Original neue Lara
Im vorherigen Teil feierte die Serie einen erfolgreichen Neustart und begeisterte viele mit einer actiongeladenen Story und starken Kulisse. Hier rückte der Fokus jedoch eher in den Bereich „feuern was das Zeug hält“, der Archäologen-Flair blieb mehr oder minder aus. Ebenfalls hatte der Spieler es eher mit einer verletzlicheren jungen Lara zu tun und entsprach damit nicht ganz den allgemeinen Vorstellungen. Im neusten Teil ist die Story und das gesamte Spiel auf den Entdecker-Part ausgelegt. An dieser Stelle verkürze ich die Story auf lediglich einen Satz und hoffe auf Nachsicht: Lara versucht mit einem geheimnisvollen Artefakt den Ruf ihres Vaters zu retten und trifft auf den Geheimorden namens Trinity. Nach Spielstart und der ersten Zwischensequenz finde ich mich auf dem Gipfel eines Berges wieder. Schnee über mir, Schnee unter mir, Schnee um mich herum. Nicht nur Lara zittert bei diesen Naturgewalten, auch ich hinter dem Controller bin derart von Grafik und Atmosphäre angetan, dass ich automatisch die Heizung etwas höher stellen möchte. Nach einer kurzen Klettereinlage mit kleinen Quick-Time-Events finden wir uns in einer unterirdischen Höhle wieder und nicht nur Lara fühlt sich an die Ursprünge erinnert. Auch ich wittere den Duft von Rätsel und Geheimnissen, die nur darauf warten erforscht zu werden.
Ursprungs-Tomb-Raider trifft Best of the Best
Endlich dürfen wir wieder rätseln, unsere Umgebung erforschen und an imposanten Bergwänden entlang klettern. Imposant ist im neusten Tomb Raider Teil ein großes Stichwort. Die zu erforschenden Höhlen und Gebiete, vom Schneesturm über eine verlassene Sowjet-Ruine bis hin zu strahlendem Sonnenschein, alles wird brillant in Szene gesetzt. Das konnte zwar auch schon der Vorgänger, allerdings fehlte dort auf Dauer etwas die Abwechslung, diese kommt nun nicht zu kurz. Auch die Höhlen haben wieder ihren eigenen Charme. So lesen wir an den Wänden Schriftzüge nach, welche unsere Sprachkenntnisse verbessern. Wir vertiefen uns also in die griechischen, mongolischen oder auch russischen Schriftstücke. Diese verbessern nicht nur unseren Sprachschatz, sondern tragen auch für die Hintergrundinformationen im Spiel bei und sind perfekt gesprochen. Haben wir diese auf einem neuen Level, können wir beispielsweise Monolithen übersetzen, die uns in der Regel den Weg zu etwas Kostbarem weisen. Diese Entdecker-Formel zieht sich durch das gesamte Spiel und verwandelt überschaubare Gebiete in ein Paradies für Forscher und somit auch für mich. Direkt packt einen das Fieber, ALLE Gegenstände, Höhlen und Münzen zu finden und nebenbei auch alle optionalen Missionen zu erfüllen.
Next-Gen check
Gestochen scharfe Texturen und herausragendes Design fordern der Xbox One zwar einiges ab, begeistern den Spieler aber jede Sekunde. Hier finden sich zudem typische und charakteristische Gebietsgrenzen, welche durch eine reichhaltige Flora und Fauna untermalt werden. Nicht nur Sträucher und Bäume sind hier nützlich, auch Tiere können gejagt werden und verwertet werden. Doch nicht nur die Umgebung ist authentisch und lässt mich keine Sekunde an der Kälte mancher Ort zweifeln, auch die „neue Lara“ überzeugt. Zum einen liegt es an der grandiosen deutschen Synchronstimme, zum anderen aber auch an einer derart detailgerechten Verarbeitung, dass Lara viel echter und lebendiger wirkt. Theoretisch könnte man sich auch einfach vor die Konsole hocken und jedes Haar einzeln zählen. Lara hat sich nicht nur optisch entwickelt, sondern auch charakterlich. Es wird nicht geweint oder Anzeichen von Schwäche gezeigt, die Protagonistin präsentiert sich stark und kämpferisch – toll.
Grabräuber Feeling
Mit einer taffen Lara erübrigen sich Sprünge zwischen kleinem Mädchen und starker Frau. Durch den bekannten Trinity Orden kommt eine gehörige Portion Action mit ins Spiel und erweitert die spektakuläre Grafik um einige Explosionen. Die zwischenmenschliche Geschichte wird durch einen harten Gegner aufgepeppt. Während uns Elitesoldaten überraschen und alles explodiert, versuchen wir trotzdem irgendwie an das gesuchte Artefakt zu gelangen. An welchen Film erinnert dieses Szenario? Richtig, Indiana Jones! Es wirkt genau wie in den Kultfilmen und wir dürfen sogar die Hauptperson spielen. Somit orientieren sich die Entwickler auch etwas weg vom teils sinnlosem Geballer des Vorgängers und reduzieren diese auf ein nötiges Minimum. Hierdurch wird keinerlei Action eingebüßt. Prinzipiell erinnern die Shootouts stark an Uncharted, sind aber bei Rise of the Tomb Raider wesentlich besser gelöst und stimmiger in das Spielgeschehen integriert. Eine große Erleichterung für einige Spieler bietet hier der frei wählbare Schwierigkeitsgrad. Durch teilweise sehr schnelle Actionsequenzen bleibt es auch ohne Mündungsfeuer spannend. Sollte es dennoch zu einer unausweichlichen Konfrontation kommen, haben wir diverse Waffen zur Wahl, welche wir nach Belieben und nach vorhandenen Ressourcen verbessern können.
Bekannte Rätsel, neue Grafik
Neben riesigen Gräbern und zu erforschenden Gebieten glänzt Rise of the Tomb Raider vor allem mit seinen optionalen und verborgenen Grabstätten. Aber den Eingang zu suchen lohnt sich alle mal. Am Ende erwarten uns besondere Fähigkeiten als Belohnung, doch der Weg ist mit zum Teil bereits aus der ersten Generation bekannten Rätseln verbaut. So bringen wir Pendel über diverse Seilzüge zum Schwingen, verschieben Kisten und Loren oder aktivieren ausgeklügelte Mechanismen, um an unser Ziel zu gelangen. Die Rätsel sind zudem sehr abwechslungsreich und erstaunen durch ein vielseitiges Design. Hier ist auch der bekannte Überlebensinstinkt eine echte Hilfe. Mit diesem werden mögliche Kletterpunkte oder andere hilfreiche Dinge sichtbar. Um von A nach B zu gelangen, hilft zu Beginn nur laufen oder klettern. Mit fortschreitendem Spiel erlangen wir Seilpfeile und kürzen lange Strecken einfach ab. Außerdem erhalten wir Sprengsätze oder einen Dietrich, was uns ermöglicht, zuvor versperrte Areale zu betreten. So reise ich via Schnellreise zu meinem ersten Lagerfeuer und öffne eine damals verschlossene Tür, nur um etwas Nützliches zu finden und natürlich ALLE Gegenstände zu bekommen. Apropos Gegenstände, wichtige und wirklich hilfreiche Spielgegenstände erhaltet Ihr durch die optionalen Nebenmissionen. Diese reichen von einem spannenden Befreiungsszenario bis hin zum Hühnerfang.
Bomben, Knarren und der Bogen
Natürlich wird im neusten Tomb Raider auch geschossen, aber diese Einlagen sind nicht nur stark reduziert worden, sondern auch spürbar verbessert worden. Alles läuft sehr flüssig und dynamisch ab. So fordern uns die Gegner auch mehr ab
als im Vorgänger. Sie geben sich beispielsweise gegenseitig Deckung mit Sperrfeuer, verschanzen sich gekonnt oder locken uns mit Granaten aus der Deckung. Außerdem sind die Feinde viel besser ausgestattet als unsere Lara und so sehen wir uns nicht selten schwer gepanzerten Elitesoldaten gegenüber. Die kugelsichere Weste ist noch die „harmloseste“ Variante, komplizierter wird es gegen Gegner mit Metallschilden. Können wir eine direkte Konfrontation umgehen, schleicht und meuchelt sich Lara durch die Schatten der Spielkulisse. Die Möglichkeiten Kämpfe zu bestreiten sind durch viele versteckte Gegenstände und „Kombinationsmöglichkeiten“ recht vielseitig. Munition oder verschiedene Granatentypen sind nicht nur praktisch, sondern lassen sich auch im Lauf herstellen. Mit einem einfachen Druck auf die Schultertaste sorgen wir für ausreichend Munition. Im Laufe des Spiels habt Ihr die Auswahl zwischen mehreren Pistolen und schwereren Gewehren. Der Klassiker und mein persönlicher Favorit ist aber der Bogen. Er passt einfach zum Kontext und zu Lara selbst.
Fazit
Die vielen positiven Aspekte des Spiels lassen sich hoffentlich schon im Text herauslesen, doch ich nutze das Fazit für eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten und imposantesten Neuerungen. Allen voran sind die Grafik und der Sound. Nicht ohne Grund fühlt man sich wie in einem Film. Alles ist grandios in Szene gesetzt mit sehr viel Liebe zum Detail. Das Ganze wird durch wirklich authentische Synchronsprecher, besonders durch die tolle Leistung von Nora Tschirner, abgerundet und verwandelt nicht nur Lara in einen viel glaubwürdigeren Charakter. Der Fokus wurde eindeutig verlagert und man hat sich wohl auf den Namen und die „alten“ Teile besonnen. Gräber, das Entdecken und Rätsel stehen wieder im Mittelpunkt und animieren den Spieler alle Areale gänzlich abzugrasen. Es packt einen die Abenteuerlust und das direkt von Beginn an. Die Steuerung ist alles in allem sehr rund. Zwar lassen sich einige Kisten nicht direkt auf Anhieb öffnen, das ist aber in Anbetracht der vielen positiven Aspekte wirklich verschmerzbar.
Leider bietet der Artikel nur einen kleinen Einblick in das Spiel, daher die Empfehlung: Wer ein wirklich gutes und fesselndes Spiel für die Wintermonate sucht, kommt an Rise of the Tomb Raider nicht vorbei.
UPDATE: PC-Version unter der Lupe
Kürzlich erschienen und für mich ein guter Grund wieder zu einem grandiosen Spiel zurückzukehren – danke an dieser Stelle. Bereits auf der XBox hat mich das Spiel mit allen Facetten gefesselt und es geht tatsächlich noch besser, zwar „nur“ nuancenweise, aber besser. So ist beispielsweise die Kantenglättung ein wahrer Traum, leichte Clippingfehler, die in der Konsolenversion nach ca. 6 Stunden auftraten, sind in der PC-Version quasi nicht existent. Die berauschende Grafik verlangt natürlich einiges an Performance, so lassen sich bei großen Arealen mit vielen dynamischen Lichtquellen FPS-Schwankungen zwischen 30 und 60 beobachten, was aber nicht weiter schlimm ist. Als stolzer Besitzer der passenden Hardware, manövrieren die exzellenten Licht-/Schatteneffekte meine Kinnlade des Öfteren nach unten. Natürlich stellt sich in der PC-Variante die Frage: Maus/Tastatur oder Gamepad? Die Maus bietet beim Zielen einen präziseren Vorteil, das Gamepad macht Kletterpassagen angenehmer, also reine Geschmackssache. Insgesamt erfreut sich der Spieler an einer wirklich runden Optik, quasi keinen Bugs und einem insgesamt noch besseren Spielerlebnis, daher eine uneingeschränkte Kaufempfehlung für Besitzer der Rechen-Knechte.