Das rundenbasierte Football-Fantasy Mashup hat seine Wurzeln im gleichnamigen Tabletop-Spiel von Games Workshop aus dem Jahre 1986.
Auch im Videospiel ist das Spielprinzip denkbar einfach: Man führt sein 11 Mann Team als Coach & Manager zum Sieg, indem man einen mit Stacheln gespickten Football in die gegnerische Endzone befördert. Soweit so simpel.. doch man sollte eines Bedenken: Es handelt sich um Warhammer – Gewalt ist also eine Lösung! Ob als Bretone, Ork, Hochelf oder Zwerg bahnt man sich mit allen Mitteln seinen Weg in die gegnerische Endzone – jede Rasse hat dabei ihre individuellen Vorzüge. Grundlegend unterscheiden sich die Rassen in 4 Parametern: Bewegungsweite, Stärke, Geschicklichkeit und Rüstungswert. Orks beispielsweise überzeugen – wie sollte es auch anders sein – durch pure Stärke (hoher RW). Im Gegenzug aber sind sie so beweglich wie ein Greis mit Rheuma (niedrige BW).
Magie & Glanz der alten Tage
Mich persönlich erinnern die originell inszenierten Matches immer ein wenig an unseren guten alten Freund Harry – man glaubt er kommt jede Sekunde mit seinem Nimbus2000 um die Ecke geflogen und verzaubert uns. Auch ohne Potter – eine gewisse Magie wirkt das Setting trotzdem aus: Unter lautstarkem Gebrüll der eingefleischten BloodBowl Fanmeute betreten die Teams die Arena. In der angespielten, storybasierten Kampagne starten wir mit dem humanen Team „Reikland Reavers“, beheimatet in der legendären „Oldbowl“- Arena in Altdorf, deren Schicksal und Wiederaufstieg zu altem Glanz in unsere Hände gelegt wird. Kommentiert wird das Geschehen von den zwei Urgesteinen – ja man kann fast sagen der Frank Buschmann und Manni Breuckmann des Bloodbowl- Sports – Jim und Bob, ein gewiefter Vampir und ein zynischer Oger.
„Wenn du Frieden willst, bereite dich auf Krieg vor“
Nach langer Meditation über die Richtige Aufstellung und das richtige taktische Konstrukt konnte es losgehen. Wir stellen die Reikland Reavers von Grund neu auf: Nach dem ersten unterzeichneten Sponsorenvertrag verbrassen wir die Kohle für einen (das eingängliche Tutorial rät uns dazu) möglichst ausbalancierten Kader. Wir kaufen insgesamt 16 neue Spieler, hier sollten mindestens 2 Blitzer, 2 Feldspieler, 2 Fänger, 2 Werfer und ein Ork, bei denen wir allesamt sogar das Aussehen anpassen können, mit inbegriffen sein. Leider ist hier die Auswahl an Gesichtern, zumindest was die menschliche Rasse betrifft, äußerst dürftig. Mit Spielern „von der Stange“ will und kann man sich nicht direkt identifizieren. Bei meiner Feuertaufe als Coach steht mir in den ersten paar Partien Helmut Zwimmer, der Ex Coach der Reikland Reavers mit Rat und Tat zur Seite, wovon speziell Serien-Neulinge wie ich profitieren. Im Rahmen unserer langsam anlaufenden Karriere als Coach im BloodBowl-Geschäft lernen wir, dass nicht nur Gewalt, sondern auch Bestechung mit zur Tagesordnung gehören. Der Entwickler hat hier zusätzlich noch Gimmicks eingebaut, die es uns erlauben z.B. den Schiedsrichter zu bestechen. Für mentale Unterstützung ist auch gesorgt: Zusätzlich kann man sein Team noch kräftig von mehr oder weniger netten Cheerleadern anfeuern lassen oder Assistants anheuern.
„Sicher ist, dass nichts sicher ist.. und noch nicht einmal das“
„On a team, it’s not the strength of the individual players, but it is the strength of the unit and how they all function together.“
sagte die NFL-Legende Bill Belichick und dies gilt auch für die Footballvariante im Fantasyuniversum
Mag heißen: Selbst Serien-Veteranen und Taktikfüchse sollten sich bis zum final whistle bewusst sein, dass der Sieg keinesfalls immer logische Konsequenz ihres Könnens ist. Wie im Tabletopspiel von 1986 wird in jedem Zug gewürfelt – der Zufall ist also unser stetiger Begleiter. Jeder Footballfan lügt wenn er sagt, dass ihn die spektakulären Zweikämpfe der NFL langweilen. Beim BloodBowl bekommen diese Zweikämpfe (gewollt) Slapstick- Charakter. Über einen erfolgreichen Block (ein Euphemismus „für den Gegner brachial aus den Socken hauen und so spielunfähig machen“) als Verteidiger entscheidet in BloodBowl 2 der Würfel, der ja bekanntlich keiner Logik folgt. So kommt es – wenn auch eher selten – vor, dass ein 1 Meter großer Winzling einen Koloss von Ork abräumt, oder eben dieser mit einer Eleganz eines mehrfachen Eiskunstlauf-Weltmeisters durch die Verteidigung schlüpft. Zugegebenermaßen beides sehr seltene Szenarien, da die individuellen Attribute der Spieler noch einen Einfluss auf das Ergebnis des Würfelns und die Anzahl der Würfel ausüben. Wir sprechen hier also von einer abgeschwächten, moderaten Form des Zufalls, der dennoch von einigen Spielern kritisiert wird. Andererseits jedoch ermöglicht es eben genau dieser Zufall Serienneulingen wie mir eine Partie gegen einen erfahreneren Spieler auszutragen, ohne direkt pure Wut und das Verlangen das Gamepad in den Monitor zu feuern, zu verspüren. Hier auch ein nettes Feature: Am PC hat der Titel volle Controllerunterstützung, was mir persönlich als Konsolen-Kind besonders schmeichelt und grade aufgrund des langsamen Spieltempos auch durchaus sinnvoll ist.
Welcher Spielphilosophie man sich allerdings verschreibt, bleibt einem gänzlich selbst überlassen. Schütze ich meinen gut positionierten Werfer, indem ich einen Verteidigungswall aus Feldspielern zwischen ihn und den Gegner stelle, spiele dann anschließend ein Gedicht von Pass quer über das Feld für meinen Fänger, der sich natürlich zuvor in bester Stealth-Manier hinter die letzte gegnerische Abwehrlinie geschlichen hat und dort das Leder routiniert herunter pflückt oder verfolge ich die „Angriff ist die beste Verteidigung“ – Taktik und räume mit meinen Blitzern den Weg frei. Aus einer Vielzahl verschiedener Taktik-Varianten leitet sich auch letztendlich die taktische Tiefe des Spiels ab – die Serienliebhaber kennen und lieben.
In gewisser Weise lehrt uns der Titel hier eine Lebensweisheit: Jede meiner Entscheidungen, basierend auf dem gründlichen Abwägen von Chance und Risiko, beeinflussen direkt die Entscheidungen meines Gegners und umgekehrt.
Fazit
Das liebevoll umgesetzte BloodBowl 2 überzeugt durch stimmungsvolle Atmosphäre und taktisch anspruchsvolle, spannende Matches in Solokampagne oder Multiplayer, verliert auf Dauer jedoch häufiger das Leder aufgrund von fehlender Abwechselung und wenig personalisierbaren Spielern und Teams.
Liebhaber des Franchises werden nicht enttäuscht sein, dürfen jedoch keinesfalls wundersame Neuerungen in Spiel -Mechanik und -Wesen erwarten.
Mit etwas Geduld und wenn man sich darauf einlässt, schafft der Titel es, nicht zuletzt durch die guten Tutorials und unterhaltsamen Phrasen des Kommentatoren-Duos, auch Serien-Neulinge für sich zu gewinnen.
Letzteres gilt auch für mich persönlich. Das Taktik-Fieber hat auch mich nach einer kurzen Inkubationszeit befallen. In Zukunft werde ich wohl auch öfter im altehrwürdigen Oldbowl anzutreffen sein.
The famous Oldbowl – definitely worth a visit!
[pricemesh]