Hol den Whiskey raus

Kneipenathleten und Billardfans treten im 8 Ball oder 9 Ball gegen wahlweise virtuelle Gegner oder echte Spieler im Onlinemodus an – grafisch sehr ansprechend und musikalisch so stilvoll untermalt, dass man am liebsten per lässigem Fingerzeig einen 21 Jahre alten Glenfiddich Single Malt beim Bartender ordern würde.

Eingangs zeigt ein Tutorial Neulingen die Ballphysik sowie die Funktionsweise der grundlegenden Schlagtechniken, bevor man sich in der Lobby (im free mode) selbst damit vertraut machen kann und locker ein paar Kugeln schlägt. Um dem Zuschauer Billardkunst auf Weltklassenniveau bieten zu können, spielt – gerade in unübersichtlichen Spielsituationen – die Perspektive auf das Geschehen eine entscheidende Rolle. Standardmäßig schwingen wir den Queue aus der Egoperspektive, ca. 30 cm hinter der Kugel, können aber mit unserem Avatar auch Perspektiven frei um den Pool-Tisch herum einnehmen. Diese 360°- Sicht ist besonders für den ambitionierten Spieler essentiell, da sich dadurch auch die verschiedenen Schlagtechniken sinnvoll anwenden lassen. Kugeln lässt sich mit der richtigen Stellung des Queue auf verschiedene Weise Effet verpassen, was erschreckend realistisch wirkt und so auch dem Anspruch einer Simulation gerecht wird. Eine Hilfestellung bieten hierbei Richtungspfeile die dynamisch die potentielle Bahn der Kugel anzeigen und Spielzüge so kalkulierbar machen.

Ripstone_PurePool_Snooker (1)
Die schummrige Baratmosphäre sorgt für ein stimmungsvolles Ambiente.

Be water, my friend

Auch ohne den belebenden Scotch zu Beginn einer Partie gilt es darauf zu achten, nicht übermäßig viel Gewalt in die Stöße zu legen. Nach einiger Zeit bekommt man zwar ein Gefühl wie man die Kugel am besten mithilfe des rechten Sticks anstößt, trotzdem bleibt es immer eine Herausforderung seine Stoßkraft richtig zu dosieren. So kann es passieren, dass die weiße Spielkugel nach einem beherzten Stoß auch mal auf dem frischen Parkett der Bar landet.

Ein kraftvoller Eröffnungsstoß lässt viele Kugeln miteinander interagieren und hierbei zeigt die Engine was sie kann: Die Bahnen der Kugeln, ob sie nun miteinander oder mit der Bande wechselwirken, sind erschreckend realistisch. Ein weiteres Steckenpferd: Die Lichtverhältnisse bzw. die Ausleuchtung und Reflektionen auf der Kugel und dem Mobiliar wirken wie aus einem Guss und hauchen der Szenerie Leben ein.

In diesem Ambiente steigert man sein Leistungsniveau recht schnell und entwächst allen virtuellen Gegnern, weshalb der Single-Player aufgrund beträchtlicher KI-Schwächen nicht auf Lange Sicht die gewünschte Herausforderung bietet. Im Gegenzug trumpft der Titel aber groß mit seinem Multiplayer auf: VooFoo liefert im Rahmen des Onlinespiels, in dem wir auch zwischen verschiedenen Spielmodi wählen können, ein DNA-System (DLC) welches unsere Spielzüge analysiert und es unseren Onlinefreunden zum Beispiel ermöglicht auch Offline gegen uns anzutreten. Hierbei werden Daten zu unserem Spielstil erfasst: Wie oft verleiht man dem Ball Effet? Ist man eher der sichere oder eher der risikobereite Pool Gegner? Der Fokus liegt also – ob gewollt oder ungewollt – auf der Multiplayererfahrung. Dies zeigt sich auch in Sachen Interface: Es ist sehr unkompliziert und man findet recht schnell einen Onlinegegner. Diese wirken zwar manchmal recht schläfrig, aber das ist natürlich in keinster Weise als Fehler des Spiels auszulegen.

Most anticipated: Jüngst bekam Pure Pool einen frischen DLC der das Herz der Billardenthusiasten höher schlagen lässt. Dieser enthält neben einem neuen Karriere-Mode und zwei neuen Challange-Modes auch jede Menge neue Trophies und Achievements die, wie ich finde, in noch keinem Titel so gereizt haben wie bei Pure Pool. Ein kleiner Dämpfer ist hingegen dass dieser DLC nur denjenigen PS4-Spielern zugänglich ist, die die digitale Version erworben haben. PC Spieler stehen nicht vor diesem Problem.

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Stimmige Ballphysik und gelungenes Handling runden das Spielvergnügen ab.

Fazit

Ob als Gelegenheitsspieler um zwischendurch ein paar Kugeln gegen seine Onlinefreunde zu schlagen oder als exzessiver Billard-Freak: Pure Pool wird dem Anspruch einer gelungenen Simulation gerecht und überzeugt durch eine gelungene Licht-Engine und eine stimmige  Gesamtatmosphäre, die man am besten in einem der vielen Spielmodi online genießt. Mit einer Vielzahl von Schlagtechniken wird dem Spieler ein breites Spektrum an Spielgestaltungsmöglichkeiten gelassen und  besonders die reale Ballphysik lässt das Herz der Billardenthusiasten höher schlagen.

Negativ fällt die schwierige Dosierung der Stoßkraft und die teils hackelige Steuerung auf. Der Singleplayer macht nur anfangs Sinn und begrenzt Laune, wird auf lange Sicht aber vom Multiplayer verdrängt.

[pricemesh]

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