Star Wars – ein Imperium
Das Thema an sich ist bereits recht schwierig, daher oute ich mich direkt zu Beginn als Fan. Ich habe also das Spiel in die Redaktion bekommen und fing sofort mit Kollegen über die Filme an zu schwärmen, bis ich bemerkt habe, zwei meiner Kollegen sahen recht verwirrt aus und wichen meinem Blick bei Kontakt sofort aus. Auf meine Frage, ob alles in Ordnung sei, kam lediglich die Antwort: „Klar, aber ich kann nicht mitreden, ich habe noch nie einen Star Wars Film gesehen“. Fast wäre mir das Frühstück wieder aus dem Gesicht gefallen und nicht nur ich hatte ein riesiges „WTF!?“ – Symbol über meinem Kopf. Was ist also die einzig richtige Reaktion? Erst mal verdonnere ich die beiden alle Filme, bitte in der richtigen Reihenfolge, zu schauen und dann zerre ich sie vor die Konsole, lege das Spiel ein und lasse den Zauber beginnen.
Meine Augen funkeln schon nach den ersten paar Sekunden mit einsetzen der berühmten Star Wars Theme, bei meinem Blick nach links und rechts schaue ich in verdutzte Gesichter. Zum Glück sagen sie nicht „und was soll daran so toll sein“, müssen sie auch gar nicht, die emotionslosen Gesichter sprechen für sich.
Only Online?
Natürlich ist Star Wars Battlefront auf einen actionreichen Multiplayer ausgelegt, aber dazu später mehr. Bekennende Solisten kommen trotz fehlender Kampagne auf ihre Kosten. Neben einigen Trainingsmissionen, in diesen dürft Ihr X-Wing fliegen, Speederbike fahren, oder als Darth Vader das Lichtschwert schwingen. In den 5 Szenarien verdient Ihr euch Sterne und somit Credits, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt werden. Mit Credits werden Waffen oder Verbesserungen gekauft. Das Speederbike ist wie gewohnt verdammt schnell und recht schwer, erinnert an ältere Teile mit imposanter Endor-Kulisse. Ich sammle meine Sterne und erreiche die Mission, in der ich Vader oder Palpatine wählen kann. Klar, dass die Namen für meine Kollegen böhmische Dörfer sind, aber beim Zücken des rot glühenden Lichtschwertes von Darth Vader höre ich ein leises „das sieht aber cool aus“. Ich grinse in mich hinein und weiß, die Macht wird bald mit ihnen sein. Einige Minuten später, Vader packt sämtliche Moves und Macht-Würger aus und schon entlockt mein spielerisches Können dem anderen Kollegen „wow, und wie der abgeht“ – hehe.
Wir verlassen die Trainingsmissionen und widmen uns dem Schlachtfeld. Im Modus „Schlacht“ kämpft Ihr auf 4 Karten gegen die K.I., einen anderen Spieler im 1on1 oder gegen einen Kumpel. Wählt Ihr den normalen Modus, schlüpft ihr in die Rolle eines Sturmtrupplers oder eines Rebellen, stellt euch Waffen zusammen und Kartensets (dazu später mehr). First-Person-Shooter Freunde erkennen sofort die Parallelität zu Call of Duty’s Modus „Abschuss bestätigen“ wieder. Tötet Ihr einen Gegner, verliert er einen Token. Erst mit dem Einsammeln bekommt Ihr die ersehnten Punkte. Wessen Team als Erstes 100 Punkte hat, gewinnt. Wählt Ihr stattdessen die „Helden-Schlacht“, wählt Ihr die „helle Seite“, stehen euch Luke Skywalker, Prinzessin Leia oder Han Solo zur Verfügung mit unterschiedlichen Spezialkräften. Fühlt Ihr euch eher zur dunklen Seite der Macht hingezogen, starten Darth Vader, Imperator Palpatine oder Boba Fett mit euch in die Schlacht. Auch hier lassen sich Sterne und Credits erbeuten. Je schwieriger die Gegner – hier stehen 3 Level zur Verfügung – desto mehr Credits werden verdient. Den letzten Modus stellt der Überlebensmodus dar. Bekannt aus anderen großen Ego-Shootern, müsst Ihr alleine oder Koop gegen immer stärker werdende Wellen von Angreifern bestehen. 4 Karten, viele Gegner und große Spannung und endlich hab ich sie. Ja, ich meine die Kollegen links und rechts. Fast wird mir der Controller aus der Hand gerissen, mit einem bösen Grinsen und den Worten „lass mal nen Profi ran“, übergebe ich das Steuer und wir wechseln in den Multiplayer.
Action satt
Neben klassischen Modis wie Gefecht, Fracht (Capture the Flag) oder Vorherrschaft (hier müssen Punkte eingenommen und gehalten werden), zeichnet sich Star Wars natürlich durch unterschiedliche Karten aus, auf denen auch Helden spielbar sind. Im Modus Helden vs. Schurken treffen beide Seiten der Macht und stellen je 3 Helden für die Schlacht. Wenn eine größere Herausforderung gewünscht ist, wählt den Modus Heldenjagd. Ein Held gegen 8 andere Spieler. Abgerundet wird das Multiplayer Potpourri durch Jägerstaffel, Kampfläufer-Angriff und Droidenalarm. So stoppt euer Team AT-AT’s oder duelliert sich im Weltraum mit gegnerischen Jägern. Jede Map hat Besonderheiten, seien es Helden, AT-St’s oder sämtliche Luftschiffe. Meine 2 Profis wählen den Klassiker und bekommen eine derartige Packung, dass der Blaster kracht. Insgesamt mach der Multiplayer einen sehr guten Eindruck. Besonders die epischen Karten schaffen es einen geliebten Star Wars Film real werden zu lassen. Zwar haben Gamer, die sehr viel zocken einen kleinen „Vorteil“ durch bessere Gegenstände und wahrscheinlich besseres Aiming, aber die Frustrationsgrenze ist sehr hoch. Das Spiel motiviert eher weiter zu machen und noch eine Runde zu spielen und so vergehen schnell ein paar Stunden. Das Gunplay überzeugt und erinnert an andere Shooter-Größen wie Halo oder Call of Duty. Alles läuft flüssig und dynamisch ab. Nur ein kleiner Punkt stört – ich meckere auf dem höchsten Niveau – vollführt man einen Kolbenschlag bleibt man Ingame kurz stehen, das unterbricht etwas den Spielfluss. Ansonsten sind beispielsweise platzierte Granaten nicht nur gut für euer Scoreboard, sondern auch fürs Auge. Alles ist toll in Szene gesetzt und erschafft eine besondere Atmosphäre. Besagte Stimmung hat mittlerweile beide Kollegen vollends gepackt und nach erst 2 Stunden tauschen sich beide über die besten Blaster und Kartensets aus, als hätten sie den Krieg der Sterne miterlebt und wüssten, worauf es ankommt.
Ich lass mir nicht in die Karten schauen
Karten sind nicht nur zum Spielen oder Wahrsagen geeignet, in Star Wars Battlefront kauft Ihr euch mit Credits verschiedene Extras. Diese Sternkarten sind beispielsweise Ionengranaten, eine Armbrust, ein Sprungpack und noch etliche mehr. Jeder kann sich seine Gewinnerkombination an Sternkarten zusammenstellen und im Kampf nutzen. Nach kurzer Abklingzeit stehen die Extras für einen erneuten Einsatz zur Verfügung. Verliert Ihr trotzdem die Macht oder wollt den Gegner erst richtig in die Knie zwingen, stehen auf jeder Karte bestimmte Powerups bereit. Einige fühlen sich wahrscheinlich an Unreal Tournament erinnert und genau so ist das Prinzip. Drüber laufen, mit L
B + RB auswählen, mit RT platzieren/abfeuern, die Show genießen und sich freuen. Ganz so simpel ist es (zum Glück) nicht. Auch Powerups sollten mit Bedacht eingesetzt werden, dennoch hilft euch ein stationäres Geschütz, ein Truppschild oder der gute alte Orbitalangriff einen gegnerischen Ansturm zu überleben. Blaster lassen sich im Star Wars Universum ebenfalls mit Credits kaufen und auf einem der 4 Planeten abfeuern. Hoth befindet sich im Schnee, Schneeverwehungen lassen mich zittern und ich suche Schutz in den Eishöhlen. In der Wüste von Tatooine fühlt man sich an Nomadenvölker erinnert und im Wald von Endor wünsche ich mir nach wie vor ein Baumhaus hoch oben. Die moosbedeckten Stämme erzeugen ein enorm authentischen Waldgebiet, in dem man gerne sein Speederbike drosselt und die Details genießt. Krasser Kontrast zum grünen Paradies ist der Metallkomplex von Sullust. Jede Karte bietet actiongeladene Stunden Spielspaß und ist wunderschön inszeniert. Ebenfalls gut gelöst sind die Kartengrenzen. In der Ferne sieht man beispielsweise den Versuch einen AT-AT aufzuhalten oder den Kampf von X-Wings vs. Tie-Fighter. Fast schon lehne ich mich zurück und genieße einfach das Panorama und die überwältigende Epicness.
Bindung ist alles
Wie in Fallout oder Destiny, setzt auch Star Wars auf eine App. Hier werden aber keine spielrelevanten Storyinhalte übermittelt, sondern gleich ein weiterer Spielmodus mitgeliefert. Via Companion App, lässt sich der Modus Base Command spielen. Hierbei handelt es sich um ein taktisches Kartenspiel, wo ihr eure Rebellenbasis vor den imperialen Streitkräften schützt, in dem Ihr Sternkarten geschickt ausspielt. Mit erfolgreicher Verteidigung steigt euer Rang und Credits erhöhen den Kontostand. Die verdienten Credits sind im Hauptspiel verfügbar und können in nützliche Dinge getauscht werden. Ein weiterer Bindungsfaktor ist die Diorama-Ansicht. Mit Abschluss von größeren Herausforderungen, welche viel Zeit und Mühe erfordern, schaltet Ihr Modelle von Helden, Bodentruppen oder Luftstreitkräften frei. Der Season-Pass bietet ebenfalls einige neue Features, so erhält man mit Kauf 4 neue Helden & Bösewichte, 4 neue Spielmodi, 16 weitere Multiplayerkarten und vieles mehr. Den tatsächlichen (Mehr-)Wert kann ich an dieser Stelle noch nicht beurteilen.
Fazit
EA schafft es mit dem neuen Battlefront nicht nur meine 2 Kollegen zu begeistern, sondern vermutlich auch viele Weitere. Auf der einen Seite steht Action in packenden Multiplayergefechten, in denen das Einsetzen von Sternkarten und Powerups über Sieg oder Niederlage entscheiden kann. Auf der anderen Seite der Solo-Teil. Neben vielen Missionen und herausfordernde Herausforderungen, schafft DICE eine unmittelbare Kindheitserinnerung bei mir, besonders an „Rebel Assault“ – man hab ich das Spiel geliebt. Auch Gunplay und Dynamik in Gefechten überzeugen. Schlachtfelder wirken auf den ersten Blick sehr groß, haben aber, mit ausreichend Spielern, die ideale Größe. Ein Blick auf den Radar zeigt zusätzlich den Sektor an aus dem die Feinde zu erwarten sind. Sind die Karten mit der maximalen Spielerzahl befüllt, findet sich eh kaum ein sicheres Plätzchen. Allgemein erzeugt das Spiel eine grandiose und packende Atmosphäre, fesselt mich komplett an den Bildschirm und erweckt das Gefühl, Teil eines Films zu sein. Untermalt durch stimmige und aus Filmen bekannte Musik, tragen sich Schlachten auf epischen Arealen als Genuss für die Augen aus. Derzeit ist das Spielen ohne Season Pass noch möglich, ob sich das ändern wird, steht noch in den Sternen.
Das Ende vom Lied heute ist allerdings: Meine Kollegen zocken weiterhin Battlefront, die Konsole ist blockiert, ich schaue mir jetzt nochmal den ersten Film an und stehe morgen früher auf, um neben den Star Wars Schlachtfeldern zunächst den Controller zu erobern.
Langzeitfazit PC (Kevin Köhler) – Außen hui, Innen pfui
Kaum einen Titel aus dem Jahr 2015 habe ich so sehnlich erwartet wie Star Wars: Battlefront. Als Star Wars-Fan der ersten Stunde und gleichsam Battlefront-Spieler der alter Garde kamen hier zwei Dinge zusammen, die einfach zusammen gehören. Ich habe Battlefront auf der Gamescom angespielt und einen überaus positiven Eindruck mitgenommen. In den ersten Tagen nach Erscheinen, setzte sich dieser Eindruck auch beim Hauptspiel fort, vor allem dank der beeindruckenden Grafik und tollen Soundeffekte. Doch inzwischen hat sich Ernüchterung eingestellt. Von den 9 verschiedenen Multiplayer-Spielmodi (einen Singleplayer gibt es nicht) sind 7 bestenfalls sehr kurzweilig unterhaltsam. Vorherrschaft und Walker-Assault sind die einzigen Modi die ich mehr als eine Handvoll Male gespielt habe. Doch auch diese Nutzen sich recht schnell ab, denn Battlefront bietet lediglich 4 Karten. 4 Karten, bei einem Spiel für 60€ ist mehr als dürftig. Generell kommt die Abwechslung bei Battlefront sehr kurz. Nach 5-15 Stunden hat man fast alles gesehen und erlebt, was das Spiel zu bieten hat. Einzige Ausnahme sind hier die Helden. Als Anakin Skywalker oder Darth Vader zu spielen war schon in Battlefront II grandios, nun ist es noch unterhaltsamer. Einziges Problem: Das System nach dem die Helden zugelost werden, ist völlig misslungen. Statt Spieler im Laufe der Partie zufällig eine solche Rolle zuzulosen oder Spieler für besonders gutes Teamspiel zu belohnen, müssen selten auftauchende Items eingesammelt werden. Das führt dazu, dass Camper, die permanent am Spawn-Punkt der Perks hocken dafür belohnt werden, während die meisten anderen leer ausgehen. Hier sollte EA dringend nachbessern um zumindest diesen Aspekt aufzuwerten.
Alles in allem bleibt Battlefront ein beeindruckendes Spektakel, anders als die Battlefield-Titel bietet es jedoch keine Langzeit-Motivation, sondern eher leichte Kost für ein paar Stunden. Schade, hier hat DICE viel Potenzial verschenkt.