Endzeit-Szenarios sind in der heutigen Popkultur schon etwas länger im Überfluss vertreten und auch vor Videospielen hat diese Entwicklung nicht halt gemacht. Das Adventure Dead Synchronicity von Fictiorama Studios versucht sich trotzdem an dem Stoff und erzählt die düstere Geschichte einer Welt, die aus allen Fugen geraten ist. So weit, so gewöhnlich. Ob der Titel dem Setting aber doch etwas neues abgewinnen kann, erfahrt ihr im folgenden Test.
Vergiss-mein-nicht
Eines steht zumindest fest: Dead Synchronicity scheut sich nicht, überstrapazierte Plotpunkte zu verwenden. Ihr schlüpft nämlich in die Rolle von Michael, der unter Amnesie leidet und sich an den Moment, als die Welt aus ihren Angeln gerissen wurde, nicht mehr erinnern kann. Genauso wenig kann er sich daran erinnern, wer er überhaupt ist und wo er herkommt. Michael ist ein „Gelöschter“, um im Jargon des Spiels zu bleiben, und kann von Glück behaupten, dass der gutmütige Rod Atkinson ihn bewusstlos gefunden und gesund gepflegt hat.
Doch die Welt, in der Michael aufwacht, ist nicht die, die sie mal war: „Die große Welle“, eine Explosion gigantischen Ausmaßes, hat jegliche Zivilisation dem Erdboden gleichgemacht und die Gesellschaft in ihren Grundfesten erschüttert. Ein Fakt, den Michael aus erster Hand erleben muss, denn er wacht in einem „Flüchtlingslager“ auf, das wie ein Rattenloch aussieht und wie ein Konzentrationslager funktioniert. Zu allem Überfluss sind auch noch die sogenannten „Zerflossenen“ aufgetaucht, die an einer mysteriösen Krankheit leiden und gnadenlos aussortiert und hingerichtet werden. Und dann sind da noch diese finsteren Visionen von apokalyptischen Szenen, die Michael heimsuchen und scheinbar keinen Sinn machen…
An düsteren Themen fehlt es Dead Synchronicity sicherlich nicht. Es bemüht sich dabei sehr, ein hoffnungsloses Szenario darzustellen und die Menschen, die darin versuchen zurechtzukommen, angemessen zu porträtieren. Wirkliche Originalität kann man dem Spiel allerdings nicht attestieren, dafür kommt einfach nichts überraschend oder neu daher. Ohne viel Spoilern zu wollen: Viele Subplots und Themen, die in dem Spiel vorkommen, sind schon zu Hauf in anderen Medien ähnlich oder besser erforscht worden. Zumindest im Adventure-Genre, wo frohe Cartoon-Optiken und -Welten eher vorherrschen, kann sich der Titel angesichts seiner düsteren Atmosphäre ein wenig behaupten.
Dennoch besitzt der Titel Glaubwürdigkeit, und diese verdankt er unter anderem auch der Inszenierung, in die anscheinend viel Mühe gesteckt wurde. Die Cutscenes kommen zwar ohne viel Bewegung und Animationen aus, wirken aber dank pumpendem Soundtrack eher wie eine zum Leben erweckte Graphic Novel, was nochmal eine ganz andere Wirkung entfaltet. Im Kontrast dazu stehen allerdings die teilweise an Exposition überfüllten Dialoge, welche solide von den Synchronsprechern (gespielt wurde die deutsche Vertonung) vorgetragen werden, aber oftmals – ein bisschen typisch für das Genre – zu lange die Geduld des Spielers in Anspruch nehmen. Man versteht es auch beim ersten Mal, dass die Welt den Bach runtergegangen ist, kein Grund das abermal zu wiederholen, vielen Dank.
Kombiniere Gummiband mit Büroklammer
Mit ähnlich langsamem Tempo läuft auch das Gameplay ab, welches bei Dead Synchronicity klassischerer Adventure-Natur nicht sein könnte. Konkret bedeutet das, dass ihr den Bildschirm absucht, alles mitnehmt was nicht fest genagelt ist und den aufgesammelten Bleistift/Apfel/Türknauf auf alles anwendet, bis sich die Lösung offenbart. Ihr könnt euch in den einzelnen Szenen zwar ein bisschen mit Michael bewegen, aber diese Bewegungsfreiheit macht in der Praxis meistens keinen Unterschied.
Vielleicht ebenfalls ein bisschen im Genre begründet liegt die Formelhaftigkeit der Rätsel. Oftmals habt ihr ein bis zwei Gegenstände, die es entweder zu kombinieren gilt oder einem armen NPC anzudrehen, damit dieser endlich die Tür freigibt. So kommt es, dass ihr zumindest in der ersten Hälfte relativ zügig durch das Level und die Story schreitet. Eigentlich ein Pluspunkt, denn gerade bei letzterem liegt Dead Synchronicitys eigentliche Stärke.
Stilfrage
Optisch präsentiert sich der Titel in einem interessanten Look: Während die Hintergründe relativ detailliert gestaltet sind, bewegen sich die Charaktere als minimalistische Schemen über den Bildschirm. Mit einer angemessen tristen Farbpalette aus grau, braun und beisch unterstreicht die Ästhetik das Thema des Spiels in einer atmosphärischen Weise. Allerdings erweist sich dieser Stil als ein zweischneidiges Schwert: Teilweise wirken die Charaktere nämlich schon fast zu sehr reduziert, der gesamte Unterkörper eurer Spielfigur besteht beispielsweise nur aus einem monochromen Block. Ein paar mehr Details hätten hier nicht weh getan, und der entstehende Kontrast zwischen den Hintergründen und den Charakteren lässt das Spiel in Bewegung abseits der Cutscenes leider nicht besonders gut aussehen. Die Spielfiguren scheinen einfach so durch den Raum zu schweben und einen echten Sinn für Tiefe bekommt die Spielwelt leider selten.
Fazit
Dead Synchronicity versucht, was es kann, um sich als ein einzigartiges Spiel hervorzutun. Mit einer Story in einem Setting, das so düster ist, das es daran grenzt pechschwarz zu sein, und einer eigenwilligen Ästhetik plus Inszenierung gelingt es dem Titel auch durchaus Interesse zu wecken. Allerdings erweisen sich die Dialoge zuweilen gerne als repetetiv und überladen an Exposition, die Rätsel als generisch und die Optik als konfliktbehaftet. Das klingt härter, als es letztlich ist, denn der Versuch bleibt nicht nur ehrenwert, sondern kann in einigen Punkten auch überzeugen (siehe interessante Inszenierung und passenden Soundtrack) und hat einen gewissen Erinnerungswert. Und das ist doch eigenltlich auch schon eine Menge wert.