Die letzte Hoffnung der Menschheit.
Eine Schlacht um den Planeten Erde. Die Menschheit steht vor der Vernichtung. Die einzige Möglichkeit: Die Erde in Kolonisierungsschiffen zu verlassen. Nur eine geringe Anzahl an Raumschiffen konnte die Weltraumblockade der Außerirdischen durchbrechen. Der „Weiße Wal“ ist eines der Schiffe, welches die feindlichen Linien durchbrechen konnte. Da die Reise vermutlich einige Zeit dauern wird sind viele Menschen in Stase versetzt worden. Einer davon seid ihr. Während ihr schlaft hat die wache Besatzung des Weißen Wals jedoch kein leichtes Spiel. Das Schiff wird während der Reise erneut von den Aliens angegriffen und ihr müsst auf einem Planeten notlanden. Glück im Unglück: Der Planet ist bewohnbar aber das Schiff wird übel zugerichtet und eure Stasekammer landet im Nirgendwo. Wie wird die Flora und Fauna auf die Menschen von „New Los Angeles“ reagieren und was ist mit eventuell anderen Überlebenden? Was geschieht mit der Erde? Wie wird euer Charakter nach der langen Reise aussehen?
Die Antwort auf eine dieser vielen Fragen liefert natürlich die Charaktererstellung. Hier können sowohl männliche als auch weibliche Charaktere unterschiedlicher Altersklassen gespielt werden. Die Frisur, ein Gesicht, eine passende Stimme und ab geht’s. Insgesamt eine schlanke, übersichtliche Erstellung. Ich finde es großartig, dass die jeweiligen Synchronsprecher bei der Stimmauswahl des Charakters direkt angezeigt werden. Es sind auch bekanntere Sprecher mit dabei, etwa Jenna Coleman (Doctor Who, Captain America) und Alec Newman dessen Stimme unter Anderem in Witcher 3, Assassin’s Creed: Unity oder Star Wars: The Old Republic zu hören ist
Eine gut erzählte Geschichte macht aus Ohren Augen.
Erzählt wird die Geschichte des Spiel hauptsächlich in Englisch vertonten Zwischensequenzen. Der Protagonist des Spiels ist allerdings „stumm“. Ihr könnt Antworten auswählen, aber er nickt nur oder schüttelt den Kopf. Einige Entscheidungen die ihr trefft haben auch Auswirkungen, aber nicht immer wird euch die Freiheit der Entscheidung gegeben. An einer Stelle wird man beispielsweise so oft gefragt, ob man denn auf etwas Lust hätte, bis man einwilligt.
Die Vertonung der Charaktere ist gelungen. Selbst sprechende Kartoffeln klingen „authentisch“, auch wenn der dazugehörige, japanisch-typische Sidekick, eher in die „Nerv“-Kategorie fällt. Die musikalische Untermalung kann man insgesamt als gelungen bezeichnen, ein Gänsehautmoment jagt den Anderen. Leider mit ein paar wenigen Ausnahmen: Die Musik die Nachts in NLA spielt soll wohl irgendwie cool sein, das Dauergestöhne passt jedoch nicht ins Spiel. Ansonsten ist der Soundtrack des Spiels eine Offenbarung.
Wii U? Ok, was kann das Gamepad?
Vorweg: Ich liebe es, wenn ein Spiel das Laufen für mich optional übernimmt. Wieso einige Open World Spiele diese Funktion nicht unterstützen, ist mir schleierhaft. Mit einem Tastendruck auf R und B könnt ihr bei Xenoblade den komfortablen Auto-Lauf Modus einschalten. Man braucht dann nur den Stick nach links oder rechts neigen, um seinen Trupp bequem durch die weitläufigen Landschaften von Mira zu navigieren.
Sind wir ehrlich, wenn wir ein Spiel für die Wii U kaufen, hoffen wir bei dem ein oder anderen Spiel schon, dass es sich komplett auf dem Bildschirm des Wii U Gamepads spielen lässt. Einfach ins Bett legen und unter der Decke zocken. Hier funktioniert der Gamepad-Only (oder Off-TV mode) wunderbar, lediglich die Navigation in den komplexen Menüs des Spiels ist dabei etwas hakeliger. Im TV-Modus wird das Gamepad als Weltkarte, Stadtkarte und Kommunikationstool verwendet.
Ansonsten ist die Steuerung genretypisch. Hin und wieder kann es passieren, dass Interaktionsflächen, z.B. an Personen oder Gegenständen, schwer auffindbar sind und erst nach nervigem Gefummel die daran gekoppelte Aktion ausgeführt werden kann. Das ist aber meckern auf hohem Niveau, das Spiel steuert sich ansonsten sehr flüssig und direkt.
Hammerhaidiplodocus. Was? HAMMERHAIDIPLODOCUS!
Der Planet, der den Menschen als neue Heimat dient, ist einfach nur wunderschön in Szene gesetzt. Die Geländeformen und Vegetation der thematisch unterschiedlichen Regionen sind atemberaubend. Alles ist offen und schon nach ein paar Minuten merkt man, dass es viel zu entdecken gibt. Die Welt streckt sich über 5 Kontinente, jeder mit eigenem Charakter und das komplett ohne Ladezeiten. Wenn das Spiel einmal geladen ist könnt ihr überall hin. Für faule Spieler wie mich gibt es auch ein Schnellreisesystem. Um das System nutzen zu können, reicht es aus den jeweiligen Punkt zu erkunden.
Was erhält man wenn man einen Hammerhai und einen Diplodocus (Langhals Dinosaurier) kreuzt? Meine Damen und Herren, ich präsentiere den.. *trommelwirbel* … Hammerhaidiplodocus (Patent ist angemeldet!). Die Entwickler haben sich mit dem Namen „Millesaurus“ begnügt. Die Welt von Xenoblade Chronicles X ist voll von skurrilen Kreaturen die nicht nur lustig aussehen, sondern auch sehr gut in die Welt passen. Die Monster in den Gebieten haben unterschiedliche Level. Es kann sein dass euch ein paar Meter außerhalb der Stadt ein riesiger Level 50 Gegner erwartet. Ein kurzes Vergnügen. Es gibt auch besondere Monster die etwas stärker sind als ihre Artgenossen. Diese als „Tyrant“ bezeichneten Monster können eurer Gruppe alles abverlangen und häufig könnt ihr diese nur im Skell Anzug, also in einem Mech, besiegen. Die Tyrant-Monster tragen epische Namen wie „Melanie die Scharchnase“, sind also nicht zu übersehen.
Eure wichtigen Aufträge bekommt ihr von ebenso wichtigen NPCs, während Nebenmissionen an einer Art Anschlagsbrett vergeben werden. Die Missionen alleine zu bestreiten kann aber unter Umständen an Selbstmord grenzen. Gehen wir davon aus dass wir alle an unseren Leben hängen, daher heuern wir also lieber ein paar Mitstreiter an, die uns auf unseren Abenteuern assistieren. Besonders gelungen ist dabei die Möglichkeit andere Spielercharaktere anzuheuern: Der eigene Charakter kann online gestellt werden und dieser wird dann, bei Interesse, von anderen Spielern in die Abenteuergruppe aufgenommen.
Hey! Wir haben die höhere Position!
Ich persönlich ziehe langsame Kampfsysteme den Schnelleren vor, da ich dann mehr Zeit habe um mir eine Strategie zu überlegen. In diesem Spiel läuft zwar alles in Echtzeit ab, es funktioniert aber trotzdem super. Die Strategien kann ich mir im Voraus zurechtlegen. Ihr wählt, ähnlich wie in vielen MMOs, die Skills aus einer Aktionsleiste aus. Es gibt Nahkampf- und Fernkampf Fähigkeiten mit unterschiedlichen, über eine Levelsystem ausbaubaren, Abklingzeiten und Modifikationen. Ihr könnt auch ohne Probleme im Kampf, durch Druck auf den X-Button, zwischen den beiden verfügbaren Kampfmodi hin- und herschalten. Spezialisierungen sind über verschiedene Klassen ebenfalls möglich und können jederzeit gewechselt werden sobald die jeweilige Unterklasse freigeschaltet wurde.
„Wir haben die höhere Position, greift jetzt an!“ Des Öfteren rufen sich die Spielfiguren Dinge zu. Das machen sie aber nicht nur so, sondern das hat auch einen Zweck. Die Zurufe werden gefolgt von einem Quick Time Event, bei welche
m ihr die B-Taste im richtigen Moment drücken müsst um einen Bonus zu bekommen. In diesem Fall wäre es erhöhter Fernkampfschaden. Es gibt verschiedene Dinge die sich rufen lassen. Diese „Kampfschreie“ können, ähnlich wie Fähigkeiten, ausgerüstet werden. Aktiviert werden diese aber nur wenn bestimmte Bedingungen, wie etwa eine erhöhte Position, erfüllt werden.
Manchmal reicht es aber nicht einen Mech, eine gute Position und gute Gefährten zu haben. Manchmal muss man dem Gegner mit chirugischer Präzision ein Körperteil entfernen. Die Kreaturen auf Mira haben verschiedene Trefferzonen. Die könnt ihr ganz komfortabel auswählen und, mit genug Schaden, ausschalten.
So viel zu entdecken, so viele Menschen.
Der Onlinemodus ist in einen Passiv- und einen Aktivmodus aufgeteilt. Im Passivmodus, den Squads, wird eure Wii U mit 31 anderen Wii Us über das Internet verbunden. Ihr bildet zusammen einen Squad mit 32 Leuten. Ihr könnt die anderen Spieler zwar nicht direkt sehen, aber NPC Versionen von ihren Charakteren laufen in eurer Welt rum. Mit diesen könnt ihr auch interagieren und sie zu eurem Trupp einladen. Das schöne ist: Der NPC überträgt die gesammelten Erfahrungspunkte an den Original Charakter. Im Aktivmodus, könnt ihr mit 3 Personen zusammen bestimmte Missionen bestreiten.
Der Onlinemodus ist unheimlich komplex, einen guten Einstieg bietet jedoch der, leider nur in englisch verfügbare, Subreddit Thread
Xenoblade Subreddit, Multiplayer
Es zählen die inneren Werte.
Grafisch sieht das Spiel, für die Wii U, großartig aus. Der Stil ist gut gewählt, die Wii U kann jedoch auf technischer Ebene, dass dürfte soweit auch jedem bekannt sein, nicht mit einer PS4 oder Xbox One mithalten. Fehlendes Anti-Aliasing oder gelegentliche Popups, etwa Bäume am Horizont, sind die größten Schwachstellen des Spiels. Dies ist aber nicht weiter schlimm, es macht einen Riesenspaß die weitreichenden Landschaften des exotischen Planeten Mira zu erkunden und das Gesamtbild ist trotzdem sehr stimmig geworden ist. Wer die technischen Unzulänglichkeiten, insbesondere die Ladezeiten und Popups, etwas relativieren möchte, kann sich über den Nintendo eShop zusätzliche Datenpakete kostenlos herunterladen
Fazit
Fassen wir also zusammen: Xenoblade Chronicles X ist ein musikalisches Meisterwerk, ein Pflichtkauf für Open-World Liebhaber, für die WiiU ein Grafikwunder und macht auch sonst vieles richtig. Das Entdecken macht einen riesen Spaß und das Betreten eines neuen Kontinents gleicht einem Kulturschock. Komplette Neulinge der Reihe haben einen guten Einstieg und vorallem Quereinsteigern, die bisher nur Final Fantasy, Persona oder Witcher gespielt haben, kann ich das Spiel dringend empfehlen. MMORPG Freunde kommen hier auch auf ihre Kosten durch das ähnliche Kampfsystem. Wer einfach nur fette Mechs mag, kommt auch auf seinen Geschmack. Im Prinzip ist das schon fast ein Spiel für Jedermann. Die gesamte Inszenierung gibt außerdem dieses spezielle „Aufbruch“-Gefühl und vermittelt außerdem sehr gut, dass sich einiges für die ehemaligen Bewohner der Erde ändert.
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