniert in etwa wie bei Mass Effect 3 oder Plants vs. Zombies. Auf diesem Wege sind auch sämtliche optische Veränderungen durchführbar, von lackierten Rüstungsteilen, besonderen Skins oder einem Retro-Skin für euer Gewehr, bei über 1000 Karten lässt sich einiges verändern. Bezogen auf die Überschrift lässt sich der Vorteil nicht generalisieren. Zwar gibt es Karten mit mächtigen Waffen oder Power-Ups, nützen euch, im falschen Moment eingesetzt aber gar nichts. Spawnt ihr beispielsweise mit einem netten Scharfschützengewehr und werdet sofort getötet, ist die Flinte weg. Erst mal gestorben heißt es wieder Punkte sammeln.
Karten-Chaos
Insgesamt warten auf den Shooter-Fan 18 Karten, klingt viel, relativiert sich aber recht schnell, denn die meisten sind gleich und beinhalten lediglich kleine Veränderungen. Was tun? Selber basteln! Microsoft gibt euch im „Schmiede-Modus“ die Möglichkeit, auf 3 riesigen Arealen (Schnee, All oder Gebirge) entweder alles neu zu gestalten und euer individuelles Schlachtfeld zu kreieren oder Ihr editiert nach Herzenslust bereits vorhandene Karten. Hier besteht auch die Möglichkeit, Karten aus Vorgängerteilen nachzubauen oder gekonnte Neuinterpretationen zu spielen – ich schwelge in Erinnerungen. Nicht nur Basen, Bäume und Spawn-Punkte kann man festlegen, sondern auch dynamische Elemente wie Türen, Schalter und Aufzüge lassen sich basteln. Klingt kompliziert? Ist es dank dem Entwicklerteam von 343 aber keineswegs. Elemente lassen sich leicht per Knopfdruck drehen oder austauschen. So lassen sich beeindruckende Karten kreieren, wie beispielsweise den Eisplaneten Hoth aus Star Wars, natürlich inklusive AT-AT’s – großartig. Die Community ist begeistert und ich bin es auch! Dennoch sollte man für die Erstellung einer „perfekten“ Karte etwas Geduld mitbringen. Einen Minuspunkt gibt es dann leider doch noch. Derzeit gibt es noch keine Suchfunktion für Karten, so müsst Ihr
umständlich im Internet recherchieren, wer der Bauherr ist, diesen als Freund hinzufügen und dann aus seinem Datei-Browser die Karte zu eurem Repertoire hinzufügen. Halo 5 positioniert sich klar auf dem Markt der Current-Gen-Shooter und begeistert nach wie vor.
Fazit
Halo macht, was Halo kann. Als bekennender Halo-Fan spreche ich mich klar für den Multiplayer aus, aber auch objektiv betrachtet ist eine Entwicklung zu beobachten. 343 Industries haben aus dem Master-Chief-Collection-Desaster gelernt, so laufen die Server flüssig, die Community wird betreut und stetig mit neuem Content versorgt. Der Umzug von Halo 4 auf Halo 5 ist in meinen Augen geglückt. Außerdem verfügt Halo nach wie vor über ganz eigene motivationale Mechanismen, denn eine schnelle Runde am Abend ist zwar dank vieler Spieler und kurzen Wartezeiten möglich, für mich aber quasi unmöglich. Es fesselt mich einfach, der Wettkampf-Charakter entspricht meiner Natur und ich liebe es mich mit anderen zu messen. So wird aus einer Runde schnell ein ganzer Abend und nach 3 Monaten Eingewöhnung, gehe ich meistens mit einem Lächeln schlafen statt mit geballten Fäusten. In Zukunft werden vermutlich noch einige Karten hinzu kommen und die verschiedenen Modi konstant erweitern, ansonsten sorgen die Spieler für Nachschub. Abschließend lässt sich sagen, die Community macht ein Spiel und im Falle Halo nicht nur mit Karten, sondern mit einer großen Fangemeinde, vielen Spielern und sehr vielen Ideen. Aus diesem Grund wird die Reihe wahrscheinlich immer seinen Platz auf dem Markt einnehmen können.