Telltale – to tell a tale, eine Geschichte erzählen
In Minecraft: Story Mode wird die Welt von des allseits bekannten Sandboxtitels mit all ihren liebens- und weniger liebenswerten Eigenschaften als Vorlage für ein Telltale typisches, episodisch aufgebautes Adventure verwurstet. Da das Original selbst nur eine sehr magere Hintergrundgeschichte hat, kann Telltale sich hier mit nur wenigen Vorgaben richtig austoben. Ihr spielt in diesem Spiel einen Jungen oder ein Mädchen mit dem Namen Jesse. Euer treues Begleiterschwein, Reuben, und eure Freunde Alex und Olivia erleben mit Euch die Gefahren und Abenteuer die diese Welt zu bieten hat. Die Charaktere sind komplett vertont und die Synchronsprecher haben sehr gute Arbeit geleistet. Leider kommt die Geschichte meiner Meinung nach etwas zu fad herüber. Als langjähriger Zocker hab‘ ich schon so einige Handlungsstränge durchlebt und dieser hier fühlt sich so austauschbar an wie selten ein anderer. Das andere ein klein wenig aus Minecraft rausziehen und siehe da: Die perfekte Fantasy-Mittelalter Geschichte.
Wie es bei Telltale üblich ist, wird die Geschichte im Episodenformat erzählt. Das heißt, jede Episode liefert etwa 2 Stunden Spielzeit. Bisher wurden 4 von insgesamt 5 Episoden veröffentlicht. Da zwischen zwei Episoden schon ein oder zwei Mondzyklen liegen können, wird beim Start jeder Episode noch einmal gezeigt, was bisher geschah und vor allem wie Ihr Euch an wichtigen Stellen entschieden habt. Die letzte Episode könnt Ihr etwa Ende Januar oder Anfang Februar erwarten. Ein offizielles Datum steht noch aus, sowie unser Test von Episode 5.
Das besondere an Telltale Spielen ist, dass es sie überall zu kaufen gibt. Direkt auf Telltale.com, auf Steam, direkt als Boxed Version im Einzelhandel, im iOS Store und vielen mehr, denn Telltale veröffentlicht seine Spiele für alle möglichen Plattformen. Das Spektrum reicht von iOS Geräten über Konsolen bis hin zum Mac und dem PC.
Ein Spielfilm
Wenn Ihr die Kontrolle über Jesse bekommt, könnt Ihr diese/n mit dem linken Stick steuern und mit dem rechten Stick könnt ihr die unendlichen Weiten von Minecraft, in eher endlicher Form, etwas genauer ansehen. Falls es was zu entdecken oder interagieren gibt, weist das Spiel einen darauf hin. Einen Tastendruck später habt Ihr einen Gegenstand aufgesammelt oder ein Gespräch angefangen.
In Gesprächen habt Ihr die Möglichkeit auf verschiedene Art und Weisen zu antworten. Die Entscheidungen die Ihr dabei trefft, wirken sich auf das Spiel aus. So kann eine Entscheidung, die am Anfang des Spiels getroffen wird, Auswirkungen auf die letzte Episode haben.
Das Spiel fühlt sich an vielen Stellen an wie ein Film. Zurücklehnen und genießen heißt die Devise, ab und an dürft ihr dann in Form von Quick Time Events reagieren. So werdet Ihr beispielsweise im Spielverlauf von einem Zombie angegriffen und müsst ausweichen. Ein flinkes Bewegen des Analogsticks und euer Ausweichmanöver ist geglückt.
Das Kampfsystem ist sehr einfach gehalten. Habt Ihr ein Schwert zur Hand müsst Ihr lediglich die Trigger-Tasten (RB, R2) drücken, um die Gefahren der Minecraft Welt abzuwehren. Mit einem Bogen ist die Steuerung ebenfalls denkbar einfach. Mit dem rechten Analogstick wird gezielt, und mit den Trigger-Tasten geschossen. Kämpfe sind aber eher eine Seltenheit, Ihr zieht das Schwert nur in aussichtslosen Situationen und müsst somit nicht absonderlich viele Gegner mit purer Stärke überwältigen.
Was wäre Minecraft ohne Crafting und Bauen? Auch hierfür hat sich Telltale gemeinsam mit Mojang etwas überlegt. Wenn Ihr im Story Mode aufgefordert werdet zu bauen, wird eine hübsch anzusehende Zwischensequenz des Bauvorgangs im Zeitraffer abgespielt während Ihr auf eine Taste hämmert. Ihr könnt zwar oft entscheiden was ihr baut, jedoch nie wie es aussehen soll. Das crafting funktioniert, wenn es denn gefordert wird, ähnlich wie in Minecraft. Ihr legt die jeweiligen Teile auf eine Werkbank mit 9 Kästchen und so entsteht schnell aus einem Stock und zwei Steinen ein Steinschwert. Wer die Rezepte aus Minecraft kennt kann hier schon einige Sekunden sparen.
Klötzchenmusik und bekannte Feinde
Die musikalische Untermalung ist stimmig und passt zum Spiel. Sie hat nicht den Charme von Monkey Island und ist nicht so stimmungsvoll wie in The Walking Dead, aber die Umgebungsgeräusche und Soundeffekte sind Minecraft treu geblieben. Hart gesonnene Fans werden das jedoch Wertschätzen.
Grafisch sieht es, für das was es sein will, ein auf Minecraft basierendes Adventure, perfekt aus. Der kultige Grafikstil, mit dem speziellen Charme, der Millionen Spieler begeistert ist hier einfach klasse umgesetzt. Die Waffen, Monster und Schreckgespenster tragen die offiziellen Minecraft Namen. Die Charakteranimationen, besonders die Mimik, ist genial und kann auch Miesmuscheln zum Grinsen bringen. Easter Eggs, beziehungsweise Anspielungen an das Original finden sich an jeder Ecke. Das ist kein Wunder, denn jeder einzelne Block ist klar zu identifizieren. Wer möchte, kann auch die komplette Minecraft: Story Mode Welt nachbauen. Schon erledigt? Schickt uns ein Bild davon zu!
Fazit
Kann Minecraft: Story Mode mit Game of Thrones oder The Walking Dead mithalten? Vom Spielgefühl allemal. Optisch – klar, es sieht passend aus. Die Geschichte kann jedoch, meines Erachtens, nicht mit den anderen beiden Spielen mithalten. An vielen Stellen hatte ich das Gefühl eine komplett austauschbare und vollkommen generische Handlung zu spielen. Da hätte ich mir dann doch lieber ein Fantasy Rollenspiel, vielleicht sogar eine komplette Telltale Eigenproduktion, gewünscht anstatt eine Ansiedlung im Universum des Sandboxtitels. Zugeschnitten sind die Charaktere und Welt auf eine etwas jüngere Zielgruppe – sowie auf leidenschaftliche Minecraft-Spieler. Wer sich direkt angesprochen fühlt, kann auch unbesorgt zugreifen.